Vergangene Woche lief mir ein mir sehr sympathischer Bekannter über den Weg. Wir plauderten ein bisschen unter dieser gerade so wohlig frühlingshaft wirkenden Sonne und kamen bald aufs Wesentliche zu sprechen - auf ihn. Und siehe: Der junge Mann war frisch verliebt.
Ach, Verliebtsein! Wir alle kennen doch diesen Ausnahmezustand, wenn die Hormone Riverdance tanzen und das Herz im Lambada-Takt dazu hüpft. Oder für cineastisch geprägtere Gemüter: Wenn Chabrol den “Terminator” schlägt, dann ist eine Liebe meist erst wenige Wochen alt.
Ich bin sicher, dass einer der Hauptunterschiede zwischen den Geschlechtern gar nicht so sehr untenrum liegt, sondern viel mehr in der Tatsache, dass Männer sich schon zum Frühstück Streifen reinziehen können, in denen blutrünstige, schleimige Außerirdische in Stücke geschossen werden.
Im Rausch der hormonellen Vollvernebelung aber wird ein Mann seiner Auserwählten ohne Arg ins Programmkino zum französischen Nouvelle-Vague-Film folgen oder sich klaglos skandinavische Problemfilme ansehen, ohne Gezeter beide Kinokarten bezahlen und – ebenfalls evolutionär bedingt – darauf hoffen, dass man nur ja alleine in der letzten Reihe sitzen möge. Ganz ungeachtet des ihm eigenen cineastischen Brachialgeschmacks.
Mein Bekannter konnte das nur bestätigen. Vor einigen Tagen hatte auch er sich zu Feierabend im Foyer eines Leipziger Programmkinos wiedergefunden, in dem nur pakistanische Filme mit schwedischen Untertiteln gezeigt werden. Warum er dort saß, wusste er zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt nicht so genau, es sei ihm auch egal gewesen, wie er hinzufügte. Die Frau, für die er im Herzen geflaggt und illuminiert hatte, hatte ihn am Vormittag per Textnachricht zu solcherlei Abendgestaltung animiert. Das sei ihm Grund und Entschuldigung genug gewesen.
Wenn die Moleküle tanzen
Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern: Wenn die Moleküle tanzen, mache das Hirn eben einen auf toten Käfer. Aber er leide ein wenig darunter, sich als verliebter Handynutzer sich so wenig im Griff zu haben. Er fühle sich dem Pawlowschen Reflex restlos ausgeliefert. Es sei doch immer wieder dasselbe:
SMS-Signal wahrnehmen – Herzfrequenz verdoppeln – Absender-Namen checken – hyperventilieren – blass werden – rot werden – atemlos IHREN Vorschlag für den gemeinsamen Feierabend-Abend lesen: JAAAAAAAAAAAA und “ja” und “ja” und “ja! ja! ja!” denken und dann “Na gut, klar, können wir machen” schreiben – wohlweißlich verschweigend, dass man für sie auch pünktlich zum Tontaubenschießen, ins Kasperletheater oder den Weltmeisterschaften im Sitz-Tischtennis erscheinen würde, wenn man nur an ihrer Seite sein darf.
Wie er jetzt aber weiter verfahren solle, die junge Dame fester an sich zu binden, wollte er von mir wissen. Nach kurzem Nachdenken, wusste ich ihm dazu das Nachfolgende ans Herz zu legen: Auf keinen Fall mit Rosen antanzen! Der berühmte Ausspruch Gertrud Steins zum Ende des Ersten Weltkrieges “Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose” ist zwar korrekt, hatte jedoch auch eine immense Entwicklung innerhalb der Männerwelt zur Folge.
Obwohl in der seit eh und je pulsierenden Akquise-Frage zwischen den Geschlechtern die Rose bekanntlich lange Jahrzehnte in den Flora-Top-Ten auf Platz 1 gestanden hatte, scheint der Löwenanteil der Herren mittlerweile zumindest zu ahnen, dass Rosen heutzutage kaum mehr dazu dienlich sind, Frauenherzen oder gar -beine zu öffnen.
Mit der Rose macht man heute keinen Stich mehr
Selbst Klaus-Dieter, Karl-Heinz und Rolf Eden wissen: Mit der Rose macht man heute keinen Stich mehr. Die Rose gilt als die Diddle-Maus unter den Blumen, Damen von Welt kriegt man damit heute nicht mehr hinter dem Ofen bzw. hinter dem Laptop hervor.
Es gibt nämlich berechtigten Anlass zu glauben, dass die meisten jungen Dinger heutzutage nur noch selten hinter dem Ofen, aber bei weitem häufiger hinter ihrem Laptop sitzen. Der Jugendbeauftragte des Internationalen Fußballbundes, Lothar Matthäus, wusste dies einst glaubwürdig zu untermauern: “Manchmal haben ich und Liliana deswegen fünf Stunden lang nicht miteinander gesprochen.”
Doch zurück zu den Rosen.
“Wenn Rosen einfach nicht mehr das Mittel der Wahl sind, was aber dann …?”, hörte ich meinen verliebten Gesprächspartner händeringend gen Firmament blickend fragen. Wie umgarne man denn nun möglichst zielführend die moderne Frau?”
Die Antwort ist simpel: Mit Nüssen, meine Herren! Der allererste Film, den Sie mit Ihrem frisch gecasteten Objekt sehen sollten, heißt immer noch “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”.
Wenn Sie ihr dann noch glaubhaft versichern, dass Sie nun endlich Ihre Prinzessin gefunden haben, dann können Sie in Anlehnung an den tschechischen Filmprinzen selbst gemächtbetonende Strumpfhosen tragen: She’ll be nuts about you! Ich verspreche es Ihnen.
Danach kann man vorsichtig zu weiteren Rolf-Hoppe-Filmen übergehen.
Doch davon lesen Sie in der nächsten Folge. 😉
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