Was passiert eigentlich mit dem, was für einen Menschen zeitlebens vertraute Umgebung war? Manchmal übernehmen es die Erben, manchmal landet es unbesehen in einer Haushaltsauflösung. Manchmal aber kommt es auch in eine Versteigerung, erst recht, wenn die Erinnerungen an einen berühmten Zeitgenossen drin stecken. Am Sonnabend, 21. November, wird in Barthels Hof der Nachlass von Erich Loest versteigert.

Nicht der ganze. Nachdem im Jahr 2011 ein Museum zu Leben und Werk in seiner Heimatstadt Mittweida eingerichtet wurde, ging sein literarischer Nachlass an die Stiftung Mediencampus Villa Ida nach Leipzig. Der restliche Besitz soll nun freilich versteigert werden.

Und da kommt dann doch eine Menge sehr Persönliches aus dem Leben des Leipziger Ehrenbürgers unter den Hammer.

Im Rahmen der Nachlassauktion kommen zahlreiche Gegenstände aus dem persönlichen Besitz des Autors zu teils niedrigen Startgeboten zum Aufruf – von kleinen Erinnerungsstücken über Loests Schreibtisch und sein Bett bis zum teuren Gemälde, teilt der Galerist Martin Koenitz, mit. Wenn die Dinge vom Auktionator aufgerufen werden, werde es dann spannend: “Bleibt es ein Schnäppchen oder bieten sich die Liebhaber begehrter Stücke gegenseitig hoch? Beides kann und wird passieren.”

Interessierte können sich ab Montag, 16. November, bis Freitag, 20. November, im Ladengeschäft Hainstraße 3 Gegenstände aus dem persönlichen Besitz Loests zur Vorbesichtigung anschauen.

Versteigert werden unter anderem Gemälde und Graphiken von Wolfgang Mattheuer, Otto Dix, Reinhard Minkewitz und anderen, Möbel, Briefmarken, Meißner Porzellan und weitere Antiquitäten.

“Viele Leipziger und Freunde der Literatur vermissen den Leipziger Schriftsteller Erich Loest seit dessen Tod am 12. September 2013. Auch wenn Loests deutliche Worte für seine Stadt nicht immer bequem waren, war er eine wichtige Stimme im öffentlichen Diskurs um gesellschaftspolitische Fragen”, sagt Koenitz. “Seine Leser haben die Romane verschlungen und sich in ihnen wiedergefunden. In DDR-Zeiten gab es die Bücher nur unter der Hand, nach der Wende fanden die autobiographischen Werke und die Romane ‘Nikolaikirche’ und ‘Völkerschlachtdenkmal’ ein Massenpublikum. Als erfolgreicher Schriftsteller, dessen Werke auch verfilmt wurden, wohnte er mit seiner Lebensgefährtin Linde Rotta in Gohlis und umgab sich mit geschmackvoll ausgewählten Bildern, Möbeln und Porzellan. Auch Briefmarken hat Erich Loest gesammelt.”

Und sicher ist er sich auch, dass viele Kunstwerke aus Loests Besitz neue Liebhaber finden werden.

“Unter anderem werden ein Ölgemälde von Wolfgang Mattheuer und eine Lithographie von Otto Dix versteigert. Hier wird es Bietergefechte geben, soviel ist sicher”, schätzt der Galerist ein.  “Es sind auch Geheimtipps für Kenner der Leipziger Kunst darunter, wo Wissen und Geschmack der Bieter gefragt sind – Arbeiten von Karl Holtz, Reinhard Minkewitz oder ein Gemälde von Günter Richter mit dem alten Wohnhaus des Schriftstellers in der Oststraße. Ein Schwerpunkt der Versteigerung wird neben Teppichen, schönen Kleinmöbeln und hochwertigen Lampen die Sammlung Meißner Porzellans sein. Hier werden zwei Service und zahlreiche Einzelteile angeboten.”

Für die Besichtigung der Gegenstände hat der Auktionator Johann Zimmermann, Inhaber der Proventura Auktion GmbH aus Göttingen, ein Ladengeschäft in der Hainstraße 3 angemietet. Vor Ort wird er vom Antiquariat Koenitz im Alten Rathaus unterstützt.

Vorbesichtigung: 16. bis 20. November 2015, jeweils 10 bis 11 Uhr und 18 bis 19 Uhr, Freitag verlängert bis 20 Uhr; sowie am 21. November 2015 vor Auktionsbeginn im Ladengeschäft Hainstraße 3, 04109 Leipzig, organisiert von Martin Koenitz.

Die Liste mit Startpreisen und Fotos kann unter http://www.proventura.de eingesehen werden.

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