Tanner mag Comics. Tanner mag Manga. Und Tanner erfreut sich, obwohl er es nicht versteht, am Cosplay-Phänomen. In Leipzig ist es da folgerichtig, mit dem Comic-Stammtisch und den Macherinnen des jährlichen Comicgartens zusammen zu treffen. Und so sprach Tanner mit Madeleine.
Hallo Madeleine Helbig. Du bist beim neuen Comicgarten, am heutigen Samstag den 5. September, in der Gartengaststätte Siegismund, dabei. Kannst Du uns ein bisschen etwas über die heldenhaften Superheldenzeichner erzählen, die den heldenumrankten Tag mit Euch verbringen werden? Im Klartext: Wer ist so mit am Beet?
Unglaublich, dass es schon der sechste Comicgarten ist. Und wir sind wieder von mehr als 50 heldenhaften Künstlern umgeben, von denen allerdings nicht jeder Superhelden zeichnet. Dafür bieten wir aber mit allen Anwesenden einen großen Facettenreichtum an: wir haben Manga- und Comic-ZeichnerInnen, Cartoonisten, Grafiker, Postkarten-Gestalter, Illustratoren, Modellbauer, Independent-Zeichner, Blogger, Comic-Forscher … eigentlich sollte für jeden Besucher etwas dabei sein.
Namen, junge Frau, Du weißt doch, das Leservolk liebt Name-Dropping.
Ja, ich beginne ja schon, Volly. Der bekannteste ist zum Beispiel der Berliner Aike Arndt, der seinen neuesten Band “Das Nichts und Gott” im Gepäck hat. Und Aikes Gott scheint ein begeisterter Gärtner zu sein, wenn er extra die Zeit erschafft, nur damit seine Geranien wachsen.
Etwas punkiger sind da Andreas Eikenroth, Ivo Kircheis oder Punks&Banters. Auch preisgekrönte Zeichner wie Mawil, der für seinen Comicroman “Kinderland” den Max-&-Moritz-Preis des Comicsalons Erlangen für den besten Comic erhalten hat, sind vor Ort. Sehr erfreulich wäre, wenn Mawil seinen schon etwas älteren, aber perfekt zum Garten passenden Band “Geschichten aus dem Comicgarten” dabei hätte.
Außerdem bereichern Fantasy und Steampunk dieses Jahr den Garten, vertreten durch Marie Sann, die vor allem für die Adaption des Bestsellers “Frostfeuer” von Kai Meyer bekannt wurde und durch die Autorin Verena Klinke, die den Abschlussband von “Steamnoir” im Garten präsentiert. Für Freunde des Horrors ist ebenfalls etwas dabei, zum Beispiel David Füleki oder Rainer F. Engel.
Für unsere treuen Mosaik-Fans ist der wichtigste Gast sicherlich Lona Rietschel, die maßgeblich den Stil der Mosaik-Hefte geprägt und an der Entwicklung der Abrafaxe beteiligt war. Und damit ich nicht die ganze Liste herunterbete lieber schnell zur nächsten Frage …
Aus einer Eurer Presseinfos erfuhr ich, dass der Illustrator Klaus Scherwinski, der ja am Samstag auch erstmals im Comicgarten mit umgräbt, nach Leipzig gezogen ist. Kannst Du den Leserschaften etwas über Klaus erzählen? Der ist ja schon eine richtig große Nummer …
Und ob. Um Klaus zu zitieren “Nach ein paar Jahren in der Computer-Games-Branche in Frankfurt war es an der Zeit für einen Tapetenwechsel”. Das deutet schon ganz gut auf seinen Arbeitsschwerpunkt hin. Vor seinem Umzug nach Leipzig hat er als Storyboard- und Marketing-Artist bei dem Spielentwicklungsunternehmen CRYTEK (Crysis II, RYSE: Son of Rome,…) gearbeitet. Angefangen hat er aber als Comic-Zeichner mit einer dreiteiligen Mini-Serie namens “Kopeck” im Jahr 1999. Danach ist er in den professionellen Rollenspielemarkt gewechselt und hat als Illustrator für internationale Rollenspiele u.a. das Cover für Battletech, Shadowrun und Warhammer gestaltet.
Neben Kurzgeschichten für das US Heavy Metal Magazine in den USA arbeitete er als Comiczeichner für IDWs The Transformers und die G.I. Joe-Reihen. Im deutschen Verlag Weissblech Comics erschienen in der Reihe “Horrorschocker” mehrere seiner Werke, die in Zusammenarbeit mit Autoren wie Boris Koch, Josef Rother und Levin Kurio entstanden.
Ganz nebenbei gibt er seit 2004 auch noch Kurse an verschiedenen Universitäten und Einrichtungen für Concept Art und Graphic Storytelling. Ach ja, und laut seiner Website betreibt er die Kampfkunstart Aikido, vielleicht gibt er uns im Comic-Garten ja eine Kostprobe.
In den letzten Jahren waren wir es alle gewohnt, dass der ThoWi die Pressemeute zügelt und den ganzen Tag moderiert. Heuer trägt er nicht mehr sein Schwarzhaar und im Pressewirbel ist er auch etwas abgetaucht. Was ist geschehen? Das Comicfantum fragt sich so etwas ja.
Das Leben kann einen manchmal mit sehr unvorhergesehenen Sachen konfrontieren. Thowi steckte eigentlich schon in der ersten Planungsphase für den Comic-Garten. Und wir dachten, es würde wieder alles wie die letzten Jahre laufen. Anfang Mai haben wir erfahren, dass er einen schweren Fahrrad-Unfall hatte und mehrere Wochen im Krankenhaus liegen und anschließend zur Rehabilitation sein würde.
Neben der Sorge um Thowis Wohlergehen stand auch die Frage im Raum, ob es überhaupt einen Comic-Garten 2015 geben würde. Kurzfristig haben mein Freund Stefan Pannor und ich dann beschlossen, dass wir die Organisation des Gartens übernehmen. Sodass Thowi zwar nicht als Organisator, aber dafür als Besucher den Garten erleben kann. Und inzwischen hat er sich schon gut erholt und ist im Internet schon fast so präsent wie früher.
Und Du selber – worauf freust Du Dich am meisten?
Eigentlich auf den ganzen Comic Garten an sich: die tolle Atmosphäre, Freunde wiederzutreffen und neue Zeichner, deren Arbeit es zu entdecken gilt. Es gibt aber natürlich Highlights: da ist zum einen die Verleihung des Goldenen Gartenzwerges, die dieses Jahr erstmalig von Tim Thoelke moderiert wird.
Zum anderen freue ich mich auf die Stempelkarten-Aktion, die ich jetzt schon zum dritten Mal organisiert habe und darauf, wie das von der Zeichnerin Naomi Fearn gestaltete diesjährige Titelbild bei den Besuchern ankommt. Außerdem veranstalten wir erstmalig ein Comic-Quiz, bei dem die Teilnehmer ihr Wissen im Bereich Comic und Manga unter Beweis stellen können.
In der realen Welt gibt es Menschen, man mag es kaum glauben, die haben noch nie vom Goldenen Gartenzwerg gehört. Erhelle ihre Wissensdunkelheit, Madeleine. Was ist dies denn für eine sagenumwobene Gestalt? Ein Troll? Ein Ringweltler? Ein Gnom?
Tatsächlich das, wonach es klingt. Ein Gartenzwerg, ganz mit goldener Farbe umhüllt, der jedes Jahr in liebevoller Handarbeit von der Künstlerin Stefanie Czapla (Atelier creature-feature) gestaltet wird. Jedes Jahr ein neues Unikat, das als Preis vom Comicstammtisch Leipzig für das beste deutschsprachige Comicgewächs der letzten zwölf Monate zwischen dem letzten und dem aktuellen Comicgarten vergeben wird. Die Mitglieder des Stammtisches treffen dabei eine Vorauswahl, die auf der Homepage vorgestellt und präsentiert wird. Per Onlineabstimmung können Fans dann für ihren Favoriten abstimmen. Dieses Jahr rechnen wir mit mehr als 2.000 abgegebenen Stimmen.
Letztes Jahr gab es ja den kunterbunten Auflauf der Cosplayer – gibt es das diesmal auch?
Wir rechnen fest damit, dass wieder zahlreiche Cosplayer zu uns in den Garten kommen. Es sind auch mehrere Mangakünstler anwesend, u.a. Jemo Kohiri, die sowohl als Cosplayerin als auch Künstlerin vor Ort ist und zum Beispiel kleine Onigiri-Reisbällchen – aus Stoff – herstellt. Außerdem ist die Kawaii-Anthologie wieder mit einem Stand vertreten. Als Mangaka gibt es also genug zu entdecken, nur im Rahmenprogramm wird es dieses Jahr kaum spezielle Punkte für Cosplayer geben. Dies ist vor allem der spontanen Umverteilung des Organisationsteams geschuldet. Für nächstes Jahr ist aber wieder ein Cosplay-Wettbewerb geplant.
Und wie steht’s heuer mit der Musik zu Bier und Bild? Was habt ihr denn im Köcher?
Chris Schlag und seine Band “The Unshaved Men” werden uns auch in diesem Jahr beschwingt groovig durch den Garten begleiten.
Danke für Deine Antworten. Und auf das die Scharen freudig strömen.
Vielen Dank, und auf schönes Wetter!
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