Neben seiner Journalisterei ist der Tanner ja auch Lyriker und Geschichtenschreiber - und so traf er dereinst auf Josi Mark, die in sein Buch "Bastardparadies" feine Bilder schmuggelte. Doch wie mensch sich immer öfter trifft, trifft sich auch der Tanner immer wieder mit der Josi, diesmal sogar zum Gespräch.
Hallo Josi. Du hälst hier gerade Deinen 2016er Kalender in die Kamera. Ich habe schon mal reingeschmuht. Witzig. Witzig. Ist es anstrengend immer so witzig sein zu müssen?
Hallo Volly, freut mich, dass er Dir gefällt! Ich verrate Dir gleich zu Anfang ein Geheimnis: Das mit dem permanenten Witzigsein von Leuten, die im weitesten Sinne mit Humor arbeiten, ist ein verbreiteter Irrglaube. Krimiautoren sind ja auch nicht automatisch gewalttätig und nicht jeder, der einen Fantasyroman schreibt, kann selbst wirklich gut zaubern … Abgesehen davon wäre es sicherlich für alle Beteiligten eher anstrengend, wenn ich immer witzig wäre. Zum Glück muss ich das auch gar nicht, denn die Cartoons sind bei mir ja nur ein Ventil von vielen.
Doch da ist durchaus etwas Wahres dran: Humor ist ein hartes Brot. Natürlich hat man nicht immer Idealbedingungen für wirklich gute Pointen, manchmal fehlt die nötige Leichtigkeit im Gemüt oder auch ganz pragmatisch die Zeit, um sich in Ruhe was zu überlegen. Zur Sicherheit halte ich daher immer ein bis drei Cartoonideen auf Tasche – für die wirklich düsteren Zeiten.
Du machst ja nicht nur Kalender, neeee, es gibt auch Comic, Graphic, Shirt, Cartoon, Layout, Illustration und Malerei von Dir. Hast Du das eigentlich, mit nem Lehrer vor Dir an der Tafel, gelernt – oder ist’s die auto-didaktische Schiene, die Du fährst. Und seit wann bist Du eigentlich schon aktiv?
Bei diesen ganzen Sachen bin ich tatsächlich lupenreiner Autodidakt. Ich hatte als Kind immer schon ein Faible fürs Zeichnen, als Teenager dann mal mehr und mal weniger. Layout und Grafik sind bei mir dann im Studium (erst Medientechnik, dann Kulturpädagogik) hinzugekommen, als ich Zugriff auf die entsprechenden Grafikprogramme hatte. Die ganze Layouterei am Rechner hat mir dann ebenfalls großen Spaß gemacht und ich hab sie mit Inbrunst während des Studiums betrieben, obwohl ja keine meiner Studienrichtungen wirklich darauf ausgerichtet war.
So bin ich immer weiter in diese Richtung gedriftet, hab Layouts für befreundete Bands erstellt, gezeichnet, gemalt, mich weitergebildet… bis es irgendwann einen Großteil des Tages ausgemacht hat. Seit 2004 gibt es das Label “puvo productions”, unter dem ich freischaffend layoute und zeichne.
Ich mag ja Deine monatlichen FINK-Geschichten im Zine “Standort West”. Wie kommt aber der Interessierte aus dem Leipziger Osten, Süden oder Norden an Deine Werke?
Ja, das ist meine aktuelle Baustelle… ich werde meine Kalender dieses Jahr etwas weiter in der Stadt streuen und bin dafür derzeit mit verschiedenen Leipziger Läden in Kontakt. Ansonsten gibt es natürlich mein Blog puvoproductions.com und die Facebookseite, auf der ich mehrmals pro Woche alte und neue Cartoons, Illustrationen und auch die Fink-Geschichten poste.
Du bist aber auch eine der Moritzbastei-Fleißmeisen. Zum Beispiel ist das Flatterpferd auf den Plakaten vom “Durstigen Pegasus” auf Deinem Zeichentisch entstanden. Was machst Du denn da genau?
In der MB arbeite ich seit 2007 als Assistentin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Werbung – da ist alles dabei: In erster Linie Layout von Flyern, Plakaten, Broschüren und verschiedenste Grafikgestaltung, aber auch Veranstaltungsbetreuung, Deko, Koordinierung der Werbemittelverteilung, Filmschnitt und auch mal den Kopierer reparieren. Ich bin multifunktional, hehe.
Mein Buch “Bastardparadies” ist auch voller feiner Zeichnungen von Dir – da fragt man sich, schließlich bist Du recht breit aufgestellt, funktioniert das als Arbeit, rein pekunär?
Ohne einen zweiten Brotjob, der Kühlschrank und Miete absichert, kommen nach meiner Erfahrung nur wenig Illustratoren, Comiczeichner und Cartoonisten aus. Sehr schade, denn man stelle sich nur mal vor, wie viel großartigen Output man generieren könnte, wenn man wirklich den ganzen Tag Zeit hätte für´s Zeichnen! Das breite Aufgestelltsein ist also irgendwie Segen und Fluch zugleich – einerseits sichert es mich finanziell ab, andererseits steckt man auch unfassbar viel Zeit und Kraft in Dinge, die einen vom tatsächlichen Zeichnen und Geschichtenausdenken abhalten.
Als Künstler hat man leider auch immer wieder mit der etwas verqueren Vorstellung zu kämpfen “Dir macht das doch Spaß! Da brauchst Du doch kein Geld für nehmen!” oder allein die Namensnennung beim Abdruck z.B. in einem Magazin wäre schon Lohn genug. Weil: Da wird man ja auf einen Schlag berühmt! Den wenigsten Leuten ist, denke ich, bewusst, wie viel Arbeit und Zeit in einer Zeichnung steckt. Nicht nur die Zeit fürs Zeichnen selbst, sondern auch der komplette Weg bis dahin.
Meine Cartoons zum Beispiel sind sehr reduziert vom Strich her – um allein diese Optik herauszuarbeiten und den typischen puvo-Humor zu entwickeln habe ich Jahre gebraucht. Und das Lernen hört nie auf.Man ist im Prinzip permanent dabei, sich neue Medien oder Stile zu erschließen, um das Spektrum zu erweitern. Oder man arbeitet sich an Genres ab, die man (noch) nicht so gut beherrscht. Alles Arbeitszeit, die ja indirekt dann auch in den fertigen Werken steckt.
Aus diesem Grund freut es mich dann umso mehr, wenn Leute meine Kalender kaufen oder einen Originalcartoon bei mir bestellen. Das sind irgendwie immer die schönsten Aufträge und zeigen viel Wertschätzung – weil: man könnte sich das ja auch alles aus dem Internet ausdrucken…
Ist Leipzig ein guter Ort für Dein Tun? Ich denke mal, Meerane oder Leisling wäre schwerer – heißt dies aber, hier ist’s einfacher?
In der Kreativbranche (und nicht nur da) hat man es natürlich leichter an einem solchen Hot Spot wie Leipzig – weniger wegen der Aufträge, denn die kommen ohnehin meist übers Emailpostfach rein und werden auch fast ausschließlich darüber abgewickelt. Aber das Kontakthalten mit Gleichgesinnten ist hier natürlich leichter. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das viel zu selten mache – daher ist z.B. der Comicgarten hier in Leipzig so eine schöne Gelegenheit, einmal im Jahr zum Socializen aus der Deckung zu kommen…
Und was Leisling angeht… Ich frag mich schon manchmal, wie ich in der Einsiedelei funktionieren würde. Es zieht mich nicht wirklich in die große Stadt – mit Leipzig hatte ich durchaus meine Startschwierigkeiten vor 15 Jahren und das enorme Wachstum der Stadt macht es nicht leichter. Aber noch ist es nicht soweit, noch überwiegen die Vorteile und Bequemlichkeiten. Auf lange Sicht zieht es mich dann aber vermutlich doch eher raus in die menschenleere Ödnis. Fink hat seinen Köfferchen ja schon vor Jahren vorfreudig gepackt. Bisher konnte ich ihn aber noch stets vertrösten.
Danke Josi, für Deine Antworten – und immer volle Batterien im Graphic-Tablet.
Ich hab zu Danken, lieber Volly! Mein Grafiktablett bezieht seinen Strom allerdings direkt vom Rechner. Hier ist also nix zu befürchten.
*** puvo productions ***
Illustration / Malerei / Cartoon / Layout
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