Im Leben geht es immer um Balance. Besonders, wenn das Gefühl sich breit macht, dass die Inhumanen die Deutungshoheit über die gesellschaftliche Entwicklung übernehmen, ist es wichtig, den anderen Menschen Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und so macht es der Fotograf Martin Neuhof mit seinem Projekt ZEIG DICH! (Gegen Hetze und Rassismus). Ihn dazu zu interviewen wäre jetzt zu folgerichtig, deshalb schnappte sich der Tanner eine seiner Protagonistinnen, die wundervolle Linda Sadoudi, die auch gleich noch erzählen konnte, was sie so im Bereich Altenpflege macht.
Es ist mir eine Freude, Dich zu interviewen, liebe Linda Sadoudi. Du machst ja bei Martin Neuhofs Fotoprojekt ZEIG DICH! (Gegen Hetze und Rassismus) mit. Wie bist Du da mit reingeraten? Um was geht es da genau? Und was hat Dich bewogen, Dein Gesicht zu zeigen?
Nun ja, wie soll ich sagen wie ich da in das Projekt von Martin Neuhof hinein geraten bin? Vielleicht: durch das soziale Netzwerk. Ich bin schon länger eine riesige Anhängerin seiner Fotografie, ich lese immer sehr aufmerksam, da ist mir besonders sein Engagement ins Auge gefallen. Wie Martin mit eigenen Worten äußert: ´Jetzt reicht es´ reicht es mir ebenso, deswegen nutze ich die Chance, bei diesem Projekt mitzuwirken, mein Gesicht der Öffentlichkeit entgegen zu strecken, mit meinem ganz persönlichen Statement zum Thema gegen Hetze und Rassismus.
Ich zeige Courage und halte dies für mich für selbstverständlich, wenn mir etwas Unrechtes in meinem Umfeld auffällt. Bereits zwei-, dreimal habe ich leicht was auf die Nase bekommen, mich aber für Menschen eingesetzt – ICH schaue nicht weg. Mein Vater kam vor circa 25 Jahren von Algerien nach Deutschland, meine Familie und ich wurden persönlich jedoch nie mit Rassismus konfrontiert.
Dies soll auch keinem Anderem widerfahren.
Ich war noch im Halbschlaf, als ich den Post von Martin im Netz entdeckte, ich rollte mich im Bett auf den Bauch und verfasste meine aussagekräftige Mail. Wenig später kam die Zusage für das Projekt und ich war schon sehr stolz darauf.
Du selber bist auch als Model unterwegs – in Deiner Sedcard steht: CurvyModel. Was ist das denn?
Ja richtig, ich bin seit Anfang August als aufstrebendes Model unterwegs, mein erstes Shooting war mit dem Fotografen Linsenfett, es war Akt und wir waren in einer Sumpflandschaft unterwegs, es war sehr mystisch. Das Wort `curvy´ stammt aus dem englischen und bedeutet übersetzt ´kurvig´, was einwandfrei zu meiner Figur passt, die Proportionen sind stimmig und das Wichtigste dabei – ich fühle mich wohl. Es ist ein kleiner Hinweis an die Fotografen, damit sie wissen, dass sie geballte Frauenpower auf Einmetersiebzig erwartet, eine Menge Sympathie, Feingefühl und Ausdruck.
Neben dem selber vor der Kamera stehen bist Du auch dahinter aktiv, wobei Du eine extrem gute Sicht auf Perspektiven, Bildaufbau und Emotionen an den Tag legst. Hast Du das gelernt??? Wie und wie lange braucht frau dafür?
Danke für das Kompliment, dies freut mich sehr zu hören. Hmm, wie man es erlernt und was man dafür benötigt: Man muss ein gewisses Auge für besondere Momente und Konstellationen haben, für die ganz individuelle Schönheit des Menschen. Ich habe einen Heiden-Respekt vor der Technik und mir fehlt noch so einiges an KnowHow, bevor ich mir eine eigene Kamera zulege und selbst Shootings geben kann. Dies ist auch ein Grund warum ich meine Seite LindaGraphy taufte, da ich später selbst wieder aktiv werden möchte, das Graphy leitet sich ganz stilvoll von Photography ab.
Zu Deiner Frage, was man dazu noch benötigt, kann ich voller Liebe antworten, meinen wundervollen Partner (Enrico Hoffmann, Mediengestalter/ Fotograf). Er unterstützt mich, wo er kann, es ist ein Traum. Genug der Schwärmerei. Für die Fotografie interessiere ich mich seit der Schulzeit, ich war mit der Klasse häufig zu Projekten in verschiedenen Einrichtungen und habe dadurch Gefallen daran gefunden.
Zurück zu ZEIG DICH. Dein Nachname ist ja Sadoudi. Dies klingt schon mal anders als Krämer, Schmidt und Buchtel. Wo kommt denn der Name her und wie kam er an Dich?
Mein klangvoller Nachname: Sadoudi, welch eine Musik, nicht wahr, Volly? Der Name stammt aus Algerien im Norden Afrikas, fand über das stürmische Mittelmeer per Flugzeug den Weg nach Deutschland und setzte sich schließlich in der Messestadt Leipzig nieder. Volly, Du glaubst gar nicht in welch amüsanten Varianten mein Name bereits ausgesprochen wurde. Meine Mutter ist geborene Krüger, also ähnlich wie Krämer, Schmidt und Buchtel. Welch Glück, dass meine Eltern geheiratet haben, denn den exotischen Klang möchte ungern tauschen. Mein Vorname Linda kommt aus dem spanischen und heißt übersetzt – hübsch, schön. Passend nicht wahr?
Du bist auch in der Altenpflege tätig. Was machst Du denn da genau? Kannst Du uns bitte ein bisschen etwas aus Deinem Arbeitsalltag erzählen?
Ja, mein Beruf ist die Altenpflege. Im Jahre 2010 habe ich die Ausbildung zur Sozialassistentin erfolgreich abgeschlossen, bis zum letzten Jahr im September war ich als Pflegeassistentin tätig. Da hatte sich mir die Möglichkeit ergeben, die Ausbildung zur Fachkraft berufsbegleitend anzustreben. Ich war sofort dabei, welch klasse Chance, ich bin jung und nutze gern Gelegenheiten, die sich mir positiv eröffnen. Und hier noch ein kleiner Einblick in den Aufgabenbereich für Außenstehende: die Bewohner bei der Grundpflege unterstützen/ anleiten/ übernehmen; ein Lächeln ins Gesicht zaubern und liebe, ehrliche Worte zukommen lassen; mit Empathie arbeiten; Ressourcen fördern und erhalten; Medikamentengabe, Dokumentation am Computer; die enge Zusammenarbeit mit Angehörigen, Ärzten, Therapeuten, Sterbebegleitung und ganz häufig sind wir einfach Mädchen für alles.
Danke, liebe Linda, für Deine Antworten. Und gut, dass Du das so machst wie Du das machst!
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