Es gibt Jobs, da träumst Du von. Zum Beispiel glauben Herden von Jugendlichen, dass Feuerwehrmann, Bassist in einer Rockband oder Veterinärmediziner anstrebenswerte Betätigungsfelder wären, um beim jeweils anvisierten Geschlecht gut zu landen. Tatsächlich geht dies nur als DJ. Tanner fragte einen, der es aus eigener Sicht wissen muss, den DJ frequen-C – und dieser antwortete.
Salute, DJ frequen-C. Du bist – unter anderem – HausDJ im Dark Flower. Wo gibst Du Dir denn noch so die Ehre?
HausDJ, ha ha ha, sehr geil, ja da bin ich jetzt schon ne Weile, ich glaube seit 2005 oder 2007, wer merkt sich das schon. Zu finden bin ich noch in der Moritzbastei, in der Villa (wo es für mich in Leipzig anfing), ganz selten in der Sixtina und natürlich im Flowerpower. Ansonsten kann man mich auch für Geburtstage und Hochzeiten buchen.
Jetzt mal zum DJ-Sein an sich. Da ranken ja Mythen. Zum Beispiel gibt es Geschichten von horizontalen Angeboten. Sind diese Geschichten wahr? Wurde Dir schonmal ein Körper zur Bespielung feilgeboten? Erzähl mal ein bisschen etwas aus dem Nähkästchen.
Es gibt wohl solche Frauen – aber die habe ich noch nicht kennen gelernt oder sie mit meiner unnachahmlichen netten sympathischen Art vergrault. Ich bin sehr konzentriert beim Arbeiten und unterhalte mich selten länger als eine Minute mit Gästen, außer im Flowerpower, da ist alles ein wenig familiärer.
Wie muss der Unwissende sich denn so eine DJ-Schicht vorstellen? 12 Stunden CD auf CD – das geht doch an die Substanz. Und dann diese Musikwünsche ….
Nun ja, du hast ein Thema oder einen bestimmten Club mit Thema und schaust, was du mitnimmst, CDs, Platten, Rechner? Hast du wenig Platz, dann den Rechner, bietet auch mehr Auswahl, als wenn du jetzt 500 Platten mit dir herumschleppst oder 500 CDs. Du kommst ne Stunde vor Beginn an, trinkst ein bis drei Kaffee, hast im Hintergrund schon Musik laufen und bereitest dich seelisch und moralisch auf das Gehörgangmassaker deiner Gäste vor. Dann ist es 22:30 Uhr und du fängst mit deinem ersten Song an, die Gäste kommen langsam, deine Playlist wird schneller und grooviger, die Leute reagieren und tanzen oder nicht, man trinkt einzweidrei oder vier Pfeffi mit Gästen oder Personal und freut sich, dass alles läuft, es kommen ein paar Wünsche, kurze Gespräche, liebe Begrüßungen und irgendwann geht der Abend zu Ende, die Leute gehn, die Musik ist aus, ich geh an die Bar, bestelle mein Feierabendgetränk, unterhalte mich noch mit meinen Kollegen. Dann packe ich zusammen und gehe, spektakulär oder? Ha ha ha.
Kannst Du eigentlich davon leben? Wie muss ich mir denn die pekunäre Vergütung vorstellen im DJ-Geschäft?
Ich habe Essen, Zigaretten, was zu trinken und kann mir ab und zu was leisten, kann ich das mal nicht und das passiert, dann habe ich sehr gute Freunde, die mir gern mal helfen. Dafür würde ich euch gern mal Danke sagen, echt ihr hab mir schon soooooo oft meinen Arsch gerettet, Danke!
Wie hältst Du Dich fit? Drogen? Alkohol? Sport? Erzähl mal bitte.
Hmmmmm, fit? Sport? Drogen? Nee, ich habe es mit Sport versucht, aber musste den Versuch nach 1 1/2 Jahren abbrechen, bringt mir nichts, wenn ich fünf oder sechs Nächte die Woche auflege, dann acht Stunden schlafe und dann noch zwei Stunden im Studio bin – und dann noch in die Mukkibude rennen? Das schaffe ich nicht mehr. Also gesündere Ernährung und mal mehr spazieren gehen muss einfach reichen.
Und wie hältst Du Dich musikalisch auf dem Laufenden?
Das ist verdammt schwer. Aber Kollegen und Gäste sorgen mit ihren Wünschen und Tipps dafür, dass man aus dem Hören nicht rauskommt, allerdings hab ich es nicht so mit aktuellen Sachen. Das ist halt ein wenig schwierig – wenn man mit großartiger Musik aufgewachsen ist, verlegt man sich dann doch lieber auf die Klassiker.
Ich durfte ja auch schon einige Jahre als DJ meine Brötchen verdienen, war aber ganz froh, als es vorbei war – ich wurde ja nicht jünger dabei. Deshalb meine Frage: Wie lang willst Du denn noch die Platten drehen? Nervt es nicht langsam, den jungen Nacht-Flattervögeln die Untermalungsmusik zur Balz zu liefern?
Ich finde das Balzverhalten der Großstädter einfach nur interessant, ich möchte noch lange ein Teil davon sein. Also auf meiner Seite, nicht auf deren – das wäre mir zu stressig, so viele hübsche Frauen, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Nein, ich denke, ich werde es noch ewig machen. Ich bin doch erst 36, das ist doch kein Alter, nicht für nen Künstler, nicht für einen, der liebt, was er tut, und das auch noch fast jede Nacht. Hey, nimm mal Mike aus dem Flowerpower, der wird 70 dieses Jahr, doppelt so alt wie ich. Also bitte, Mike war schon immer ein Vorbild für mich, gerade bei dem Alter.
Danke, mein Freund. Und immer ne heiße Rille, Du weißt schon.
Möge sie nicht heiß werden, sie wellt sich dann immer so, ha ha ha. Danke für deine Zeit, Volly, hat mich gefreut.
Keine Kommentare bisher