Zum wiederholten Mal will sich Legida heute Abend auf eine neue Route begeben. Der Willy-Brandt-Platz ist nach dem Waldstraßenviertel, dem Augustusplatz, dem Simsonplatz und dem Richard-Wagner-Platz nun bereits der fünfte Startpunkt. Nach einer Kundgebung vor dem LVB-Haus soll es dann Richtung Augustusplatz gehen und von dort wieder zurück. Gegenprotest wird sich unter dem Motto „Rassismus den Platz nehmen“ vor dem Hotel Astoria, dem Wintergartenhochhaus sowie auf dem Augustusplatz und dem Johannisplatz formieren. Vom Nikolaikirchhof startet gegen 18 Uhr zudem der Aufzug „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt“. Wer sich heute Abend besorgt auf der Legidabühne äußern wird, ist noch nicht bekannt.
+++ 21:48 Uhr: Die jungen Menschen wissen, was Legida-Teilnehmern fehlt … – Video +++
(Unser Basti hat extra gefragt, die Tanzenden waren mit den Aufnahmen und der Veröffentlichung einverstanden)
+++ 21:47 Uhr: Legida ist in Leipzig nicht willkommen – Video +++
+++ 21:36 Uhr: Friedlich und zahlreich +++
Es scheint ein friedlicher Abend gewesen zu sein. Den Gegendemonstranten ist es erneut gelungen, sich den Legidaanhängern in den Weg zu stellen – diesmal vor allem bei der Anreise sowie beim Versuch, loszumarschieren. Weniger als 500 Leute waren es dann, die über den Ring zum Augustusplatz und wieder zurück liefen und dabei teilweise Naziparolen riefen. Gegenüber der Vorwoche entspricht das einem Teilnehmerschwund von etwa einem Viertel bis einem Drittel. Auf der Gegenseite kamen diesmal etwa 1.000 bis 1.500 gute Menschen zusammen, also auch deutlich weniger als in der Vorwoche, aber immer klar mehr als bei den bösen Menschen.
Wie die gerade einmal zwei Redebeiträge den Anhang dazu motivieren sollen, auch nächste Woche wieder in Leipzig herumzustehen, scheint rätselhaft. Aber mit Plausibilität war dem Phänomen Legida ja von Anfang an nicht beizukommen. Die Abreise verlief friedlich – ganz im Gegensatz also zu den Ereignissen am vergangenen Montag, als sich sowohl Polizei als auch Antifaschisten über unnötige Gewalt der jeweils anderen Seite beklagten.
Wir warten nun gespannt auf den nächsten Facebookpost von Legida. Wir raten mal: Polizei und „Linksfaschisten“ haben tausenden Legidafans den Zugang zur Kundgebung versperrt. Dienstaufsichtsbeschwerde geht gleich morgen raus. Oder hat jemand andere Ideen?
+++ 21:04 Uhr: Der Feierabend rückt näher +++
Nationalhymne? Pflichtbewusst abgespult. Gut gemacht, ihr Patrioten. Nun darf es wieder nach Hause gehen. Durch den Tunnel marschieren ein paar hundert Leutchen zurück in den Hauptbahnhof, während die Gegenseite eine Mischung aus Party und Pfeiffkonzert veranstaltet. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es heute nicht zu ähnlichen Szenen zwischen Polizei und Legidagegnern kommt wie vor einer Woche.
+++ 20:51 Uhr: Ein Schrei nach Liebe +++
Rund um den Bahnhof war heute mehrmals der „Schrei nach Liebe“ zu vernehmen. Hoffen wir einfach mal, dass er bis zu den Legidisten vordrang. Dort hat sich nun Graziani aus Berlin das Mikro geschnappt. Cool steht er da auf der Bühne, mit Sonnenbrille. Weitere bemerkenswerte Erscheinungen seines Auftrittes dringen jedoch nicht zu uns durch. Die ersten Kundgebungsteilnehmer begeben sich derweil schon auf den Heimweg, hängt womöglich mit dem EM-Quali-Spiel ihrer Nationalmannschaft zusammen. Wie genau die Polizei nachher die große Abreise organisieren will, ist immer noch die spannendste Frage des Abends. Auf Twitter kursieren derweil diverse Meldungen über herumlungernde Nazigrüppchen.
+++ 20:35 Uhr: Mal was anderes: Leipzig erwartet diese Woche 2.000 GeflĂĽchtete +++
Johnke hat sich nochmal das Mikro gekrallt. Wir widmen uns mal kurz wichtigen Dingen: Wie heute bekannt wurde, sollen ab morgen Geflüchtete in der Messehalle 4 untergebracht werden, insgesamt bis zu 2.000. An sich natürlich eine tolle Sache, dass die Vertriebenen und Verzweifelten nicht nach Heidenau oder Freital müssen, sondern nach Leipzig kommen dürfen. Aber eine solche Massenunterbringung sprengt alles, was es bislang in Leipzig in Sachen Asylunterkünfte gab. Zum Vergleich: In der Ernst-Grube-Halle sind etwa 400 Menschen untergebracht, ein Fünftel also. Hoffentlich stehen diesmal von Anfang an taugliche staatliche Strukturen zur Verfügung, denn für eine solche Menge an Menschen noch einmal gewaltige zivilgesellschaftliche Anstrengungen zu mobilisieren, dürfte vor allem kurzfristig kaum möglich sein. Nach unseren Infos wäre Leipzig damit übrigens der zweitgrößte Aufnahmeort für die Erstunterbringung von Geflüchteten in Deutschland. Klare Sache: Refugees Welcome!
Derweil am Bahnhof… Legida hat sich noch nicht aufgelöst.
+++ 20:25 Uhr: Die RĂĽckkehr der Abendland-Ritter zum Bahnhof und allerlei MerkwĂĽrdigkeiten +++
Laut Christin Melcher, Sprecherin im Stadtverband der Grünen, wurde Ex-Thomaspfarrer Christian Wolff von der Polizei als Ordner am Wintergartenhochhaus abgelehnt. Grund: Anfangsverdacht einer kriminellen Handlung, genauer: Anstiftung zur Straftat. Es gibt halt jede Woche was zu lachen. Wobei es ja eigentlich ziemlich traurig ist. Und laut „No Legida“ läuft bei den Rassisten mal wieder Hans-Thomas Tillschneider mit. Er ist Mitglied im Vorstand der sächsischen AfD. Hm. Nur noch mal zur Erinnerung: Bei Legida lief auch schon der NPD-Stadtrat Enrico Böhm mit, ohne dass es davon jemals eine Distanzierung oder für ihn schlicht einen Ausschluss gegeben hätte. Das sollte man als Politiker wissen. Und berücksichtigen. Aber für manche ist es offenbar eher förderlich fürs Image, sich einer Legidademo anzuschließen.
Zumindest Böhm haben wir heute jedenfalls nicht gesehen. Das wäre auch arg merkwürdig gewesen. So. Passiert nun noch irgendwas Spannendes?
+++ 20:03 Uhr: Unterwegs im geistigen Niemandsland +++
Eilmeldung: Legida hat den Livestream offiziell beendet. Ă„h, setzt so etwas nicht einen Beginn voraus?
Als Journalisten stĂĽtzen wir uns ja in der Regel auf Fakten und nicht auf Spekulationen. Aber hey, heute machen wir mal eine Ausnahme: Kann es sein, dass schlicht niemand mehr Bock hat, ins Legidamikro zu brĂĽllen? Also generell nicht. Abgesehen von StĂĽrzenberger fehlte es in den vergangenen Monaten doch arg an Prominenz. Selbst ein Lutz Bachmann hatte nicht viel mehr zu sagen als: Unterzeichnet meine Petition! Und dann flog auch schon der Fruchtsaft.
Wir lassen uns natürlich ungern vom Gegenteil überzeugen. Legida ist gleich zurück auf dem Willy-Brandt-Platz. Wird es noch eine furiose Abschiedsrede geben? Vielleicht sogar mehrere? Werden wir alle zusammen wieder die drei Stophen des Deutschlandliedes trällern? Und wie wollen die Rassisten eigentlich nach Ende der Kundgebung zurück zum Bahnhof kommen? Zumindest oberhalb scheint der Weg versperrt. Viele spannende Fragen an diesem Abend. Bleiben Sie dran!
+++ 19:40 Uhr: Kurze Rede, kurzer Sinn; Legida heute wortkarg +++
Also wir wissen ganz genau, wer heute zum späten Abend wieder fleiĂźig etwas von Dienstaufsichtsbeschwerden, Anzeigen und anderen Träumereien berichten wird. Legida will nun loslaufen, ohne vorher irgendetwas Nennenswertes zu Protokoll gegeben zu haben. Man ist sauer auf Polizei und Ordnungsbehörde, die angeblich das Versammlungsrecht nicht durchsetzen konnten. Tja, wer zu spät kommt…
Das ist in der Tat dann auch eine Premiere. Bislang folgten die Demos immer dem Muster: Rede-Spaziergang-Rede. Oder gleich ganz verboten beziehungsweise stationär beauflagt. Dann schauen wir jetzt mal, ob die paar hundert Leute auch immer artig winken und ob die Gegendemonstranten ebenso freundlich zurückgrüßen. Voraussetzung: Nolegida lässt Legida überhaupt loslaufen.
+++ 19:27 Uhr: Gäääähn. Viel Lärm um nichts. +++
Auf den Straßen und daheim am Livestream – wir verzweifeln langsam. Seit einer Woche freuen wir uns auf pointierte Redebeiträge, die uns erklären, was genau es mit dem Systemsturz und den Anzeigen auf sich hat und wieso die vielen Menschen in Deutschland den Hetzern eigentlich nicht richtig zuhören und stattdessen Geflüchtete mit offenen Armen an Bahnhöfen in Empfang nehmen. Und nun heißt es: keine Reden, gleich Spaziergang. Hoffentlich nur ein Ente. Offiziell heißt es bei Legida übrigens nur, dass eine Demo angemeldet wurde, um die Zugänge frei zu machen. Keiner werde durchgelassen. Was auch immer das alles bedeuten soll. Wir warten!
+++ 19:11 Uhr: Wir warten gespannt +++
Mit der Sitzblockade wurde seitens der Polizei kurzer Prozess gemacht. Nun können sich also alle auf das Gebrabbel am Legidamikro konzentrieren. Das startet aber mit 15 Minuten Verzögerung. Deutsche PĂĽnktlichkeit eben. Also alle nochmal tief Luft holen…
+++ 19 Uhr: Hör mal wer da spricht – Wir klinken uns wieder in den Legida-Livestream ein +++
+++ 18:56 Uhr: Spontandemo Richtung Bahnhof und zarte Annäherungsversuche +++
Laut Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ ist gerade eine Spontandemo vom Augustusplatz Richtung Wintergartenhochhaus unterwegs. Am Hauptbahnhof haben sich derweil zahlreiche Gegendemonstranten wieder einmal den Rassisten auf Rufnähe angenähert. Etwa 200 Personen stehen derzeit auf den Gleisen – wo um diese Zeit sowieso keine Bahn mehr fährt. Einige Leute bilden eine erste Sitzblockade. Bei Legida haben sich kurz vor Veranstaltungsbeginn etwa 150 Nasen versammelt. Einige andere unangenehme Zeitgenossen treiben sich derweil immer mal wieder in Bahnhofsnähe abseits der eigentlichen Kundgebung herum.
So langsam kehrt nun auch das Kribbeln wieder zurück. Wen wird Legida heute ins Rennen um den dümmlichsten Beitrag schicken? Orgachef Markus Johnke wird vermutlich damit prahlen, „No Legida“ angezeigt zu haben und dabei erklären, wie sich das mit dem erklärten Ziel, das System zu bekämpfen, in Einklang bringen lässt. Von Pegida gibt es ab sofort keine Unterstützung mehr, denn das Original tagt zeitgleich in Dresden.
+++ 18:40 Uhr: Lesen bildet nicht immer; Lage noch ruhig +++
Lesen soll ja eigentlich bilden. Bei Legidafans scheint das aber nicht unbedingt der Fall zu sein. Wir erblicken jedenfalls schon einige „Compact“-Leser im noch überschaubaren Publikum (circa 75 Leute). Immerhin: mal kein Hetzblog, sondern zur Abwechslung auch mal ein bisschen Verschwörungstheorie. Begrüßt werden wir derweil vor Ort als „linke Nazis“, die eine Mediendiktatur schaffen würden. Nun ja. Immerhin: Man redet miteinander. Oder zumindest sie mit uns. Und wir hören zu. Irgendwie. Mit einem Ohr. Beim Vorbeilaufen.
Ansonsten das übliche Bild: Die Legidakundgebung ist wieder abgeriegelt und entlang der geplanten Demoroute vom Hauptbahnhof zum Augustusplatz ist alles prall gefüllt mit Polizei, Polizeiautos, Polizeihunden, Polizeiabsperrgittern, … Wer jetzt noch vom Bahnhof in die Innenstadt möchte, muss wahrscheinlich einen Umweg über die Neue Messe laufen. Von der Nikolaikirche sind derweil über 200 Personen zu den Gegenkundgebungen aufgebrochen. Bislang scheint noch alles sehr ruhig zu sein.
+++ 18:30 Uhr: Legida will mal wieder laufen +++
Wir werden demonstrieren und kämpfen, bis dieses System in alle Einzelteile zerfällt. Wir, das ist natürlich nicht das Team der L-IZ, sondern das sind Markus Johnke und seine Freunde aus dem Legida-Orgateam. Jenen Satz gab es im Nachgang der vergangenen Demo auf der Facebookseite der Rassisten zu lesen. Eigentlich eine Sache für den Verfassungsschutz, denn deutlicher kann man wohl kaum zum Ausdruck bringen, dass man Deutschland zwar liebt, in der jetzigen Form aber doch irgendwie abschaffen möchte.
Wie so häufig war die Haltbarkeit der Aussage jedoch nicht von allzu langer Dauer. Am Sonntag setzte Johnke ein Schreiben an die Staatsanwaltschaft Leipzig auf. Inhalt: Strafanzeige gegen die „No-Legida-Bewegung“ und „die verantwortlichen Beamten, die Ihren [sic!] Pflichten nicht nachkommen“. Aus der Sicht des Systemgegners hätten sich die Legidagegner gleich in mehrfacher Hinsicht strafbar gemacht: Anstiftung zur Störung einer Versammlung, öffentliche Aufforderung zu Straftaten, Durchführung einer nicht angemeldeten Versammlung und – ernsthaft – Bildung einer kriminellen Vereinigung. Beigelegt waren einige Screenshots, die offenbar als Beweismittel dienen sollen. Die Staatsanwaltschaft hat den Vorgang bereits bestätigt. Wir stellen fest: Jenes System, das Legida abgrundtief hasst, soll sich nun also darum kümmern, die antifaschistischen Feinde loszuwerden.
Jene Feinde hatten den Legidaanhängern am vergangenen Montag ordentlich zugesetzt. Dank zahlreicher Sitzblockaden und eines Protests von insgesamt etwa 3.000 Menschen konnte Legida nicht die gewünschte Route bis zum Waldplatz laufen. Stattdessen ging es im Stop-And-Go-Betrieb durch Seitenstraßen, mal wieder weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Trotzreaktion von Legida: „Wir ziehen jetzt Montag für Montag durch, egal was kommt.“
Zum wiederholten Mal will sich Legida heute Abend auf eine neue Route begeben. Der Willy-Brandt-Platz ist nach dem Waldstraßenviertel, dem Augustusplatz, dem Simsonplatz und dem Richard-Wagner-Platz nun bereits der fünfte Startpunkt. Nach einer Kundgebung vor dem LVB-Haus soll es dann Richtung Augustusplatz gehen und von dort wieder zurück. Gegenprotest wird sich unter dem Motto „Rassismus den Platz nehmen“ vor dem Hotel Astoria, dem Wintergartenhochhaus sowie auf dem Augustusplatz und dem Johannisplatz formieren. Vom Nikolaikirchhof startet gegen 18 Uhr zudem der Aufzug „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt“. Wer sich heute Abend besorgt auf der Legidabühne äußern wird, ist noch nicht bekannt.
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