Achtung: Dies ist keine Wiederholung! Auch wenn es wieder ein Montagabend ist, sich einige hundert besorgte Rassisten vom Hauptbahnhof zum Augustusplatz und zurück schleppen sowie mehr als doppelt so viele engagierte Gegendemonstranten sie mit diversen freundlichen Anmerkungen begleiten werden – so ist es doch ein neuer Montag. Denn eigentlich klingt das ziemlich bekannt. Bereits vor einer Woche hat es sich so zugetragen.
+++ Nachtrag: Ein paar Eindrücke von der Legida-Versammlung in bewegten Bildern +++
Die Stimmung war am Abend des 14. September in Leipzig bereits vor und beim Abmarsch der Legida-Demonstranten angespannter, als in den Vorwochen. Erst war unklar, wohin es gehen sollte, bevor man sich Richtung Leipziger Oper bewegen durfte. Die hohe Nähe zwischen dem Gegenprotest und Legida am Hauptbahnhof hatte sicher einen Anteil an der Stimmung. Mehr jedoch war frühzeitig aufgefallen, dass sich unter den Legidas am Abend des 19.09. mehrere Hooligans eingefunden hatten, teils mit eindeutig rechten T-Shirts und entsprechendem Auftreten.
Gegen 20:40 Uhr eskalierte die Lage endgültig, nachdem Gegendemonstranten wiederholt versucht hatten, die Strecke zu blockieren. Hooligans versuchten die Polizeisperren zu durchbrechen, Steine flogen, ein Wasserwerfer kam zum Einsatz. Hier einige Eindrücke von der Spitze des Legida-Zuges, als der Aufmarsch das erste Mal bereits auf der Höhe des Hauptbahnhofes stoppen musste.
20:49 Uhr wurde die Legida-Demo deshalb von der Polizei abgebrochen, da während eines Gewaltausbruches durch vermummte Teilnehmer aus dem Legida-Zug heraus der Versammlungsleiter Markus Johnke nicht erreichbar war. Dieser hatte zuvor laut Polizeiangaben darauf bestanden, die Streckenführung direkt auf eine friedliche Blockade von 400 Gegendemonstranten auf der Höhe Oper Leipzig beizubehalten.
Diese war dann von Legida-Teilnehmern angegriffen worden. Unterdessen hat sich die Polizei an die Aufarbeitung der Vorfälle gemacht und findet deutliche Worte zum Verlauf des 14. September. Dabei spricht sie von gewaltbereiten Personen auf beiden Seiten der Auseinandersetzungen und zeigt sich im Sinne einer friedlichen Demonstrationskultur eher enttäuscht über den Verlauf.
Der Polizeibericht der PD Leipzig vom 140915 LEGIDA (als PDF zum Download).
15.09. 2015: Do it again?
Bereits kurz nach der aufgelösten Demonstration verkündete am Abend Legida den nächsten Aufmarsch am 21. September 2015 in Leipzig.
+++ 23:07 Uhr: Fortsetzung folgt? +++
Wir verabschieden uns in die Nacht. Ein ereignisreicher Abend, den so wohl niemand vorhergesehen hat, liegt hinter uns. Legida hat auf Facebook eilig eine Veranstaltung für kommenden Montag erstellt. Nun bleibt jedoch erstmal abzuwarten, wie alle Verantwortlichen die heutigen Geschehnisse bewerten und ob sich daraus rechtliche Konsequenzen für die Zukunft ergeben.
+++ 21:09 Uhr: Zwischenfazit +++
Wir wagen uns an ein erstes Fazit: Legida läuft – in den Abgrund. Sicherlich wird Markus Johnke nachher erzählen, dass die Ausschreitungen durch die Polizeistrategie provoziert wurden. Vielleicht haben sich auch dutzende Verfassungsschützer als Nazis getarnt. Aber die Fassade ist gefallen: Legida zieht mit seinen Inhalten übelstes Publikum an und dieses hat dem rassistischen Verein heute vielleicht den Todesstoß versetzt. Die Demoroute wurde durch No-Legida-Aktivisten an mehreren Stellen erfolgreich blockiert. Legida konnte deshalb zunächst gar nicht laufen, brach sich dann gewaltvoll einen Weg, nur um wenige Meter später wieder stehen zu müssen.
Daraufhin tickten die Hools und Neonazis komplett aus, attackierten Polizisten und Gegendemonstranten, rissen Absperrgitter ein und wurden letztlich zum Kundgebungsort zurückgedrängt. Die Polizei löste die Veranstaltung daraufhin auf. Es bleibt an dieser Stelle zu hoffen, dass das frustrierte Legidapublikum in den Abendstunden nicht Jagd auf Gegendemonstranten macht.
+++ 20:55 Uhr: Blick in die Zukunft +++
Man muss ja vorsichtig sein bei solchen Aussagen: Aber dieser Abend könnte das Ende von Legida eingeläutet haben.
+++ 20:52 Uhr: Legida zieht ab +++
Die Legidateilnehmer verschwinden durch die Unterführung Richtung Bahnhof. Scheinbar hat sich die Lage nun beruhigt.
+++ 20:49 Uhr: Demo aufgelöst +++
Die Polizei hat die Legida-Demo per Lautsprecherdurchsage aufgelöst. Die Rassisten wurden aufgefordert, sich in den Hauptbahnhof zu begeben. Na wir sind mal gespannt, wie Johnke das erklären wird.
+++ 20:46 Uhr: Hools eskalieren +++
Offenbar eskaliert es nun. Legidademonstranten sind am Bahnhof Richtung Denkmal von Kamal K. durchgebrochen. Die Lage ist komplett unübersichtlich. An einen Fortgang der Demo scheint gerade nicht zu denken. Stattdessen hat die Polizei alle Mühe, die extrem aggressiven Legidahools einigermaßen in den Griff zu bekommen. Und Twitter ist scheinbar gerade off.
+++ 20:21 Uhr: Wasserwerfer und Barrikade +++
Legida ist dann doch einfach mal losgelaufen. Viele Teilnehmer zeigen sich sehr aggressiv. Im ersten Versuch haben sie es von Höhe Westhalle bis Höhe Osthalle geschafft. Dort gab’s dann wieder eine Pause, weil die weiterführenden Straßen bekanntlich blockiert wurden. Nun kommt der Wasserwerfer auf dem Ring zum Einsatz. Zeitgleich bauen Gegendemonstranten neben der Oper eine Barrikade auf.
+++ 20:03 Uhr: Legida läuft eine kleine Runde – oder nicht? +++
Legida kommt nicht vom Platz. Seit 20 Minuten stehen die Rassisten nun schon auf der Stelle. Zwischenzeitlich haben sie sich mal in die andere Richtung gedreht. Ob und wohin heute gelaufen wird, scheint derzeit komplett offen. Juliane Nagel geht davon aus, dass sie einmal um den Park laufen.
+++ 19:47 Uhr: Läuft Legida? +++
Die Polizei bringt an der Ostseite des Hauptbahnhofes zwei Wasserwerfer in Stellung. Legida steht noch immer auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz. Der Weg zum Augustusplatz ist derzeit dicht.
+++ 19:38 Uhr: Kevin mag den Islam nicht +++
Der junge Kevin ausm Publikum betritt die Bühne. Er ist stolz, zum Pack zu gehören, sagt er. Und kommt deshalb jeden Montag zu Legida. Er ärgert sich, dass die „Invasoren“ mit „Refugees Welcome“-Bannern begrüßt werden. Klingt wie aus der jüngsten Hetzrede von Tatjana Festerling geklaut. Kevin behauptet, dass IS-Terroristen nach Deutschland kämen. Wurde zwar vor einigen Tagen erst von offiziellen Stellen verneint, aber denen glaubt er vermutlich eh nicht. Den Islam mag er jedenfalls nicht. Und die USA auch nicht. „Amy Go Home“ ruft das Publikum.
Mal was Positives: Zwischen Wintergartenhochhaus und Augutusplatz ist der Ring derzeit offenbar dicht. Eine Ausweichroute für Legida wäre die Goethestraße.
+++ 19:20 Uhr: Legida labert los +++
Und los geht’s. Feuer frei für jede Menge erheiternde Lach- und Sachgeschichten auf dem Legidapodium. Wir präsentieren zunächst: Markus Johnke. Irgendwas mit Islamisierung und Terror. Neben der Oper gibt es zeitgleich offenbar den nächsten Versuch, sitzend zu blockieren.
+++ 19:03 Uhr: Legida trägt heute schwarz +++
Wir können vorerst Entwarnung geben. Die große Ansammlung an Nazihools wurde zur Legidakundgebung geschleust. Dort ist das Publikum heute also noch einmal unangenehmer als sonst schon. Zwischenfälle sind uns aber nicht bekannt. Mittlerweile hat die Polizei auch die kleine Sofa-Blockade auf dem Georgiring geräumt, der sich am Ende mehrere Dutzend Leute angeschlossen hatten. In der Nähe ist nun eine reguläre Gegenkundgebung angemeldet. In wenigen Minuten dürfte es dann bei Legida losgehen. Laut Grünen-Politikerin Monika Lazar fehlt es dort noch an “unbescholtenen” Ordnern.
+++ 18:50 Uhr: Die Nazis kommen +++
Der schwarze Mob, bestehend aus offenbar mehreren hundert Hooligans und Neonazis, bewegt sich vom Norden aus Richtung Hauptbahnhof. Mittlerweile begibt sich die Polizei in seine Richtung. Das Gewaltpotential scheint heute hoch. Derweil hat die Mini-Blockade auf dem Georgiring weiter Bestand.
+++ 18:28 Uhr: Hools sammeln sich, No-Legidas nehmen Platz +++
Es kursieren Meldungen über eine große Anzahl an Hooligans und Neonazis, die sich nördlich des Hauptbahnhofes sammeln sollen. Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ spricht von mehr als 100. Im Laufe des Tages hatten auf Facebook verschiedene Gruppen aus dem rechtsextremen Lager dazu aufgerufen, nach Leipzig zu fahren. Derweil haben sich ein Dutzend Legida-Gegner einfach mal mit einem Sofa auf den Georgiring gesetzt.
+++ 18:15 Uhr: Verwechslungsgefahr +++
Achtung: Dies ist keine Wiederholung! Auch wenn es wieder ein Montagabend ist, sich einige hundert besorgt-verwirrte Rassisten vom Hauptbahnhof zum Augustusplatz und zurück schleppen sowie mehr als doppelt so viele engagierte Gegendemonstranten sie mit diversen freundlichen Anmerkungen begleiten werden – so ist es doch ein neuer Montag. Denn eigentlich klingt das ziemlich bekannt. Bereits vor einer Woche hat es sich so zugetragen.
Nun also Versuch Nummer 2. Was könnte besser laufen? Aus Sicht jedes normal denkenden Menschen könnte es über dem kleinen Willy-Brandt-Platz aus Kübeln gießen und direkt daneben die Sonne scheinen und allenfalls Popcorn regnen. Wird wohl nicht passieren. Aus Sicht von Legida könnte „das Volk“ endlich erwachen und zahlreich erscheinen. Wir wagen eine Prognose: Dass es Popcorn regnet, ist wahrscheinlicher.
Wie in der Vorwoche müssen die Legionellen mit allerhand Widerstand aus verschiedenen Richtungen rechnen. Kundgebungen sind vor dem Astoria, am Wintergartenhochhaus und auf dem Augustusplatz angemeldet. Zusätzlich läuft im Augenblick ein Aufzug unter dem bekannten Motto „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt“ vom Nikolaikirchhof zum Wintergartenhochhaus. Ebenfalls am Start sind nach langer Sommerpause wieder die Alkoholiker von „Legida – das Original“, die schon seit 17 Uhr auf dem Augustusplatz die eine oder andere Fahne hinterlassen.
Alkohol dürfte dieser Tage nicht nur bei den „Partei“-Aktivisten im Spiel sein. Zumindest sind die antisemitisch angehauchten Verschwörungstheorien, die Legida neuerdings verstärkt unters Volk bringt, nüchtern nur schwer zu ertragen. Das Aktionsnetz „Leipzig nimmt Platz“ notiert dazu: „Legida verbreitet neben rassistischer Hetze inzwischen reine Verschwörungstheorien. Die große Anzahl an Zufluchtsuchenden wird als von der CIA gelenkte Aktion dargestellt und der Krieg in der Ukraine als Nato-Manöver. Der Anmelder Johnke teilt immer wieder Posts der verfassungsfeindlichen „Identitären Bewegung“, welche einen „großen Austausch“ herbeifantasiert. Auch folgen stetig auf rassistische Beiträge klar antisemitische Wortmeldungen.“
Ein Walk of Shame?
Die eigene Anhängerschaft wird aber offenbar auch bewusst dann belogen, wenn es um die eigenen Erfolge im Kampf gegen „das System“ geht. Wie bereits berichtet, verbreitete Legida am Samstag die Nachricht, das Verwaltungsgericht habe bezüglich der Anreise zu den Kundgebungen zu Gunsten der Montagsspaziergänger entschieden. Tatsächlich jedoch war die Polizeistrategie vor einer Woche darauf ausgerichtet, Legidateilnehmer zu schützen. Weil das nach Ansicht der Polizei offenbar nicht das Anliegen von Legida ist, bekommen deren Fans nun einen gesondert abgesperrten Zugang vom Hauptbahnhof zum kleinen Willy-Brandt-Platz, begleitet von den Buh-Rufen hunderter Gegendemonstranten – ein „Walk of Shame“ quasi.
Nach Informationen von „No Legida“ hat das Gericht in erster Linie gegen Legida entschieden. So seien Anträge abgewiesen worden, Gegenkundgebungen zu verlegen. Darüber wurden die Anhänger jedoch nicht informiert. Wir sind gespannt, was Markus Johnke seinen Zuhörern heute Abend zu diesem Thema erzählen wird. Vielleicht fällt ja mal wieder das Wort „Diffamierung“. Zumindest scheint er schon wieder in seinem Element und verteilt offenbar Anzeigen an Leute, die kurzzeitig den Willy-Brandt-Platz besetzt hatten, weil diese ihm den Stinkefinger gezeigt haben sollen.
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 5 Kommentare
>Nicht nur nebenbei bemerkt. Die Verlagsgruppe Handelsblatt verfügt über ein Portal, welches auf besonders erwähnenswerte Bücher hinweist. Dort finden Sie meines Wissens auch mein Buch „Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR“.
Penetrante Eigenwerbung.
Ich habe nachgeschaut. Richtig muss es wahrscheinlich “Kopp Verlag e.K.” heißen, der seinen Sitz in Rottenburg am Neckar hat, dessen Geschäftsinhaber Jochen Kopp ist und der Bücher und weitere Publikationen über politische Themen veröffentlicht. Laut Auffassung der Meedia GmbH & Co. KG, dem Onlinebranchendienst der Verlagsgruppe Handelsblatt, bewegt sich der Verlag im Bereich der rechten Esoterik, der Pseudowissenschaft und der Verschwörungstheorien.
Da Sie nun mich damit in Zusammenhang bringen, stellt sich mir die Frage, ob Sie als Journalist bei der L-IZ auch das Recht haben bzw. sich herausnehmen oder herausnehmen dürfen diejenigen, die mit diese interessante Zeitung finanzieren, mit (ich bleibe freundlich) “Lehm” zu beschmeißen. Was ist das für ein Journalismus, Herr Freitag?! Ich möchte keine Antwort bzw. keinen Kommentar von Ihnen zu meiner – dieser – Bemerkung.
Nicht nur nebenbei bemerkt. Die Verlagsgruppe Handelsblatt verfügt über ein Portal, welches auf besonders erwähnenswerte Bücher hinweist. Dort finden Sie meines Wissens auch mein Buch “Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR”.
Ihre Wahrheit!
Die Wahrheit ist kein Monopol, frei sein für Alternativen. Siehe Bürgerrechtsbewegung 1989 in der DDR. Kennen Sie sich damit etwas aus?
Mir sagt übrigens der Name “Koop-Verlag” überhaupt nichts. Aber bei dieser Thematik ist scheinbar jedes Mittel recht.
Lieber Klaus,
diese Zeile beschreibt schlicht die Wahrheit. Interessant dennoch, dass Sie mit diesem Zitat mit dem “Koop-Verlag” eine gemeinsame Wahrnehmung teilen 😉
Wie immer, herzlichst Ihr M.F.
Ich mag diese Auftritte beider Seiten nicht. Leipzig scheint zu einem Aufmarschfeld für kaum noch durchschare Interessen zu verkommen.
Ich mag aber auch eine Berichterstattung mit solchen Sätzen nicht:
Die Demoroute wurde durch No-Legida-Aktivisten an mehreren Stellen erfolgreich blockiert.