Die Hilfsbereitschaft unter den Leipzigern ist sehr groß gegenüber den Flüchtlingen, die in der Ernst-Grube-Halle untergebracht werden. Über die Möglichkeiten, wie und wie nicht geholfen werden soll, informierten am Montagabend die Johanniter und der Flüchtlingsrat Leipzig e.V. in der Stadtbibliothek. Eine Angebot, welches circa 300 Bürger wahrnahmen.
„Es ist genug“, versicherte Wieland Keller von den Johannitern. Viele Sachspenden seien in den letzten Tagen eingetroffen. So viele, dass sogar mittlerweile ein Pause eingelegt werden müsse, damit erst einmal die notwendigen Lagerräume organisiert werden können. Eine ständige Annahmestelle werde zur Zeit organisiert.
Über die hohe Qualität der Spenden zeigte sich die Sprecherin des Flüchtlingsrat Leipzig e.V., Sonja Brogiato, überrascht. „Das sind Spenden mit Hirn.“ Nur zehn Prozent Ausschuss gäbe es. Nicht genutzte Spenden werden an andere Projekte für sozial Bedürftige weitergeben. „Darüber waren wir uns sofort einig.“
Die personelle Belastung sei zurzeit hoch, beschrieb Keller und warnte dennoch: „Was wir nicht wollen ist, dass Menschen einfach vor der Halle stehen.“ Etwaige Helfer müssten zunächst in die Planung einbezogen werden. „Dienstpläne müssen erstellt werden“, zeigte er die organisatorischen Schwierigkeiten der Betreuung auf.
Für die ehrenamtliche Arbeit brauche man ein polizeiliches Führungszeugnis, machte die Flüchtlingsratsprecherin auf die notwendigen Voraussetzungen der Mitarbeit aufmerksam. Ein entsprechendes amtliches Papier kann man beim Bürgeramt beantragen, gegen eine Gebühr von 13 Euro. Für eine ehrenamtliche Tätigkeit ist dies kostenlos.
Trotz der großen Unterstützung aus der Bevölkerung reicht die derzeitige Hilfe nicht aus, genauer die Art der Hilfe: „Im Zentrum steht, was brauchen die Menschen in der Turnhalle?“, verwies Brogiato auf die dringenden Bedürfnisse vor Ort. Medizinische Hilfe werde zurzeit sehr dringend benötigt. Einen Zahnarzt habe man erst vor Kurzem gefunden, der am Abend mit einem syrischen Kollegen seinen Dienst verrichte. Weitere Mediziner würden dringend gesucht und können sich an den Flüchtlingsrat wenden, welcher die Hilfe auch in diesem Bereich organisiert.
„Jede sprachliche Unterstützung wird gebraucht“, sagte Huda Alqaisi vom Flüchtlingsrat Leipzig e.V. Viele Flüchtlinge seien sehr gestresst aufgrund der Strapazen der Reise. Fragen über die Situation in ihren Heimatländern belaste die Ankömmlinge sehr.
Im Anschluss trugen sich einige Besucher in Listen für Übersetzungstätigkeiten ein. Französisch und Arabisch war beispielsweise zu lesen. „Hoch-Arabisch spricht jeder“, versicherte Alqaisi gegenüber L-IZ.de. Bisher habe man sich mit allen Verständigen können. Es wird ein Schichtbetrieb angestrebt, es kann allerdings nur auf zur Verfügung stehende Freiwillige zurückgegriffen werden.
Sonja Brogiato richtete Dankesworte an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer der Johanniter. Ebenfalls erfreut zeigte sie sich über die Mitarbeiter der Landesdirektion Sachsen und über die Polizeibeamten, die vor allem vor Ort selbst bei weitem in den letzten Tagen keinen Dienst nach Vorschrift verrichtet hätten. Aussagen, für die es aus dem Publikum reichlich Applaus gab.
„Wir haben schon damit gerechnet“, gibt Keller im Anschluss der Veranstaltung im Gespräch mit L-IZ.de über die Besucherzahl zu. Von ganz so viel Zuspruch sei man dann aber auch nicht ausgegangen. Bisher habe man keine negativen Reaktionen erlebt. „Willkommenskultur ist in Leipzig in einer breiten Schicht vorhanden und wird gelebt.“
Fragen aus dem Publikum wollte man am Abend aufgrund der großen Anzahl von Besuchern nicht beantworten. Weitere Veranstaltungen werden folgen, kündigte Keller vom Podium an. Offene Fragen würden per E-Mail unter fr(at)fluechtlingsrat-lpz.org im Vorfeld gesammelt.
Die Sammelaktion der Johanniter am Montag, 17. August in Bildern
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Großartig! Da kann ich mit meinem Päckchen sogar noch etwas warten.