Schimpfen, meckern, hassen, hetzen - es gibt Menschen, die ihre Lebenszeit mit wirklich destruktiven Inhalten füllen. Schön, dann im eigenen Umfeld meist die andere Seite zu erleben: Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit und differenziertes Denken. Mandy Engel von MDR JUMP trifft immer mal wieder mit Volly Tanner zusammen, auf Bühnen, in Parks und beim Helfen. Klar, dass Tanner da mal ein Interview machen wollte - und da Mandy gern viel redet - und dabei auch noch etwas zu sagen hat - wurde es ein etwas längeres Gespräch. Hier nun Teil 2.
War es die richtige Entscheidung?
Absolut! Irgendwann im Leben möchte man, so schön das Reisen und Weiterziehen auch ist, einfach ankommen, innerlich zur Ruhe finden. Oh Gott, jetzt bin ich offiziell kein Kind mehr. Hihi.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, zu dem der MDR ja gehört, ist gern und oft Ziel von Kritik. Besonders wird der Bildungsauftrag – oder besser sein nicht in Erscheinung treten- angeprangert. Wie fließt diese Kritik oder diese Vorverurteilung in Deine Arbeit ein?
Vielen Dank, dass Du es Vorverurteilung nennst. Denn Kritik, sachliche vor allem, kann ich in den wenigsten Aussagen finden. Es ist ein schwieriges Thema, dass ich einfach mal versuche, in meinen Worten und meiner Auffassung zu beantworten.
Spreche ich jetzt vom MDR, dann spreche hier vor allem von der Hörfunkabteilung, denn Radio ist noch vor TV und Internet das Medium, das die Menschen in Deutschland am häufigsten nutzen. Gleichzeitig aber ist es auch ein “Nebenbei-Medium”, das bei vielen alltäglichen Erledigungen und Situationen mitläuft – Hausarbeit, Frühstück, Arbeit, Autofahren … Ebenso – und da liegt unser höchstes Potential – sind wir mit dem Radio aber noch immer das schnellste Medium, auch wenn hier das Internet natürlich aufholt.
Der MDR-Hörfunk ist ein großer Zusammenschluss verschiedenster Angebote, die auf ganz unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten sind. Jeder hat die Möglichkeit, sich sein Lieblingsprogramm herauszuziehen, die Informationen zu holen, die er wohl für sich möchte und/oder benötigt. Gerade weil wir öffentlich-rechtlich sind, haben wir überhaupt die Möglichkeit, so breit aufgestellt zu sein. So ist JUMP z. B. die Möglichkeit für junge Erwachsene, Familien, etc. DIE Informationen und DIE Unterhaltung zu bekommen, die sie möchten – und das funktioniert – gehen wir von den Rückmeldungen der Hörer aus – ziemlich gut!
Das Wort “Bildungsauftrag” ist ein ziemlich labiles Wort, welches jeder so für sich auslegt, wie das eben möchte. Und bitte, das ist ok so. Wir jedoch haben zudem noch übergeordnete Institutionen, denen wir gerecht werden müssen, Kontrollgremien, vor denen wir uns in unserer Arbeit verantworten müssen.
Jeden Tag versuchen Redakteure, Nachrichtenmenschen, Autoren und Moderatoren zusammen ein Programm zu schaffen, das den Spagat zwischen Unterhaltung und Informationen schafft. Wir versuchen “zu erahnen”, was der Hörer mag – und was nicht. Leider haben wir eben nicht die Möglichkeit – wie z.B. das Fernsehen – jeden Tag aktuelle Zuhörerzahlen abzurufen. Bei uns im Hörfunk kommen diese sogenannten MA-Zahlen einmal im halben Jahr – und dann sind sie auch nur ein Abbild dessen, was vergangen ist (die Erklärung der komplizierten Rechnungsweise möchte ich uns allen jetzt ersparen).
Daher ist für uns die direkte Rückmeldung unserer Hörer extrem wichtig, per Mail, über soziale Netzwerke, Telefon. Und genau darauf gehen wir auch ein. Auf jeden Einzelnen. Natürlich können wir als reichweitenstärkster Radiosender im Osten nicht mit allen Themen und Umsetzungen den Nerv aller treffen – aber wir versuchen es. Für 3 Bundesländer wohlgemerkt. Für ländliche Gegenden genauso wie für große Städte.
Was entgegnest Du aber Kritikern?
Denen schlage ich immer gerne vor, das Ganze mal im Kleinen nachzuvollziehen. Einfach mal probieren, mit einer kleineren Gruppe zum Beispiel einen Ausflug zu planen. Jeder darf seine Ideen einbringen, jeder hat dasselbe Mitspracherecht. Wie viele liegen wohl auf einer Wellenlänge?! Sind immer alle der gleichen Meinung? Wie viele Diskussionen gibt es?! Willkommen bei unserer täglichen Arbeit! Und einer Gruppe, die hunderttausende Menschen beinhaltet.
Nun ist es am Ende so, dass die Kritiker des Nichterfüllens des Bildungsauftrages meist eben nicht aus der Hörerschaft kommen. Sondern von Leuten, die sich nicht mal annähernd mit den Gegebenheiten vor und hinter den Kulissen auskennen.
Eine bessere Erfüllung diverser Kriterien – ist natürlich immer möglich. Aber es ist ja nicht so, dass wir Radiomacher nicht täglich dran arbeiten würden… So gibt es bei uns zum Beispiel immer wieder Themenwochen, die wir selbst recherchieren und ausarbeiten – mit einer wirklichen kleinen Manpower. Aktuell war es vergangene Woche das Flüchtlingsthema. Wir wollten einigen von ihnen stellvertretend ein Gesicht und eine Stimme geben – und haben sie und die Geschichten hinter ihrer Flucht dargestellt. Nicht reißerisch, nicht polemisch – einfach nur menschlich. Und wenn da nicht der sogenannte Bildungsauftrag erfüllt ist, kann ich leider den Kritikern auch nicht weiterhelfen.
Wie also geht das nun in meine persönliche Arbeit ein – ich versuche immer wieder Themen zu finden, bei denen unsere Hörer auch etwas lernen, etwas Neues erfahren, “Aha-Momente” haben. Außerdem noch unterhalten werden – und im besten Fall ihre Lieblingsmusik dazu hören. Das ist der Sinn einer perfekten Sendung. Und glücklicherweise bekommen wir das nach wie vor doch ab und zu mal hin.
MDR JUMP ist ja so eher das Radio für den jungen, partybesessenen Mitteldeutschen. Du selber passt da gut, schließlich bist Du ja auch jung. Mit 50 Jahren jedoch scheint JUMP nicht mehr Dein Radio sein zu können. Was willst Du später machen? Gibt es Träume? Du singst ja auch wundervoll und beeindruckend. `ne Karriere im Popgeschäft? Erzähle mal bitte!
Nun ja, partybesessen würde ich es nicht nennen. Aber es ist lieb, dass Du mich noch zum jungen Partyvolk zählst. Hier und da machen wir natürlich schon noch Clubs unsicher. Rein privat versteht sich. Aber zur Arbeit: Radio und Fernsehen werden wohl immer mein beruflicher Hafen bleiben, im besten Fall bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Nebenbei bin ich ja auch noch Sprecherin für Werbespots, Audioguides in Museen oder auch Dokumentationen. Diese Mischung macht riesig Spaß. Vielleicht wird man später mal mehr hinter die Kulissen gehen – aber das Sprechen – nein, nein, nein. Das werde ich nie aufgeben.
Kurzum – ich bin einfach rundum glücklich – und das ist doch das wichtigste der Welt. Ich bin in der Luxussituation sagen zu dürfen, dass ich einen Job habe, der mich erfüllt, mein soziales Umfeld in Reichweite – und das alles auch noch in meiner Heimat. Mehr möchte und kann ich nicht verlangen.
Aber Du hast noch nach dem Singen gefragt – tjaaa, gute Frage. Das wird immer ein Hobby bleiben. Das überlasse ich dann doch Menschen, die es wirklich richtig gut können. Für die eine oder andere Produktion mit Freunden lasse ich mich hinreißen, aus Spaß, ohne damit große Ziele zu verfolgen. Und natürlich gibt es dann so viele Hobbies mehr, die gepflegt und gehegt werden möchten. Musik, Konzerte, meine Freunde, meine Tomaten auf dem Balkon… Ja, da gibt’s einiges …
Und wo können wir Dich demnächst live erleben?
Da ist zunächst nichts weiter geplant.
Jetzt noch die Gretchenfrage nach dem Privatleben: Wie steht’s da bei Dir? Haustiere? Kinder? Lebensabschnittsgefährten? Darfst Du als Traumfrau für Millionen Radiohörer überhaupt Privatleben haben?
Da wir beide ja hier völlig unter uns sind, kann ich es ja auch ausplaudern. Ein Privatleben schaffe ich mir einfach selbst. Wie ich vorangegangen ja schon erwähnte, gibt es zwei Mandys. Die sind sich im Grunde sehr, sehr ähnlich, aber die Grenze muss einfach gezogen werden. Was nicht heißt, dass privat komplett geheim ist, dafür kennt man als Ur-Leipzigerin wahrscheinlich einfach auch zu viele Menschen. Aber, jetzt mal Tacheles …
Ich bin seit einigen Jahren auch privat angekommen. Mein Freund, Lebensgefährte, Mann – wie auch immer man es nennen möchte – ist mein Seelenverwandter. Und jemand, der zu Hause mehr quatscht als ich. Bingo! Wir haben schon viel miteinander durchgemacht, jaaa, klingt schnulzig, ist aber so. Eine Garantie zum lebenslangen Gelingen gibt es natürlich nicht. Sollte es aber klappen, habe ich wohl den gefunden, der mir dabei am wenigsten auf den Sack geht – und mit dem ich am meisten Spaß dabei habe. Umgekehrt natürlich genauso.
Dazu noch unsere völlig verrückten Freunde – was für ein Komplett-Paket. Ich liebe es!!!
Danke, meine Freundin, wir sehen uns.
Und das hoffentlich bald. Ich drück Dich, Du Guter!!!
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