Im Juli 2015 begann der Vorverkauf für die Karten des Katholikentags in Leipzig. 90 Prozent der Veranstaltungen werden im Innenstadtring stattfinden. Gegenüber L-IZ stellten nun die Organisatoren klar, dass ein großer Teil der Veranstaltungen gratis besucht werden kann. Zentrales Element: Ein Veranstaltungsort, wo Diskussionsveranstaltungen ohne Teilnehmerausweis - also kostenlos - besucht werden können.
“Seht, das braucht kein Mensch” ist natürlich nicht das Motto des Katholikentags, aber das eigentliche Motto ist so formuliert, dass diese ironische Abwandlung naheliegt. Macht es Sinn, die Veranstaltung einer Religionsgemeinschaft durch öffentliche Gelder zu finanzieren? Gibt es nicht genug andere Projekte, die viel mehr gefördert werden müssten? Der Katholikentag bekommt öffentliche Förderung, der nachfolgende in Münster findet auch ohne die berühmte Million statt. Trotz der Million kosten die Karten Geld. “Die Veranstalter begründen die Preise von bis zu 85 Euro mit dem Organisationsaufwand, trotz Millionenförderung durch die Stadt”, schreibt die LVZ.
Zwar ist es richtig, dass gute Veranstaltungen Geld kosten. Jedoch ist es der Anspruch der Veranstalter, einen gesellschaftspolitischen Diskurs zu führen. Und der ist ja gerade in Sachsen durchaus nötig. Kann dieser Diskurs gelingen, wenn zuerst einmal eine Eintrittskarte gelöst werden muss? Grundsätzlicher könnte man natürlich fragen, ob eine Glaubensgemeinschaft neutraler Vermittler eines solchen Diskurses sein kann. Erzbischof Heiner Koch sieht da kein Problem: “Jede Überzeugungsgemeinschaft, Religion, Partei, Gruppe versucht, ihre Ideen einzubringen. Es darf natürlich keine Vereinnahmung sein. Es geht darum, sich auf dem Markt der Möglichkeiten einzubringen in vollem Respekt vor der Freiheit des Einzelnen, der seine Entscheidung trifft.”
Bei der Frage der Million klappte dies nicht so ganz. Da gab es keinen öffentlichen Diskurs und kein offenes Gesprächsangebot. Das führte zum Eindruck: „Die Kirchen begreifen sich als Institutionen, die so etwas einfach abfordern können, weil es ihnen einfach zusteht.“ So formulierte es die Stadträtin der Piratenpartei Ute Elisabeth Gabelmann. Irgendwie war es ja auch schon Gewohnheit über all die Jahre. Immerhin ist das hier in Leipzig ja schon der 100. Katholikentag. Erzbischof Koch hat einen anderen Ansatz: “Der Katholikentag in Leipzig aber soll anders werden als andere Katholikentage. Nur dann, wenn das gelingt, ist es gut, dass er in Leipzig ist. Er muss ein Katholikentag werden, der das Gespräch mit allen Menschen sucht.”
Das aber gelingt nur dann, wenn das offene Gesprächsangebot wirklich offen ist und leicht zugänglich gemacht wird. Bekannt ist ja bereits, dass der Schwerpunkt der Veranstaltungen innerhalb des Ringes angeboten wird. 90 Prozent schreibt Katrin Schomaker, die Pressesprecherin des Katholikentags auf Anfrage der L-IZ. Kostenlos sind dabei:
“- alle Veranstaltungen unter freiem Himmel
– alle Gottesdienste
– die Kirchenmeile im Stadtzentrum
– die Bühnen in der Stadt mit unterschiedlichem Programm, dazu gehören Großkonzerte.”
Daneben wird aber noch etwas getan, um wirklich ins Gespräch zu kommen:
“Der Katholikentag hat darüber hinaus beschlossen, einen Veranstaltungsort zu schaffen, wo Diskussionsveranstaltungen ohne Teilnehmerausweis für jeden zu besuchen sind. Auch hier sind die Planungen und die Verortung noch nicht abgeschlossen.”
Und dann gibt es noch die Idee, sich von anderen einladen zu lassen. Erzbischof Heiner Koch: “Wichtig ist auch: nicht nur wir laden ein, sondern wir lassen uns auch einladen. Bereits jetzt erleben wir viel Herzlichkeit bei Leipzigern, die uns einladen wollen.” Das könnte der spannendste Teil des Katholikentags werden, weil hier die Kirche weniger Einfluss auf den Verlauf nehmen kann. Die Planungen dazu laufen auf Hochtouren, erklärt Frau Schomaker.
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