Aufgabe von Journalismus ist, nach Tanners Verständnis, positive Geschichten zu bestärken. Dies versucht er tagtäglich und erfreut sich daran, dass es von diesen Geschichten immer mehr gibt. Wie ein Lächeln neues Lächeln erzeugt, erzeugt warmherziges Handeln eben auch Mitmenschlichkeit. Bei einem feinen Fest traf er deshalb auf Lisa Strohfeld und ihre Freundinnen von Ser Humanos. Was diese tun und warum diese helfen, statt ferngelenkt im Konsumismus zu versacken, können die heißgeliebten Leserschaften heute erfahren.

Hallo Lisa Strohfeld, fein, dass ich Dich hier treffe. Du bist ja nicht allein hier am Stand von Ser Humanos auf dem Westbesuch. Kannst Du Dich und Deine beiden Kolleginnen bitte mal kurz vorstellen?

Ja, gerne. Wir, im Ser Humanos Verein, sind derzeit ungefähr sieben aktive Mitglieder, die sich für Ser Humanos hier in Leipzig einsetzen. Alle haben unterschiedliche Motivationen und Hintergründe, wieso sie sich hier gerne einbringen. Du hast beim Westbesuch Lucrecia, Tabea und mich kennengelernt. Lucrecia ist Argentinierin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und sich gerne für ihr Heimatland engagiert.

Ich selbst bin auf das Projekt im Internet gestoßen und war sofort von der Idee, die dahinter steckt, begeistert. Tabea, unser tatkräftiger neuer Zuwachs, ist eine Kommilitonin von mir, die ebenfalls von dem Konzept des Projektes begeistert war und mithelfen wollte. Wir beide studieren im Master “International Area Studies”. Ich denke wir alle hatten schon immer das Bedürfnis die Welt ein klein wenig besser zu machen! Da passt auch das Motto des Projektes: “Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.”

Ihr steht ja hier für Ser Humanos. Was ist dies denn für ein Projekt?

Ser Humanos ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Cordoba (Argentinien) und Leipzig. Aktuell sind wir insgesamt in beiden Ländern 10-15 sozial engagierte Menschen, die ehrenamtlich viel Zeit und Energie in dieses Projekt stecken. Wir möchten den Ärmsten der Armen ein menschenwürdiges Leben mit Perspektive ermöglichen, und zwar in einer Dorfgemeinschaft, in der sich alle Bewohner mithilfe ökologischer Landwirtschaft selbst versorgen und nachhaltig produzierte Naturprodukte zum Verkauf herstellen.

Wir haben dafür bereits Land gekauft und die nötige Infrastruktur, wie zum Beispiel Wege und Straßen sowie ein Mülltrennungs-, Müllabfuhr- und Recyclingsystem, bereitgestellt. Außerdem haben wir ein Kulturzentrum gebaut, in dem unter anderem Schulnachhilfe, Englisch- und Computerunterricht oder Workshops angeboten werden. Nun muss die Entwicklung des Dorfes weiter vorangetrieben werden. Wir benötigen beispielsweise noch Bildungsangebote, müssen die medizinische Versorgung sicherstellen und richtige Arbeitsplätze schaffen.

Wie hat es Dich ganz konkret auf das Thema Argentinien gebracht?

Für mich sind vorrangig die Idee und das Konzept dieses Entwicklungsprojektes von Bedeutung. Mich hat Ser Humanos von Anfang an überzeugt, da ich hier auch den direkten Kontakt zu den Gründern vor Ort in Argentinien pflegen kann und somit genau weiß, wofür ich diese Arbeit leiste und welche Fortschritte meine Arbeit für die Dorfgemeinschaft bringt. Alle Gelder fließen direkt in die Projektarbeit vor Ort. Dieser enge Kontakt zwischen den beiden Vereinen (Argentinien und Leipzig) ist mir besonders wichtig.

Wie helft Ihr ganz konkret mit den eingebenefizten Geldern in den urbanen Marginalsiedlungen? Und was ist das überhaupt, solch eine urbane Marginalsiedlung?

In Europa wird Argentinien gar nicht so sehr als armes Land gesehen, schließlich gibt es Bodenschätze und viele junge, auch wohlhabende Menschen. Tatsächlich sieht die Situation dort jedoch für viele Menschen anders aus: Bis zu 50 Prozent der Bevölkerung leben an oder unter der Armutsgrenze, der Aufstieg ist fast unmöglich. Es gibt kein soziales Netz wie hier in Deutschland, weshalb sich große, urbane Armenviertel am Rand der Metropolen bilden. In diesen villas miseria leben die Bewohner unter menschenunwürdigen Bedingungen auf engstem Raum zusammen, haben zum Beispiel keine Wasserversorgung oder Müllabfuhr.

Die Folge sind Kriminalität, Drogenkonsum und ein niedriges Bildungsniveau. Wir möchten zumindest einigen Familien aus diesen Armenvierteln wieder eine Perspektive geben, ihnen die Lebensqualität und vor allem die Menschenwürde zurückgeben. Die Gelder unserer Vereinsarbeit hier in Leipzig werden ausschließlich zur Förderung der Projekte in Argentinien verwendet sowie zur Mobilisierung von Unterstützern und Materialien in Deutschland.

Am 15. Juli hattet Ihr Euren Ser Humanos Stammtisch im Felsenkeller-Freisitz. Gibt es so etwas öfter? Wie kann man Euch kennenlernen?

Ja es gibt regelmäßige Treffen, meistens einmal monatlich. Da wir eine kleinere Gruppe sind, wird dies für gewöhnlich im Vorfeld gemeinsam abgestimmt. Wer uns kennenlernen möchte, kann sich gerne unter info@serhumanos.org melden. Außerdem haben wir eine Homepage http://serhumanos.org/ sowie Facebook Seite https://www.facebook.com/serhumanos.org?fref=ts, auf der ihr uns gerne besuchen könnt.

Im Einfachsprech geht es ja um Hilfe zur Selbsthilfe. Das leuchtet denkenden Menschen doch auch ein. Trotzdem gibt es Herden von Lautgröhlern, die immer und überall alles Scheiße finden und Engagement sowieso, Rudelmenschen, die alle positiv Handelnden “Gutmenschen!!” nennen und dies abwertend meinen. Was machst Du, wenn Du der dunklen Seite der Hiesigen begegnest? Glaubst Du noch an Aufklärung, an gesunden Menschenverstand und Zivilisiertheit? Was machst Du gegen den rauen Wind?

Bisher haben wir eigentlich nur positives Feedback für unser Projekt bekommen. Die Leute waren immer sehr interessiert und auch sehr neugierig darauf, was Ser Humanos in Argentinien leistet. Viele finden es tatsächlich einfach nur gut, dass man hilft. Der Glaube an den gesunden Menschenverstand ist bei uns definitiv noch groß, aber wer weiß – frag mich am besten noch mal, nachdem ich mit den ersten Lautgröhlern diskutiert habe.

Danke Lisa für die Antworten.

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