Verwechslungen können auch zu etwas gut sein. So suchte der Tanner eigentlich eine Taschenbedruck-Künstlerin, die auch in Vegan Witchcraft macht und traf an der Stelle eine andere junge Dame, die ihn mit ihren Werken völlig verzauberte. Diese nennt sich selber Netti Kuhl, war eher verwundert über die Anfragen, doch rang sich dann glücklicherweise zu Antworten durch.

Netti Kuhl. Ich bin Dein Fan!!! Und auch meine Gattin, die Kinderbuchillustratorin Anke Hartmann, ist begeistert von Deinen Werken. Dein Thema scheint: Das zweite Hinsehen! Da sind Deine Karten, die erst irgendwie niedlich, dann aber auch verstörend wirken, dann Deine Gemälde und schlussendlich “Die Morphies”. Lass uns hinten beginnen. Was steckt hinter den Morphies? Erklär´s doch mal bitte Menschen, die die Morphies nicht kennen.

Die Morphies sind die dreidimensionalen Umsetzungen meiner Wesen und Monster, die ich in den letzten Jahren gezeichnet habe. Da sie in den meisten Fällen sehr haarig sind, entschied ich mich für das Material Plüsch. Das Arbeiten mit alten Kuscheltieren basierte zuallererst auf den hohen Kosten von neuen Plüschstoffen und auf das leichte Finden von alten Tierchen. Man findet sie wirklich überall. Sie werden mir sogar schon freudig hinterher geworfen. Neben der Wiederbelebung und Metamorphose der kleinen Wesen wurde die Notwendigkeit des Recyclings beziehungsweise Upcyclings ein elementares Statement meiner Arbeit. Somit sind die Morphies nicht nur frech und knuffelig, sondern verweisen auch mit kritischen Äuglein auf die Tatsache unserer Wegwerfgesellschaft und das überdenkbare Konsumverhalten. Sie kommen wieder neu an den Mann oder an die Frau und machen glücklich.

"Die Morphies"- Nicht nur frech und knuffelig. Foto: Volly Tanner
“Die Morphies”- Nicht nur frech und knuffelig. Foto: Volly Tanner

Hast Du das irgendwo richtig gelernt? Weil Deine Werke ja extrem professionell aussehen.

Ich habe außerschulische Kunstpädagogik an der Universität Leipzig studiert. Allerdings fand das eigentliche Studieren, zum Beispiel im zeichnerischen Stil, erst richtig während des Reisens statt.

Natürlich hat Kunstmachen nur Sinn, wenn andere Menschen die Kunst mit nach Hause nehmen können – oder sich damit auseinandersetzen können. Wie gestaltest Du den Vertrieb, das Herumkommen Deiner Werke?

In der Hinsicht bin ich noch ziemlich am Anfang, da ich lange keinen festen Wohnsitz hatte. Nun bin ich aber seit Frühling 2015 wieder in Leipzig, bin hin und wieder auf Märkten und hatte vor Kurzem meine erste eigene Schwarzlichtausstellung.

Du machst ja auch beim Kunstsommer Luplow mit. Vom 26. Juli bis 16. August werden Deine Werke dort dabeisein. Was ist das denn für ein Projekt? Und wo liegt dieses imaginäre, ominöse Luplow?

Es werden dort neue Werke von mir entstehen und ausgestellt. Kunstsommer Luplow ist ein Zusammenkommen von verschiedenen Künstlern, überwiegend aus dem Raum Halle und Leipzig, in einem kleinen Dorf namens Luplow in Mecklenburg Vorpommern, wo wir in einem alten Torhaus arbeiten und wohnen und uns von der Umgebung inspirieren lassen.

Wie erreichen Dich Menschen, die an Zusammenarbeiten mit Dir interessiert sind – und wo gibt es denn ein paar Deiner Stücke zum schon einmal im Vorfeld stauen?

Man kann mich über meinen Blog www.nettikuhl.tumblr.com erreichen, wo auch meine Email-Adresse zu finden ist. Eine Seite bei Facebook besitze ich aus diversen Gründen nicht.

Danke, Netti.

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