Tanners Gattin kauft gern im Lindengrün ein. Und manchmal muss Tanner dann noch mal dort hin, weil irgendetwas noch dazu gekauft werden muss. Dann schnattert er mit der jungen Dame an der Theke, trinkt entspannt einen Kaffee und erfreut sich an der Langsamkeit. Als Franziska, die junge Dame an der Theke, dann mit Tanner beim Lindenauer Frühjahrsputz zusammentraf, war natürlich ein Interview beschlossene Sache. Wegen der Nachhaltigkeit, wegen den Oasen im Trubel, wegen dem Lindenauer Markt und wegen Franziska, ist doch klar.
Hallo Franziska. Du bist ja die Chefin vom Lindengrün Bioladen & Café. Nachhaltiges Leben scheint ja derzeit en vogue zu sein. Auch in der Nähe vom Lindenauer Markt? Wird Dein Angebot angenommen?
Ich glaube, das Bewusstsein für gesunde Ernährung und nachhaltiges Handeln wächst immer mehr. Einen kleinen Beitrag kann jeder leisten. Das kann auf ganz unterschiedliche Art geschehen und beginnt schon beim Mülltrennen, dem Kauf von Pfandflaschen oder dem Griff nach biologisch abbaubaren Obsttüten und Kaffeebechern. Ich verwende zum Teil Verpackungen aus Maisstärke, die nach Benutzung in den Biomüll können. Die Kuchenverpackungen, welche ich nutze, können und werden von meinen Kunden mehrmals verwendet. Sie bringen sich die Packungen für das nächste Stück Kuchen wieder mit. Das finde ich toll und es zeigt mir, dass Nachhaltigkeit in den Köpfen angekommen ist und auch nachgefragt wird.
Ja, aber … Du weißt ja, dieser aber … – ich hatte ja ein paar vegane Tage gemacht und dabei festgestellt, dass ganz viele angebotene Produkte von Sonstwoher kommen, da war selbst mein Frühstücksmüsli aus Tibet. Da wird’s doch eher schwierig mit der Nachhaltigkeit.
Stimmt, Volly, da hast Du natürlich völlig recht. Im Lindengrün gibt es regionale Ware, die zum Großteil direkt in Leipzig hergestellt wird. Ich versuche, mein Sortiment dahingehend noch zu erweitern um Anfahrtswege und möglichst Umverpackungen zu vermeiden. Pralinen, Kuchen, Energiebällchen und Cookies werden ohne Verpackungen geliefert. Vegane Aufstriche, Marmeladen, Liköre und Sirup werden direkt vom Erzeuger geliefert.
Ich finde, das Thema Nachhaltigkeit ist eine innere Einstellung und hat mit en vogue sein nichts zu tun … Ich freue mich, dass mein Konzept angenommen wird, auch oder gerade am Lindenauer Markt. Hier leben ja viele Menschen mit dem Bewusstsein für gesunde Ernährung, beispielsweise junge Familien und Kreative.
Bevor Du an der Stelle Dein Lindengrün eröffnet hast, war da die Flotte Karotte – auch ein Bioladen. Der war dann weg – wieso eigentlich? Als Du kamst sagten einige Menschen ja: Das ist ja wie bei den Blumenläden, macht einer zu, macht einer auf. Und was ist der Unterschied zur Flotten Karotte?
Achje. Was die Leute so erzählen… Abgesehen davon, finde ich die Vorstellung nicht verkehrt, dass es eines Tages so viele Bioläden wie Blumenläden gibt. Die Inhaberin der Flotten Karotte suchte einen Nachfolger, da sie einen komplett anderen, neuen Lebensabschnitt beginnen wollte. Ich fand die Räumlichkeiten vom ersten Moment an traumhaft. Von außen sieht und erahnt man nicht, was sich für ein Schmuckstück hinter der Eingangstür verbirgt. Das große Glasdach und damit die Helligkeit haben mich fasziniert.
Ich möchte keine Vergleiche zur Flotten Karotte ziehen und dazu was besser oder jetzt eventuell schlechter bzw. anders ist. Sarah ist ein wunderbarer Mensch und hat ihren Traum verwirklicht. Ich bastel jetzt an meinem. Das Lindengrün bin ich. Es ist meine Umsetzung meines Wohlfühleinkaufskonzeptes. Sich mit Nachbarn aus dem Kiez treffen, einen Cappuccino trinken, Neuigkeiten austauschen und einkaufen. Kinder krabbeln und rennen umher, nehmen die kleinen Einkaufswagen und erkunden den Laden. Mamas stillen, trinken ihren Kornkaffee… Kurzum: Es soll sich einfach wohlgefühlt und die Zeit vergessen werden.
Wie kam es denn dazu, dass Du einen Bioladen aufgemacht hast? Du bist ja auch Mutter zweier kleiner Kinder. War da nicht ein Kinderklamottenladen naheliegender? Welches war Dein Weg bis zum Laden?
Mein Weg zum Bioladen… ja du, der ist recht lang und gewunden. Er führte aber NIE über die Idee eines Kinderklamottenladens. Da ich aus der Gastronomie komme, war es schon sehr viele Jahre mein Traum, irgendwann ein eigenes Café zu eröffnen. Am Liebsten ein KinderCafé. Das kenne ich aus Berlin und fand das Konzept traumhaft. Leider hat sich diese Idee, an der ich, zusammen mit einer Freundin, lange gearbeitet habe, aus den unterschiedlichsten Gründen zerschlagen.
Letzten Endes war es der Zufall, der die Zügel in die Hand genommen hat. Ich fand die Annonce, dass Sarah einen Nachfolger sucht und bin am selben Tag noch hin. Es hat gepasst – zwischenmenschlich, die Größe des Ladens war perfekt, die Lage… Im Lindengrün kann ich jetzt meine Idee von gesundem Einkauf, kleinem Café und Kiezlädchen verwirklichen.
Auf Deiner Homepage gibt es auch Rezepte zum Downloaden – die dazu gehörenden Zutaten gibt es dann bei Dir im Laden. Soll das mit den Rezepten weiter verfolgt werden? Wo kommen die Rezepte denn her? Alle selber geschneidert?
Ich koche total gern. Leider kommt dieses Hobby momentan komplett zu kurz. Die Rezepte sind teils “Leihgaben” von lieben Freunden, teils die eigenen Entwürfe. Alle wurden aber persönlich getestet und für gut empfunden. Dabei fällt mir ein, dass ich mal wieder neue Rezepte hochladen muss…
Du hattest mir mal erzählt, dass es freitags ein Problem mit dem Übrig-Brot gibt. Ist das mittlerweile gelöst? Welches ist es denn? Und hier die Möglichkeit natürlich auch für Dich Interessenten zu erreichen – mach ma.
Freitags bleibt immer mal was übrig. Keine großen Mengen, aber natürlich zu schade zum wegwerfen. Patrice von Leipspeis hat sich jetzt einige getrocknete Brotlaibe mitgenommen und möchte daraus Semmelbrösel machen. Diese Art des Weiter- und Wiederverwertens möchte ich gern ausbauen. Gern würde ich es an Initiativen abgeben, die Bedürftigen oder Flüchtlingen helfen. Vielleicht finden wir durch dieses Interview zusammen.
Im Lindengrün hängen ja auch Kunstwerke. Wie kommst Du da dran? Und wer hängt denn gerade?
Meine Idee war es, im regelmäßigen Abstand, Bilder von verschiedenen Künstlern aufzuhängen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es hingen zu Beginn Bilder von DINA4 im Lindengrün. Sie arbeitet im Atelier Nord und hat meine Ideen des Logos umgesetzt und mir unter anderem die Homepage gestaltet. Durch Kontakte und Weitersagen konnte ich in Folge weitere Künstler für die Präsentation einiger ihrer Werke gewinnen.
Momentan hängen Bilder von Urte von Maltzahn-Lietz. Sie hat auch die Künstlerkarten, welche hier verkauft werden, gestaltet. Urte kam zu mir und hat einfach angefragt, ob die Möglichkeit besteht, ein paar Werke zu präsentieren. Daneben gibt es auch Karten und Poster von EleonoreAtelier. Und ich freue mich wirklich besonders, dass ab September Camilla Orlandi ein paar ihrer Aquarelle ausstellen wird.
Danke, liebe Franziska, für Deine Antworten – und immer ein entspanntes Vögelchen in der Regenrinne.
Es war mir eine Freude. Ich danke Dir, lieber Volly.
Keine Kommentare bisher