Der Rote Stern ist für seine antirassistische Arbeit bekannt. Am Samstagnachmittag veranstaltete der Fußballverein eine Sammlung von Fahrrädern für Flüchtlinge in Leipzig und erntete eine unerwartet große Beteiligung. Auch aus anderen Städten wurde nach Möglichkeiten zur Teilnahme gefragt. Ein Modell, das vielleicht bald Schule macht.
Es ist Samstagnachmittag. Eigentlich viel zu heiß, um überhaupt etwas Sinnvolles zu tun. Im Innenhof des Hausprojektes Zoro in der Bornaischen Straße 54 sitzen hier und da Menschen zusammen. Ein Grill ist aufgebaut. Pizza wird gebacken. Bier und Limo ausgeschenkt. Unter Pavillons können Kinder basteln und T-Shirts bedrucken.
Ein Schild mit Leuchtschrift weist eine Radsammelstelle aus. Dahinter vielleicht zwei Dutzend Fahrräder. Teilweise mit Kindersitzen. Kinderfahrräder und -roller sind auch dabei. Der Rote Stern Leipzig hatte eingeladen, sich an einer Spendenaktion zu beteiligen. Fahrtüchtige Räder oder nur Ersatzteile sind gern gesehen, hieß es auf dem Flyer.
Am Rand an einer Hecke sitzt Sani vom Roten Stern und erzählt über das Projekt. „Es gab schon einmal ein Refugeeteam“, berichtet er zu der Vorgeschichte innerhalb des Fußballvereins. Eine Idee, die jetzt vielleicht wieder ins Leben gerufen werden könnte.
Die Ankündigung der Eröffnung einer Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße hatte in der Vergangenheit bei der Leipziger Bevölkerung zu gespaltenen Reaktionen geführt und einen Anstoß gegeben, um sich etwas auszudenken. Bezüglich der Einrichtung gab es im Februar im Werk 2 eine Informationsveranstaltung. Der Verein organisiert eine zweite Veranstaltung mit, die demnächst im Tanzhaus in der Nähe des Bahnhof Connewitz stattfinden soll.
Eine Aktion wie diese hat man allerdings noch nicht gemacht. Sani gibt zu, dass der Rote Stern nicht so ganz der Urheber des Ganzen war, aber gerne Unterstützung leistet. Die Aktion hat auch eine längere Vorbereitung gehabt, gibt er zu bedenken. „Dafür wird schon die ganze Zeit gesammelt.“
Nebenbei trudeln weitere Besucher des kleinen Hoffestes ein. Fahrrad für Fahrrad wird aufgestellt. War mit dieser Beteiligung zu rechnen? „Nein, auf keinen Fall“, zeigt sich Sani überrascht. „Auch nicht mit der Qualität.“
Er erzählt eine Geschichte von einer Frau: Sie stellte ihr durchaus gut erhaltenes Rad ab und suchte jemanden, der die Sammlung betreut. Sie berichtete über einen kleinen Mängel. Der Hinterreifen war platt. „Sie hat dann noch 20 Euro gegeben“, schließt er etwas perplex von der Spendenfreudigkeit die Geschichte ab.
Für aufwendige Reparaturen hat man aber leider keine Zeit. „Dass sie verkehrstüchtig sind, war uns wichtig.“ Es gehe darum, dass die Flüchtlinge in ihrem gefährdeten rechtlichen Status nicht noch mehr Probleme bekommen, falls sie beispielsweise in eine Polizeikontrolle geraten. Deshalb schaut man auch, dass keine gestohlenen Räder dabei sind. „Wir prüfen die ganzen Rahmennummern. Das müssen wir machen.“
Ohne vorherige Planung geht das aber auch nicht so einfach, schon alleine aus dem logistischen Aufwand heraus, wie ein Blick auf den wachsenden Räderberg verrät. Es gibt bereits Gespräche mit anderen Vereinen, die einen guten Kontakt zu einem Bürgerpolizisten haben. „Ansonsten kommen wir in die Wiedebach Passage“, schmunzelt Sani. Bei den Beamten im Connewitzer Polizeiposten dürfte das wohl für verdutze Blicke sorgen.
Die Drahtesel in Schuss zu bekommen, dabei helfen auch viele Andere. Eine Reihe von selbstorganisierten Fahrradwerkstätten schraubt mit. „Der Fahrradladen Kettenreaktion ist auch dabei“, fügt er den quasi inoffiziellen Geschäftspartner auf der Wolfgang-Heinze-Straße hinzu.
Ein Blick auf Facebook verrät, dass nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft des Hausprojektes den Aufruf gern unterstützt, sondern dass auch Menschen aus anderen Städten ihre Räder nach Leipzig schaffen würden, wenn sie könnten. „Die Idee zündet halt in anderen Städten“, meint Sani.
Das Resümee des Abends sind 74 Fahrräder, 13 Kinderlauf- und dreiräder und diverse Utensilien. Wer sich an der Initiative beteiligen möchte durch Spenden, selbst Schrauben möchte und etc. kann sich unter re-cycle@rotersternleipzig.de melden.
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Eine schöne Idee vom Roten Stern. Mobilität ist wichtig und in Leipzig wenn es nicht gerade schneit mit dem Rad gut zu erlangen. Vielleicht kann der ADFC noch einen Kurs organisieren, der nun den Menschen aus anderen Kulturkreisen die Grundzüge der StVO auf dem Rad beibringt?