Ach, der Tanner und die Damen - ein endloses Meer an Geschichten. Da ist viel Zuneigung, viel Hinschauen und viel Nachfragen. Diesmal fand Tanner eine junge Dame, die sich berührend leicht und beeindruckend auf Bildern tummelt. Und da scheinbar viele junge Damen da einen Traumjob darinnen sehen und meist überhaupt keine Ahnung vom Metier haben, fragte Tanner nach.

Highhow – ich habe Dich unter Deinem Nickname Jott Ell im Netz gefunden, als ich so auf Bilderschau war. Nun unterzeichne ich selbst immer mal mit VauTEE oder VauTAN – also denke ich, dass Dein Vorname mit Jott beginnt und Dein Nachname mit Ell – wie kann ich Dich denn hier im Interview nennen???

Hallo! Tatsächlich ist es so, dass mein Vorname mit einem Jott und mein Nachname mit einem Ell beginnt. Viele Menschen in meinem Umfeld nennen mich seit langer Zeit, schon weit vor der Fotografie, Jott – also belassen wir es einfach dabei.

Erstmals sah ich Deine Bilder auf der Leipziger Homepage www.nujolie.com – kannst Du uns erzählen, wie diese Seite funktioniert – und was ja auch wichtig ist: wie viel von der Penunze, die da fließt, bleibt eigentlich bei Dir hängen? So prozentual. …

Na, so ganz stimmt das mit der Leipziger Seite nicht, eigentlich stammt nuJolie aus Hamburg. Aber inzwischen wirken die Beteiligten in Leipzig. Vereinfacht stellt die Homepage Aktportraitserien, von etwa 50 bis 230 Bildern, online, die man kaufen kann. Was dabei unerwähnt bleibt ist der Gedanke dahinter, der Aktfotografie wieder Würde, Anmut, aber auch Natürlichkeit und fast schon eine Selbstverständlichkeit zu geben. Bei diesem Ansatz an Bilder finde ich es nicht richtig zu denken, dass das Geld wichtig sei und für mich ist es das auch nicht. Zumal man sich als Model normalerweise immer zwischen Geld oder Bildern entscheiden muss, wenn ich es hier müsste, würde ich in jedem Fall die Bilder nehmen. Fair ist also die Gewinnbeteiligung allemal.

Du hast mit solch herausragenden Bildschöpfern, wie Resa Rot oder Johannes Amm zusammengearbeitet. Nun traf ich letzte Woche den Fotografen Massimo Pulciano und der meinte, dass es Frauen gibt, die in völliger Leichtigkeit ausdrucksstark sein können. Hast Du das trainiert? Wie erlernt man dieses Modeln, wie ging das bei Dir? Wenn ich Fotos mit mir drauf sehe, dann mache ich da meist den Kasper. Ich halte das für schwierig, was Du da machst. Kannst Du etwas aus Deinem Nähkästchen plaudern?

Mittlerweile stehe ich seit viereinhalb Jahren vor der Kamera. In der Zeit hat sich natürlich auch mein Anspruch an meine Bilder verändert. Als ich anfing war es noch mehr so, dass ich toll fand was ich auf Bildern alles sein könnte. Ich hatte Glück mit den Fotografen mit denen ich zusammengearbeitet habe, habe zugehört und mir Ratschläge gemerkt.

Heute ist es so, dass ich schön finde wer ich bin und die Menschen mit denen ich arbeite das festhalten. Und irgendwie lass ich immer mehr weg, an Posen, an zu starkem Make-up, man könnte also sagen, dass was ich mache ist weit vom “modeln” entfernt. Ich denke ein gewisses Selbstverständnis spielt eine große Rolle. Das ist nun mal der Körper in dem ich stecke, ich kann ihn blöd finden und daraus einen immerwährenden Kampf machen, den ich so oder so verliere oder mich selbst so annehmen wie ich bin und dazu stehen. Auch ich hab Cellulite und meine Brüste sind nach dem Stillen ‘ne halbe Etage tiefer gerutscht. Meine Haut ist an vielen Stellen gerissen und ich habe immerzu Schuppenflechte, wenn ich wollte könnte ich genug an mir doof finden, will ich aber gar nicht.

Auf privaten Fotos kasper ich allerdings auch rum, ich glaube da gibt es kaum eins, auf dem ich ernst schaue.

Du hast Geschichte an der Uni Erfurt studiert, lebst hier in Leipzig. Was machst Du derzeit neben den Modeljobs noch? Irgendwie muss ja auch was zu Essen auf den Tisch.

Ja, nachdem ich drei Jahre Geschichte im Hauptfach und vergleichende Religionswissenschaften im Nebenfach studiert habe bin ich Anfang 2013 mit meinem damaligen Freund nach Leipzig gekommen, im Herbst des gleichen Jahres wurde dann unsere gemeinsame Tochter geboren. Derzeit genieße ich noch die letzten Monate meiner Elternzeit und freue mich, dass die in den Sommer fallen, so dass wir einfach viel Zeit draußen verbringen können.

Deine Bilder sind sehr ästhetisch, was sagt Dein Umfeld, Deine Eltern – auch da kann ich mit Fug und Recht behaupten, wenn ich solche Fotos von mir machen würde, dann würden mich die Menschen höchstwahrscheinlich aus der Stadt jagen….Wie ist das bei Dir?

Die Menschen in meinem Umfeld finden das was ich mache schön, beschäftigen sich teilweise selbst mit Fotografie, das weiß ich sehr zu schätzen, mich mit jemandem auf dieser Ebene austauschen zu können. Schwieriger ist es für mich eher, jemandem, den man kennenlernt zu erklären was ich mache. Es betrübt mich immer ein wenig, dass viele darauf entsetzt reagieren, allerdings würde ich das Fotografiertwerden für niemanden, außer für mich aufgeben, so spielt es am Ende nur eine Rolle was ich selbst über meine Fotos denke.

Das war ein sehr angenehmes Gespräch. Ich wünsche uns, dass Du noch lange auf Bildern zu sehen sein wirst. Wir brauchen Schönheit.

Danke.

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