René Diebitz' Arbeitsraum schmückt eine Wand voll mit Auszeichnungen. Der 1959 geborene Tierpräparator versteht sein Handwerk. Am Sonntag zeigte er im Naturkundemuseum im Rahmen des 38. Internationalen Museumstages an zwei Vögeln, wie aus einem toten Tier ein Stück für eine Sammlung wird.
Der Besucheransturm ist überschaubar. In das kleine Arbeitszimmer von René Diebitz würden sowieso nicht allzu viele Menschen hineinpassen. Gut zehn Besucher drängen sich am Sonntag um den Tisch des Tierpräparators. Einige gehen. Dafür kommen Andere, darunter viele Familien mit Kindern.
Das Naturkundemuseum Leipzig hatte anlässlich des 38. internationalen Museumstages zu einer Schaupräparation eingeladen. Eine Krähe sollte vor Publikum in ein Museumsstück verwandelt werden. Zwischen 500 und 600 Menschen in Deutschland präparieren Tiere, schätzt Diebitz ein.
Sein Handwerk hatte der 55-Jährige in der DDR gelernt. Eine Ausbildung, die es heute so in der Art nicht mehr gibt. Wer in diese Richtung etwas lernen möchte, muss nach Bochum gehen und einen Abschluss als staatlich anerkannter präparationstechnischer Assistent machen. An die vermittelten Fertigkeiten der damaligen Ausbildung kommt sie aber nicht mehr heran. Der Präparator kritisiert, dass es zu wenig Praxis gibt. “Ein Tag in der Woche ist nicht genug.”
Das Präparieren ist eine Kunst für sich. Hier kommen viele Erfahrungswerte zusammen. Ist die Haut des Tiers bei der Verarbeitung zu trocken, kann sie reißen und muss anschließend genäht werden, was andere Probleme mit sich bringt. Viele Knochen und Innereien müssen passend ersetzt werden. Und am Ende soll das Tier noch lebensecht aussehen.
Bei seiner Arbeit beantwortet der Präparator allerlei Fragen aus dem Publikum, während er mit Skalpell und Schere noch verbliebene Sehnen und Muskeln entfernt. Um die entweichenden Flüssigkeiten aufzufangen, bestreut er das Tier immer wieder mit weißem Pulver. “Es ist auch nur Kartoffelmehl – kein Wundermittel.”
Eine Formel, wie lange so eine Arbeit dauert, gibt es nicht. Große Tiere brauchen viel, kleine Tiere weniger Zeit. “Wenn ein Tier fett ist, dauert es wesentlich länger.” Dann müssen Fettreserven ausgeschabt und die Häute chemisch anders behandelt werden.
Nachdem dem Vogel alle Innereien und ein Großteil der Knochen entfernt wurden, muss die Haut, die Federn und ein paar verbleibende Knochen noch gewaschen und getrocknet werden. Dies dauert aber mehrere Stunden, weshalb Diebitz bereits vorgearbeitet hat.
Eine zweite Krähe wird nach der Mittagspause mit einem Kunststoffkörper gefüllt und mit einem Drahtgeflecht ausgestattet. Nach viereinhalb Stunden steht dann das fertige Präparat da. Über eine endgültige Stellung ist man unentschieden. Solange die Haut elastisch ist, kann sie noch geändert werden.
Danach muss der Vogel ausreichend getrocknet werden, damit die verbleibenden organischen Reste später nicht durch Mikroorganismen oder Schimmelpilze zersetzt werden und damit das Stück zerstören. Der fertige Vogel wird im Herbst im Rahmen einer Ausstellung zu sehen sein.
Das Naturkundemuseum hat auch eine reichhaltige Sammlung mit alten Stücken. “Das älteste ist von 1824”, gibt Diebitz in die Runde bekannt. Gerade diese alten Präparate erfordern viel Zeit. “Da müssen Sie mit äußerster Vorsicht herangehen.”
Diebitz zeigte auch ein aktuelles Projekt, welches noch nicht fertig ist. Ein Tiger aus dem Zirkus Probst, den er mit mehreren Kollegen bearbeitet. “Ich saß daran ein paar Wochen.” Wann das Tier fertig ist und zu sehen sein wird, ist noch unklar.
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher