Schon am Abend des 20. April war es ein Grund zum Aufhorchen - nicht nur bei den 500 Legida-Anhängern, welche die Abschlussworte von Silvio Rösler lautstark bejubelten. Zum Nachhauseweg gab der Versammlungsleiter auf dem Simsonplatz bekannt, „Sportfreunde von Lok Leipzig“ würden einen Begleitdienst für die abreisenden Legida-Fans stellen. Eine Erwähnung des Vereins, welcher dieser nun mit rechtlichen Schritten beantworten will. Es geht Lok um Rufschädigung und die Frage, welchen Eindruck Silvio Rösler mit diesen Ausführungen in der Öffentlichkeit vermitteln wollte.
Es ist etwa 21:30 Uhr, als Silvio Rösler die Bühne betritt und die Regeln für den Heimweg bekanntgibt. Die Polizei stelle einen Begleitschutz bis zur U-Bahn-Station Leuschner-Platz. Dort übernähme dann die Bundesbahnpolizei. „Für alle anderen, die weiter wollen Richtung Hauptbahnhof – so ist mir gesagt worden – dass die Sportfreunde von Lok Leipzig entsprechend auch einen Begleitdienst stellen würden. Und würden Euch dann bis zum Hauptbahnhof weiter begleiten. Bis zum Leuschnerplatz gilt also die Polizei, jeder der dann weiter möchte, ist dann auch in sicheren Händen denke ich.“
Warum Rösler hierbei den Verein exponiert erwähnte, statt einfach von Ordnern zu sprechen, ist erahnbar. Alles, was Legida in der Öffentlichkeit in der Gesellschaft verankert erscheinen lässt, wird genutzt. Auch wenn es unbeabsichtigt geschah, kam schon am Abend des 20. April die Frage auf, was diese öffentliche Nennung des Vereins bewirken sollte?
Die Ausführungen Röslers haben nun zu einer Reaktion beim Probstheidaer Verein geführt. Mit deutlichen Worten sucht man die somit angedeutete Nähe zwischen Lokomotive Leipzig und Legida zu kontern. Unter der Überschrift „1. FC Lokomotive Leipzig leitet rechtliche Schritte gegen Legida-Versammlungsleiter ein“ schildert der Vereinsvorstand, wie der Zusammenhang mit Lokomotive und Legida aus ihrer Sicht zu bewerten ist.
So heißt es unter anderem: „Am Montag, dem 20. April 2015, fand zum wiederholten Male eine Kundgebung der „Legida-Bewegung“ in Leipzig statt. In diesem Zusammenhang wurde der 1. FC Lokomotive Leipzig missbräuchlich und in rufschädigender Weise erwähnt. Der Versammlungsleiter der Legida, Herr Silvio Rösler, kommunizierte gegen 21:30 Uhr den Teilnehmern der Kundgebung, dass `Sportfreunde des 1. FC Lokomotive` den Abmarsch der Teilnehmer vom Leuschnerplatz aus bis zum Hauptbahnhof begleiten und schützen würden. Damit suggerierte er den Teilnehmern und der breiten Öffentlichkeit, dass der 1. FC Lokomotive Leipzig die Kundgebung unterstützt.“
Weiter heißt es in der heute verbreiteten Meldung „Der 1. FC Lokomotive Leipzig widerspricht dieser Äußerung auf das Nachdrücklichste. Der Verein möchte sich mit Vehemenz dagegen wehren, dass er als Unterstützer oder Befürworter einer als rechtspopulistisch angesehenen Gruppierung erwähnt wird.“ Nach Prüfung der Sach- und Rechtslage habe nun Lokomotive Leipzig „sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Schritte gegen den Versammlungsleiter der Legida, Herrn Silvio Rösler, eingeleitet sowie ein Hausverbot ausgesprochen.“
Die Netzdebatte ist bereits in vollem Gange
Bei Lok tobt seitdem die Netzdebatte und auch Legida reagierte heute prompt auf ihrer Facebookseite. Exemplarisch für die Grundstimmung bei Lok scheint die Haltung einer Lok-Anhängerin zu sein, welche sich wie viele andere hinter diese Entscheidung ihres Vereins stellt: „Das ist eine absolut korrekte Entscheidung. Warum muss es immer wieder solche Leute geben, die unseren Verein in den Dreck ziehen. Die wissen doch gar nicht, was Treue, Tradition und Liebe bedeutet. Das regt mich so auf!!!!“
Die wenigen Gegenstimmen haben auch hier die gesamte Klaviatur von Legida in petto. Während sich der Verein gegen die politische Vereinnahmung wehrt, geht es bei den offenkundigen Legidaanhängern wieder um den Oberbürgermeister Burkhard Jung, um den Staat und Politikversagen. Während Lok in seinem Schreiben mit dem Grundgesetz argumentiert, droht Legida nun, die Zeit des „sich versteckens“ wäre vorbei und man würde alles sammeln, was sich so an üblen Machenschaften zeige.
Dabei arbeitet Legida mit einer weiteren Unterstellung. So wähnt man sich in einer Zeit, „wo Fans vorgeschrieben wird, wie sie sich außerhalb des Stadions politisch zu bewegen haben. Das zieht sich durch Firmen und Vereinsstrukturen, ein Gesinnungs- und Meinungsdiktat aus dunklen Zeiten – hier aber mit neuem Leben erfüllt.“ Eine Nicht-Teilnahme von Lokfans kann der Verein letztlich nicht vorschreiben und hat dies auch nicht getan. Konsens ist jedoch seit Dezember 2014, dass keine blau-gelben Fanutensilien genutzt oder getragen werden sollen, um den Verein nicht in die politische Debatte rings um die islamfeindliche Bewegung hineinzuziehen.
Zur Mitteilung der juristischen Auseinandersetzung seitens Lok gibt man sich bei Legida eher schmallippig: „Da der Verein Lok Leipzig jetzt ein zivil- und strafrechtliches Verfahren gegen Silvio Rösler in die Wege leiten will, weil er darauf hinwies, dass Fans von LOK die Teilnehmer sicher bis zum Hbf begleiten wollten, lassen wir dies jetzt mal unkommentiert so stehen.“
Auch dies bereits eine Interpretation dessen, was am Montag im originalen Wortlaut wirklich gesagt wurde. Gerichtlich dürfte die Sache wie das Hornberger Schießen enden, denn was für Rösler nun die „Sportfreunde von Lok Leipzig“ bei Legida genau sind, dürfte Auslegungs- und Interpretationssache sein. Das Signal der Distanzierung seitens Lok wird bleiben. Wie auch das Stadionverbot für Silvio Rösler nach Leutzsch nun auch in Probstheida.
Die Mitteilung von Lok in voller Länge
1. FC Lokomotive Leipzig leitet rechtliche Schritte gegen Legida-Versammlungsleiter ein
Am Montag, dem 20. April 2015, fand zum wiederholten Male eine Kundgebung der „Legida-Bewegung“ in Leipzig statt. In diesem Zusammenhang wurde der 1. FC Lokomotive Leipzig missbräuchlich und in rufschädigender Weise erwähnt.
Der Versammlungsleiter der Legida, Herr Silvio Rösler, kommunizierte gegen 21:30 Uhr den Teilnehmern der Kundgebung, dass „Sportfreunde des 1. FC Lokomotive“ den Abmarsch der Teilnehmer vom Leuschnerplatz aus bis zum Hauptbahnhof begleiten und schützen würden. Damit suggerierte er den Teilnehmern und der breiten Öffentlichkeit, dass der 1. FC Lokomotive Leipzig die Kundgebung unterstützt.
Der 1. FC Lokomotive Leipzig widerspricht dieser Äußerung auf das Nachdrücklichste. Der Verein möchte sich mit Vehemenz dagegen wehren, dass er als Unterstützer oder Befürworter einer als rechtspopulistisch angesehenen Gruppierung erwähnt wird. Der 1. FC Lokomotive Leipzig bekennt sich satzungsgemäß zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und vertritt den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz sowie parteipolitischer Neutralität. Extremistische, rassistische und fremdenfeindliche Bestrebungen und Verhaltensweisen lehnt der 1. FC Lokomotive Leipzig jedoch strikt ab.
Der 1. FC Lokomotive Leipzig akzeptiert es nicht, wenn unter Ausnutzung der formalen Verfassungsrechtslage das Versammlungs- und Demonstrationsrecht missbraucht wird, um rechtspopulistische Parolen zu verbreiten und das Ansehen und der Ruf des Vereins geschädigt werden. Der 1. FC Lokomotive Leipzig dient nicht als Spielball politisch motivierter Anschauungen!
Wie bereits im Dezember 2014 angekündigt, prüft der Verein jeden Sachverhalt sorgfältig, ohne Vor- bzw. Pauschalverurteilungen vorzunehmen. Der 1. FC Lokomotive Leipzig behält sich dabei das Recht vor, gegen Personen, die dem Ansehen des Vereins, gleich in welcher Art, schaden, rechtliche Schritte einzuleiten sowie Haus- bzw. Stadionverbote auszusprechen. Nach Prüfung der Sach- und Rechtslage wurden deshalb sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Schritte gegen den Versammlungsleiter der Legida, Herrn Silvio Rösler, eingeleitet sowie ein Hausverbot ausgesprochen.
Quelle www.lok-leipzig.com/verein/news/detail/article/rechtliche-schritte-gegen-legida-versammlungsleiter
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