Nach 1685 kamen reformierte Glaubensflรผchtlinge aus Frankreich nach Leipzig. Sie treffen hier auf Glaubensbrรผder, die als Kaufleute in die Stadt gekommen waren. Nach einem Kredit an den Kรถnig waren sie geduldet. 1899 wurde die Kirche am Ring eingeweiht. In der friedlichen Revolution spielte sie eine wichtige Rolle. Heute ist sie durch die Veranstaltung "Klassik fรผr Kinder" weithin bekannt. Am 24. Mai wird die sanierte Jehmlich-Orgel eingeweiht.
1685 widerrief der franzรถsische Kรถnig Ludwig XIV. das Edikt von Nantes. Das hatte den Hugenotten im Land religiรถse Toleranz und volle Bรผrgerrechte gebracht, aber gleichzeitig festgeschrieben, dass der katholische Glauben Staatsreligion ist. Die Hugenotten waren Calvinisten, also nicht lutherisch, sondern reformiert. Das รdit de Fontainebleau fรผhrte dazu, dass diese Gruppe nun aller religiรถsen und bรผrgerlichen Rechte beraubt wurde. In der Folge flohen Hunderttausende, vor allem in die calvinistischen Gebiete: Niederlande und Schweiz. Viele zogen auch nach Preuรen, wo das Potsdamer Toleranzedikt ihnen groรzรผgige Privilegien gewรคhrte: von Steuern und Zรถllen waren sie befreit, Wirtschaftsunternehmen wurden subventioniert und die Pfarrer wurden durch das Fรผrstentum bezahlt.
In Leipzig trafen die Flรผchtlinge auf Schweizer Kaufleute, die ihren Glauben teilten. Die neu entstehende Gemeinschaft richtete an den sรคchsischen Hof ein Gesuch, in dem sie um freie Religionsausรผbung baten. Graf Wolf Dietrich von Beichlingen versprach im September 1700, sich fรผr das Anliegen beim Kรถnig stark zu machen, wenn die Gemeinde bereit sei, dem Kรถnig einen Kredit von 7.000 Talern zu gewรคhren, quasi als Zeichen der Ergebenheit. Die Zusage wird gegeben, die Sache scheint zu laufen. Die Gemeindegrรผnder stellen eine Kirchenordnung auf und wรคhlen ein Siegel: das Bild eines entlaubten Baumes und die Devise: DEUS DET INCREMENTUM โ Gott gebe Wachstum. Das Motto findet sich heute am Gebรคude der 1899 gebauten und ab 1949 wieder aufgebauten Kirche am Trรถdlingring.
Der erste Gottesdienst wird am 4. Juni 1702 im Bildersaal von Auerbachs Hof gefeiert. Am 14. Oktober 1702 wird der Gottesdienst unterbrochen. Der Rat von Leipzig mรถchte nicht, dass die Reformierten innerhalb der Stadt feiern. Schlieรlich ist die Stadt lutherisch. Wenn man will, kann man betonen, dass beide evangelisch sind, man kann aber auch die Unterschiede sehen: Calvin hatte sich ab 1536 darum bemรผht, die Reformation in Genf, aber auch in Frankreich durchzusetzen. Diplomatisches Feingefรผhl besaร er dabei nicht immer. 1541 wird er aus Straรburg nach Genf zurรผckgeholt. Besonderes Kennzeichen seiner Theologie: die Reformation soll auch in der Struktur der Kirche erkennbar sein. Pastor, รlteste, Lehrer, Diakon stehen als รmter nebeneinander. In reformierten Kirchen ersetzt ein Abendmahlstisch den Altar, die Kanzel ist im Zentrum. In Leipzig unterstreicht die Lage der Orgel, direkt im Blickfeld der Gemeinde, die Bedeutung der Kirchenmusik, auch in reformierten Gemeinden, die insgesamt eher schlicht und schmucklos ausgestattet sind. Die Leipziger Jehmlich Orgel wird am 24. Mai eingeweiht.
Schon aufgrund der Lage des Gebรคudes am Ring spielte die Reformierte Kirche auch im Herbst 1989 eine wichtige Rolle. In der kritischen Phase war โunsere Kirche erleuchtet und die Tรผr geรถffnet als Fluchtmรถglichkeit bei zunehmender Gewalt fรผr Demonstranten und Uniformierteโ, schreibt Hans-Jรผrgen Sievers. Am 9. Oktober 1989, als etwa 70.000 an der Kirche vorbeizogen, filmten zwei junge Mรคnner aus Berlin auf dem Turm der Kirche. Diese wurden noch am gleichen Abend in den Westen geschmuggelt und berichteten vom Geschehen an diesem Abend.
Mit dem Musikfestival โKlassik fรผr Kinderโ begeistert die Gemeinde schon im 10. Jahr viele Kinder, die auf spielerische Weise zur Musik hingefรผhrt werden.
Unter Leitung von Christiane Brรคutigam findet das 10. Musikfestival Klassik fรผr Kinder vom 25. bis 27.09. 2015 in der Reformierten Kirche statt.
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