Mit dem Gründonnerstag beginnen bei den Christen die österlichen drei Tage: Triduum paschale. In den Gottesdiensten wird die Erinnerung an Jesu Leiden und Tod lebendig. Am Beginn steht ein gemeinsames Mahl. Karfreitag berichtet vom Sterben Jesu. In der Nacht zum Ostermorgen erklingt dann das Osterlob. Der Tod hat nicht das letzte Wort. In Leipzig gibt es viele Orte, an denen der Weg von Kreuz zu Auferstehung mitgegangen werden kann.
Es beginnt mit einem Essen, also mit der Erinnerung an ein Essen. Ein Abend in Jerusalem. Das ist jetzt um die 2000 Jahre her. Jesus speist mit seinen Jüngern. Überliefert ist, dass es Brot und Wein gab. Das wurde dann zum entscheidenden Erinnerungssymbol an Jesus.
Gegessen hat er öfters. Da hielt er es mit Loriot. Als der gefragt wurde, warum in seinen Stücken so oft gegessen wird, antwortete er: Erstens esse auch er persönlich täglich und zweitens zeige der Mensch gerade während geselliger Mahlzeiten seine Kommunikationsschwächen am deutlichsten.
Jesus aß mit recht unterschiedlichen Leuten, die untereinander nicht unbedingt klar kamen. Und er aß auch mit Menschen, die scheinbar oder tatsächlich nicht den gesellschaftlichen Moralvorstellungen entsprachen.
Gründonnerstag nun wird an sein letztes Essen vor der Kreuzigung erinnert. Da saß er mit dem engsten Kreis seiner Jünger zusammen. Alles Männer. Weshalb katholische und orthodoxe Christen vermuten, Jesus wolle nur Männer als Priester sehen. Seit einem Jahrhundert kommen da auch andere Deutungen in den Blick, die vor allem in evangelischen und anglikanischen Kirchen Fuß fassen.
Tut dies zu meinem Gedächtnis
Klar überliefert ist dagegen ein Auftrag, der von diesem Abend ausgeht: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Klingt einfach. Brot teilen, gemeinsam essen und trinken. Das ist das Thema von Gründonnerstag. Das ist Ausdruck einer Gemeinschaft, die über unsere kleinen Grenzen hinaus geht. Und das ist eigentlich die zentrale Botschaft Jesu, die durch die Jahrhunderte klingt: wendet euch den anderen zu, kommt mit ihnen ins Gespräch, auch wenn ihr nicht sofort eine gemeinsame Basis findet. Angesichts von Kriegen und Gewalt klingt das naiv. Der Auftrag wurde erfüllt, aber in getrennten Kirchen und Gemeinschaften. Immer wieder wurde die Exkommunikation, also der Ausschluss vom gemeinsamen Abendmahl zu einem Druckmittel in der Auseinandersetzung. Erst mit der ökumenischen Bewegung beginnen verstärkte Bemühungen, den gemeinsamen Ursprung in den Blick zu nehmen. Die Erinnerung an das letzte Abendmahl feiern die Christen am Gründonnerstagabend.
Gekreuzigt unter Pontius Pilatus
Am Karfreitag dann steht im Zentrum die Erinnerung an Leid und Tod. “Kara” steht für Leiden, Trauer. Pontius Pilatus, Statthalter des römischen Kaisers Tiberius in den Provinzen Judäa und Samaria, spielt da eine wichtige Rolle. Nach den Evangelien hat er das Urteil gegen Jesus ausgesprochen und die Kreuzigung angeordnet. Von ihm berichtet auch Tacitus in seinen Annalen: Auctor nominis eius Christus Tiberio imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat („Der Urheber jenes Namens, Christus, wurde während der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet“).
Seit 1961 gilt seine Existenz als relativ gesichert. Zumindest wurde damals eine Inschrift in Caesarea gefunden, die auf ihn hinweist. Andererseits gibt es in der Geschichtswissenschaft keine absolute Wahrheit. Aus christlicher Perspektive aber kam es unter ihm zu einem Prozess, der zu einer Verurteilung führte. Die Todesstrafe wurde recht flott durchgeführt.
Die Evangelien lassen aber keinen Zweifel daran: Jesus war unschuldig. In der theologischen Deutung wird sein Tod zum Segen für die Welt: “Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.” (Johannesevangelium 3,16) Das kann man exklusiv lesen. Dann lässt sich diskutieren, wer gerettet wird und wer nicht. Das kann man aber auch als Ermutigung lesen. In Jesus wird ein Weg aus Konflikten gezeigt, der nicht auf Gewalt setzt. Als Todesstunde gilt nach römischer Zählung die 9. Stunde: deshalb feiern die Christen häufig um 15:00 Uhr einen Gottesdienst.
Handeln Jesu und die Christen
Mit dem Tod Jesu am Kreuz endet der naturwissenschaftlich und historisch nachvollziehbare Teil der christlichen Theologie. Die Grabesruhe am Karsamstag scheint das Ende aller Hoffnungen zu besiegeln. Ein Stein wird vor die Grabkammer geschoben. Schluss. War Jesus gescheitert? Die Wirkungsgeschichte jedenfalls ist beachtlich. Das gilt unabhängig davon, wie man die österlichen Erzählungen bewertet. Kunst und Kultur, Bücher und Musik, Bauwerke und Ideen nehmen auf den Wanderprediger Bezug. Auch in der Kritik an Christen wird häufig das Handeln Jesu zum Maßstab. Eines der jüngeren Beispiele stammt aus dem Bundestag: Da begründete Gregor Gysi biblisch seine Vorstellungen zur Vermögensabgabe und einer Vermögenssteuer: “Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.”
Auferstanden von den Toten
Die Auferstehung ist nicht greifbar. Das beschriebene Ereignis ist singulär. Mit der Auferstehung allerdings steht und fällt das Gebäude der christlichen Theologie. Hinter dieser Theologie steht die Überzeugung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Das Leben endet nicht in der Katastrophe. Weder individuell noch global. Liturgisch wird diese Überzeugung eindrucksvoll in der Osternacht dargestellt. Mitten in der Dunkelheit wird ein Feuer entzündet. Die Flamme wird in die dunkle Kirche getragen. Kerzen verbreiten das Licht und erleuchten die Kirche. Biblische Geschichten berichten von Erfahrungen des Neuaufbruchs und der Hoffnung trotz aller Hoffnungslosigkeit. Am Ende der Nacht steht wieder das gemeinsame Mahl. Es erinnert an das letzte Abendmahl und liefert einen Ausblick auf die christliche Vorstellung vom Himmel: ein Festmahl, das alle Not und alles Leid der Gegenwart vergessen lässt. Am Weg dahin freilich ist manches noch zu tun.
Frohe Ostern!
Keine Kommentare bisher