Michy Reincke sang so schön: "Diese Welt ist ein Garten." Und dieser Garten ist voller Geheimnisse, Wunderbarkeiten und Abenteuer. Nicole Kirscht macht sich die Tage mit Freunden und einer Nuggelpinne von Auto auf in den Orient, um genau diese Abenteuer zu erleben. Und dabei Gutes zu tun. Fantastisch. Tanner traf sie beim Westbesuch.
Hallo Nicole. Ich hab Dich hier mit Deinen beiden Mitfahrerinnen auf dem Westpaket erwischt. Und Du erzähltest mir von einer fantastischen Geschichte. Ihr (plus noch drei Leute) seid nämlich das Team 73 bei einer Spenden-Sammel-Auto-Rallye in den Orient. Für wen und wie sammelt Ihr?
Es freut uns, dass wir Dein Interesse geweckt haben. Es handelt sich hier um eine der letzten automobilen Abenteuer und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Vielleicht sollte ich vorher noch erwähnen, dass es bei dieser Rallye nicht um die Geschwindigkeit geht und nach dem Motto “Wer zuerst am Ziel ist, gewinnt”. Vielmehr ist es die Chance, Gutes zu tun, Spenden persönlich an die für uns richtige Stelle zu bringen und dabei noch ganz nebenbei ein Abenteuer zu erleben. Momentan sammeln wir sowohl Geld- als auch Sachspenden. Unterwegs werden wir in Rumänien ein Kinderheim anfahren und dort Dinge, die benötigt werden, direkt abgeben.
Auf dem Weg bis nach Amman in Jordanien werden wir sicherlich auch des Öfteren Halt machen, um kleinere Spenden, wie Fußbälle abzuliefern. Das größte Highlight wird dann noch die Abgabe der Autos nach Ankunft in Amman sein. Denn unsere drei Schmuckstücke, in denen wir diese drei Wochen fahren und wohnen werden, werden am Ende für einen guten Zweck versteigert. In den letzten neun Jahren wurde dadurch beispielsweise eine Käserei für ein Beduinendorf errichtet, aber auch Hörgeräte halfen mehr als 1.100 Kindern.
Deshalb unser Stand beim Westpaket, bei dem wir glücklicherweise ordentlich Spenden einnehmen konnten. Des Weiteren werden wir kommendes Wochenende wieder auf einem Flohmarkt in Hamburg vertreten sein. Na ja und über Freunde und Familie haben wir bisher auch viel Unterstützung in Form von Geld und Arbeitsschweiß bekommen.
Ich find ja witzig, dass Ihr mit so alten Schüsseln durch die Gegend juchtelt. Ihr nennt dies: Die Krux! Erzähl doch mal den Lesern wieso und was die Krux ist.
Das OK-Team der Allgäu Orient Rallye hat so einige Regeln aufgestellt, an die sich jeder Teilnehmer halten muss. Dazu haben sie tolle Schnapszahlen gewählt. Beispielsweise beträgt die Startgebühr 222,22 Euro, die gekauften Autos dürfen einen Wert von 1.111,11 Euro nicht überschreiten oder müssen älter als 20 Jahre sein. Nun versucht man bei einer Reise von über 7000 Kilometern ein funktionstüchtiges Auto mit möglichst wenigen Mängeln zu nutzen, um die Strecke auch unbeschadet fahren zu können.
Dass das bei älteren Modellen nicht immer ganz leicht ist, dürfte klar sein. Zudem dürfen nur Überlandstraßen und keine Navis benutzt werden. Da bleibt es nicht aus, unterwegs auch selbst mal Hand anzulegen oder die eine oder andere Werkstatt aufzusuchen. So wird der Kontakt zu den Menschen in den jeweiligen Ländern gefördert und aus einer “normalen” Autorallye wird ein Abenteuer der Völkerverständigung. Wir sind gespannt auf die Kulturen und Menschen in den Ländern, die wir befahren werden.
Wie seid Ihr Sechs zusammengekommen???
Mit unserer Teamchefin Susann ging das Ganze Ende 2013 los. Sie war begeistert als sie eine Dokumentation über die wohl spannendste Rallye sah. Ab da war für sie klar, irgendwann mache sie da mal mit. Als Trainerin einer Handballtruppe fragte sie zunächst Tina, die Torhüterin der Mannschaft, ob sie sich so eine Tour vorstellen könne. Das brauchte nicht viel Überzeugungskraft und 2/6 waren schon mal dabei.
Die zwei berichteten als nächstes meinem Partner Sören und mir (auch ich spiele mit den beiden Handball) von der Idee, 7.000 km in alten Fahrzeugen für einen guten Zweck zurückzulegen. Ivonne und Kyra sind Freundinnen von Tina, die sofort begeistert von dem Projekt waren und innerhalb kurzer Zeit waren die 6/6 vollständig.
Wie ist denn jetzt der genaue Zeitplan für Euch?
Nun, zunächst sind wir, wie schon gesagt, in Hamburg-Eimsbüttel, da wohnt unsere Ivonne. Hier wollen wir wieder allerhand Flohmarkt-Zwirn an den Mann bringen. Dann steht das Bekleben der letzten beiden Autos an. Übrigens haben unsere Autos natürlich auch Namen. Der erste, den du auch auf dem Westpaket gesehen hast, ist “Eric”. Die beiden anderen sind “Emma” und “Erna”. “Eric” muss hier auch noch mal eine besondere Anmerkung finden. Es wurde auf Kyras Bruder Eric getauft, der uns seit Beginn der Vorbereitungen tatkräftig und Kraft seiner Wassersuppe mit seinem Know-How zur Seite steht.
Ohne ihn wären wir längst noch nicht so weit gekommen, wie wir es jetzt sind. Dank ihm konnten wir letzte Woche fleißig alle Autos abschleifen, lackieren und zum Präsentieren fertig machen. Nun ist der Innenausbau durch, somit können wir uns in der nächsten Zeit, und davon haben wir nicht mehr viel, um alles, was wir für unterwegs brauchen, kümmern. Das heißt Campingausrüstung, Lebensmittel, Zusammenstellen des Medikoffers etc. Und am 8. Mai geht es dann schon Richtung Oberstaufen, wo sich alle 111 Teams einfinden werden, um am 10. Mai ins Abenteuer nach Jordanien zu starten.
Und dann? Wie geht’s nach der Rallye weiter? Was macht Ihr dann alle?
Na ja Tina, Susann, Sören und ich werden am 30. Mai in den Flieger Richtung Heimat steigen, während Kyra und Ivonne noch einige Tage hintendran hängen werden. Dann heißt es erst einmal wieder ankommen, den Familien und Freunden Bericht erstatten und das Ganze “verarbeiten”. Ich denke, dass eine oder andere Teamtreffen werden wir auch nach der Rallye noch machen, denn eine so intensive Zeit wie sie vor uns liegt, wird uns sicherlich fürs Leben prägen und nicht vergessen lassen.
Ich bedanke mich für Deine Antworten, Nicole.
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