Am Mittwoch begannen vor dem Landgericht Leipzig gleich zwei Prozesse wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern. Thomas W. (38) und Heinz-Dieter D. (66) sollen sich zwei minderjährige Mädchen als Sex-Objekte gemietet und missbraucht haben. Thomas M. (62) soll sich an einem geistig behinderten Zwölfjährigen vergangen haben. In beiden Fällen möchten sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern.
Thomas W. und Heinz-Dieter D. sollen 2011 zwei Mädchen missbraucht haben. Während ihrer Taten haben sich die Männer laut Anklage gegenseitig gefilmt. Möglich gemacht haben soll dies Ines H. Die Mutter eines der Opfer kassierte 800 Euro. Ihre minderjährige Tochter M. bekam 50 Euro, ihre Leidensgenossin N. 20 Euro und einige Zigaretten.
Die Männer sollen die Mädchen in Quedlinburg abgeholt und zu W.’s Wohnung in Wernigerode gefahren sein. Dort mussten sich die Mädchen entkleiden. Es folgten sexuelle Handlungen. Im Wechselspiel filmten und fotografierten die Täter sich bei den Taten. Die Bilder landeten im Internet, wo sie gegen Bezahlung erworben werden konnten. Nach dem Sex übergaben die Männer die Mädchen wieder an Ines H.
Thomas W. soll nicht nur die Aufnahmen mit den beiden Mädchen verbreitet haben. Auf seinem Rechner installierte der mutmaßliche Sexualstraftäter das Programm eMule, das das File-Sharing seiner gesammelten Bilder ermöglichte. Die getauschten Dateien waren mit einem Passwort versehen.
Zur Sammlung zählten offenbar auch Fotos eines Kleinkindes, auf das der Sex-Täter aufpassen sollte. Die Mutter wusste offenbar nicht, wem sie ihr Kind anvertraute. Thomas W. fertigte Bilder von den entkleideten Genitalien des Kindes an.
Der erste Verhandlungstag war für die Männer eine kurze Angelegenheit. Das Gericht vertagte sich nach Verlesung der Anklageschrift. Denn nur kurze Zeit später sollte bereits der nächste Pädophile auf der Anklagebank Platz nehmen.
Thomas M. saß wegen Kindesmissbrauchs bereits in Sicherungsverwahrung. Im Jahr 2012 war die Maßregel ausgesetzt worden. Der 62-Jährige kam auf freien Fuß, erhielt allerdings die Auflage, keinen Kontakt zu Kindern zu suchen.
Dennoch sprach er im Jahr 2014 den geistig behinderten Joe R. (12) am Kulkwitzer See an. M. traf sich in der Folge mehrmals mit dem Jungen. Allein. In der Wohnung soll er den Zwölfjährigen sexuell missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft M. außerdem den Besitz von Kinderpornographie vor. Bei seiner Festnahme im September 2014 fanden Ermittler Speicherkarten mit einschlägigen Aufnahmen.
Im Sitzungssaal erwies sich der Leipziger als äußerst redselig. Der Vorsitzende Norbert Göbel konnte M. kaum bei seiner Absicht bremsen, sich in Abwesendheit des zwar beauftragten, aber zur Anklageverlesung nicht geladenen Gerichtspsychiaters zu äußern.
„Das kann gar keine Kinderpornographie sein“, widersprach Thomas M. dem Staatsanwalt. Der Angeklagte verwies darauf, dass es sich bei dem gefunden Material nur um Kopien aus frei verkäuflichen Filmen handele. „Ich kann nicht meine Unschuld beweisen“, erklärte er.
Beide Prozesse werden Anfang April fortgesetzt.
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