Klickende Kameras, munteres Geplapper, leckeres Essen und eine Traube grüner Luftballons - so in etwa lässt sich Leipzigs erster Green Walk beschreiben, der am letzten Samstag, dem 14.03.2015, stattfand. Organisiert als Projektarbeit von vier Master-Studentinnen der MLU Halle-Wittenberg, strahlte der Spaziergang durch die kulinarische Szene Leipzigs jedoch keinerlei Hörsaalcharme aus, sondern erinnerte eher an ein höchst kalorienreiches Treffen alter Freunde.
Die Gäste, die von den Organisatorinnen Liv Rothhaar, Dinah Braun, Julia Agnes Horti und Lucy Sonnet zu diesem Ereignis eingeladen worden waren, vereinte jedoch keine gemeinsam verbrachte Schulzeit, sondern vor allem eines – ein eigener Foodblog, ein digitales kulinarisches Tagebuch sozusagen. Und während einige der fünfzehn Teilnehmer aus ganz Deutschland erst frisch auf den Blog der Mitlaufenden gestoßen waren, hatten sich andere bereits vor dem Green Walk kennengelernt und auf ein Wiedersehen in Leipzigs vegan-vegetarischer Szene gefreut.
Damit sich alle gleich ohne große Scheu begegnen konnten, wurde der grüne Spaziergang ganz locker im “Café Goodies“ in der Nikolaistraße eingeläutet, wo jeder freudige Mitläufer mit einem Namensschild, einem Sitzplatz und einem leckeren Frühstück inklusive Heißgetränk versorgt wurde. Während der Normalverbraucher gleich zum Löffel greifen würde, um die pflanzlichen Müslivariationen mit dem Gaumen genauer zu erkunden, zückte die Bloggermeute stattdessen sofort die hochwertigen und heißgeliebten Kameras und ließ Gojibeere und Mangocreme im Blitzlichtgewitter erleuchten. Noch schnell das schlaue Telefon gezückt und mit einem Klick wurden auch die fleißigen Leser via sozialer Netzwerke über den Fortschritt des Green Walk informiert. Kaum war das durchaus sättigende Frühstück verzehrt, ging es auch schon weiter in Richtung Süden, wo die nächsten Stationen auf das fröhliche Fußvolk warteten.
Bei “Marshall’s Mum“ galt es, teils vegane und vor allem köstliche Cupcakes zu vertilgen, die mit einem Schluck Maple Chai Latte noch besser schmeckten. Mit grünen Ballons ausgestattet ging es weiter ins schöne Connewitz, wo das noch immer nach Essen lechzende Rudel im “Bavarian Dürüm“ in Teigfladen verpacktes, veganes Festtagsessen inklusive gebratener Klöße und Rotkraut kennenlernte, im “VVasabi“ tierfreies Sushi mit leckeren Dips verdrückte und sich anschließend im “Curry Süd“ durch rein pflanzliche bis vegetarische Döner-, Burger- und Currywurstkreationen futterte. Wer keinen Platz im Magen mehr fand, durfte sich vakuumiertes veganes „Fleisch“ einpacken, das auch ein paar Tage nach dem Green Walk leckere Erinnerungen wecken sollte.
Doch wer jetzt glaubt, das wären schon alle Stationen des kulinarischen Rundgangs gewesen, der irrt gewaltig: Vom Connewitzer Kreuz aus ging es via Tram zurück ins Zentrum, wobei die Bloggermeute weiterhin von ihren auf und ab hopsenden Ballons begleitet wurde und somit stets für Aufsehen und irritierte Gesichter sorgte. Beim nächsten Stopp im “Handbrotzeit“ durften sich die Spaziergänger nun an der sächsischen Spezialität laben, bevor es weiter in den “Kildare City Pub“ zu einer Blindverkostung dreier Biersorten ging. Mit gutem Essen und etwas Guinness im Bauch lief es sich gleich viel besser zurück zum “Veganz“, dem veganen Supermarkt in der Leipziger Innenstadt. Wer noch eine Lücke zwischen Cupcakes und Sushi in seinem Bauch entdeckte, labte sich weiter an den vorgestellten Produkten und später an den Salatkreationen des “Café Goodies“. Nun endlich pappensatt und rund gefuttert saßen die fünfzehn Foodblogger und die Organisatorinnen dann ganz entspannt beisammen, schlürften gemeinsam eine Limonade und erfreuten sich an den kulinarischen Eindrücken und Erlebnissen der vergangenen acht Stunden. Als Krönung und Abschluss des Tages wurde jedem der Schreiberlinge noch seine höchst persönliche und prall gefüllte Geschenketasche überreicht, die das Herz eines jeden im Galopp hüpfen ließ.
Leipzigs grüne kulinarische Szene kennenlernen – das war die Mission, unter welcher der Green Walk am vergangenen Wochenende begonnen hatte. Nette Menschen treffen, die man eigentlich schon irgendwie kennt, mit ihnen lustige Gespräche führen und gemeinsam neues Essen genießen, endlich einmal die Kamera im Restaurant zücken, ohne sich albern dabei zu fühlen und vor allem mit gleichgesinnten Essensfreunden etwas Zeit verbringen – das waren die wohligen Erinnerungen, die die Bloggermeute und ihre reizenden Stadtführerinnen mit nach Hause nahmen. Ob nun in München, Karlsruhe oder Connewitz, in fünfzehn Wohnungen schwebten an diesem Abend knallgrüne Ballons sachte auf und ab.
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