Wer geglaubt hat, dass das Hauptproblem von Pegida/Legida der fehlende Dialog zwischen Bürgern und Politikern sei, der wird spätestens seit den beschämenden Vorgängen in Tröglitz eines Schlechteren belehrt. Wer meint, mit ein paar Dialogveranstaltungen oder dem Empfang von Pegida-Delegationen in Ministerien oder Parteizentralen oder einem quasi Inkognitobesuch sei das rechte Pegida/Legida-Netzwerk aufzudröseln, der macht sich gefährliche Illusionen über die tatsächlichen Absichten derer, die da montäglich in Dresden und anderswo spazieren gehen.
Denn denen geht es nicht um Dialog, und schon gar nicht um demokratische Beteiligung an gesellschaftlichen Entwicklungen.
Denen geht es um Verbreitung von Angst und Hass gepaart mit einem unerträglichen Wahrheitsanspruch und Demokratieverachtung. Darum beschränken sich die Pegida/Legida-Marschierer auch auf drei Schlachtrufe, die seit Wochen von den jeweiligen Rednern im rechten Moment wie auf Knopfdruck provoziert werden: “Volksverräter”, “LĂĽgenpresse”, “Wir sind das Volk”. Alle drei Schlachtrufe dienen einem Zweck: Verweigerung von offenem Meinungsaustausch und Aufbau einer Drohkulisse. Journalisten haben dies auf jeder Legida/Pegida Demo handgreiflich zu spĂĽren bekommen; Politiker werden zu Monstern aufgeblasen (Angela Merkel, Burkhard Jung); und es wird perfide und subtil eine Trennmauer gezogen zwischen “uns Deutschen” und den Fremden, die allerhöchstens geduldet werden, die aber nicht zum Volk und damit abgeschoben gehören.
Und nun Tröglitz
Da ist die vergiftete Saat von Pegida/Legida aufgegangen. Denn was sich dort abgespielt hat, ist unmittelbare Folge des unseligen Treibens montäglicher “Spaziergänger” und leider nur die Spitze des Eisberges eines ego- und volkszentrischen Pegida/Legida-Hasses. Dass der Tröglitzer BĂĽrgermeister Markus Nierth aufgrund wochenlanger Demonstrationen gegen die Aufnahme von 40 Asylbewerbern und direkter Bedrohung durch die NPD sich gezwungen sah, von seinem Amt zurĂĽckzutreten, ist mehr als ein Alarmzeichen. Und dass er offensichtlich von der ihn stĂĽtzenden Partei CDU wie auch von den Behörden und von der BĂĽrgerinnen und BĂĽrgern seines Ortes im Stich gelassen wurde, zeigt, wo das eigentliche Problem liegt: dass allzu viele nicht mehr klar sind in ihren Grundpositionen und vor den rechtsradikalen Vergiftern kuschen.
Die Vorgänge in Tröglitz strafen all die LĂĽgen, die die fremdenfeindliche Abschottungsmentalität bei Legida/Pegida ignorieren bzw. beschönigen wollen. BĂĽrgermeister Nierth hat seit Wochen das getan, was angeblich bis jetzt versäumt wurde und was Legida/Pegida eine quasi Legitimation verliehen hat: Er hat Politik erklärt, geworben, BrĂĽcken gebaut. Aber das rechtsradikale Netzwerk, das gerade in Ostdeutschland sein Unwesen treibt und in Legida/Pegida eine neue Plattform gefunden hat, interessiert eine offene Kommunikation, ein demokratischer Entscheidungsprozess, ein Kompromiss ĂĽberhaupt nicht. Sie wollen ausgrenzen und arbeiten dabei mit all den Mitteln, die Deutschland schon einmal in den Abgrund gefĂĽhrt haben. Um das zu verschleiern, hat Legida/Pegida auch ein Interesse daran, diese Vergangenheit mit dem Motto “Schluss mit dem Kriegsschuldkult” zu verschleiern bzw. umzudeuten.
Tröglitz ist leider kein Einzelfall. Die Drohungen gegen jene, die sich in der gegenwärtigen Auseinandersetzung fĂĽr ein friedliches Zusammenleben der Verschiedenen einsetzen, häufen sich. Dass nun ĂĽber Facebook eine Fotomontage des Eingangs eines Nazi-KZ mit der Ăśberschrift “Wir haben wieder geöffnet”, “Asylantenheim” (anstelle von “Arbeit macht frei”) und der Unterzeile “Das waren noch Heime … Ordnung, Disziplin und Superverpflegung … All incl … samt superausgebildeter Ă„rzte” verbreitet wird, ist leider kein Einzelfall.
Und bis dato von der Justiz nicht verfolgt. Es wird höchste Zeit, dass jetzt alle aufwachen und dass Schluss gemacht wird mit der Verhätschelung demokratiefeindlicher Umtriebe von Pegida/Legida.
Darum in aller Unmissverständlichkeit
Jede und jeder, die/der sich Legida/Pegida anschließt oder damit sympathisiert, trägt eine unmittelbare Verantwortung für die vergiftete Stimmungslage nicht nur gegenüber Flüchtlingen, sondern auch gegenüber denen, die sich für eine menschenwürdige Willkommenskultur einsetzen. Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Verbände, aber vor allem jede und jeder Bürger/in müssen sich klar positionieren: für die Grundwerte unserer Verfassung, und damit auch für die Menschen, die bei uns Schutz und Zuflucht suchen.
Es gibt 9 Kommentare
Werter Klaus,
Kinder und Narren sagen die Wahrheit.
Bei der Buchmesse wünsche ich Ihnen ganz freundschaftlichst viel Erfolg! 🙂
FĂĽr mich immer wieder erstaunlich, wie man sich – hier am Beispiel von Stefan – zum Narren machen kann. Eigentlich war ein Narr eine gut angesehene Person, aber hier habe ich das Wort so verwendet, wie es der Volksmund benutzt. Lassen wir ruhig den Narren noch einen Kommentar schreiben. Ich lege den Fall nun zu den Akten und bereite mich auf die Buchmesse vor.
> Ich habe deshalb keinen Beitrag bei Legidgehalten, weil das gesamte Umfeld dafĂĽr nicht gegeben war.
“das gesamte Umfeld nicht gegeben war” … Wunderschönes Politikersprech. (Woher wussten Sie das mit diesem “Umfeld”?) – Sie lernen schon fĂĽr den Landtag. Prima.
In Ihren damaligen AnkĂĽndigungen las sich Ihre Absicht, dort zu reden, noch sehr markig und entschlossen.
Nein, wie ich gerade so richtig in mich hineingrinse…
“Mit sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen können Sie offensichtlich nicht umgehen, da ĂĽberkommen Ihnen geradezu krude Gedankenfäden.”
Ein schlechteres Zeugnis für das eigene Schmalspurdenken kann man eigentlich nicht abgeben. Aber wir sind ein freies Land und außerdem sind die Gedanken frei. Wer nicht über den Tellerrand hinausschauen möchte, den sollte man auch nicht dazu zwingen. Trotzdem bin ich erfreut, dass meine Beiträge viel Aufmerksamkeit finden. Ich habe deshalb keinen Beitrag bei Legida gehalten, weil das gesamte Umfeld dafür nicht gegeben war. Außerdem hatte ich keine Lust mich als Nazischwein, Nazisau und mit sonstigen mehr als unverschämten Beleidigungen, die selbst gegen wehrlose ältere Bürger erfolgten, die das 70. Lebensjahr weit überschritten hatten, von radikalen und gewalttätigen Neunmalklugen beschimpfen zu lassen. Dafür ist die Thematik der skandalösen Kontrolle der Steuergelder viel zu wichtig. Lassen sie sich weiter überraschen.
Keine weiteren Bemerkungen dazu.
Klaus, Sie wollten doch am 12.1. bei der geradezu legendären Legida/Gegen-Legida-Demo einen Redebeitrag leisten. (Regelmäßige Lizzy-Leser werden sich daran erinnern.) Sie haben das mehrfach angekündigt.
Haben Sie Ihre knackige Rede also gehalten?
Ihre Schilderung Ihrer Haltung zu den Ă„uĂźerungen des Herr Wolff halte ich fĂĽr ausgesprochen seltsam.
Warum bleiben Sie nicht bei der verdienstvollen Arbeit für eine effektive Finanzkontrolle? Mit sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen können Sie offensichtlich nicht umgehen, da überkommen Ihnen geradezu krude Gedankenfäden.
Wenn Sie eine Aufgabe im Landtag anstrebten, wären Sie sicher ein guter Sachpolitker. Aber für das Große und Ganze müssten Sie schon anderen den Weitblick überlassen.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Zitat: Mitunter maßen sie sich gar Meinungsmache an; sofern es politisch in den Kram passt lässt man sie leider auch gewähren.
Wenn ich Sie, Klaus, gemeint hätte, dann hätte ich Sie auch als Sie geschrieben. Sie haben diesen Satz aus dem Zusammenhang des Textes gerissen. Wenn ich Sie persönlich in diesem Textblock gemeint hätte, würde der Satz keinen Sinn ergeben.
Ansonsten noch viel SpaĂź
Ich habe überhaupt keine persönlichen Differenzen mit Herrn Wolff. Ich habe einmal versucht mit ihm ein sachliches Gespräch zu führen, was kläglich gescheitert ist. Auf weitere Versuche verzichte ich.
Ihr Satz, dass ich mir mitunter gar Meinungsmache anmaße; sofern es politisch in den Kram passt lässt man sie leider auch gewähren, zeigt dass ihre Ansichten genauso einseitig sind.
Es ist jedoch ein Trugschluss so tun und zu argumentieren, wie es Herr Wolff in geradezu radikaler Art macht – nun ausschlieĂźlich als Privatperson – wenn diese BĂĽrgerbewegung ( Legida/Pegida) fĂĽr das fremdenfeidliche Verhalten (oder wie immer man es nennen will) in nicht wenigen Kommunen in erster Linie dafĂĽr verantwortlich gemacht wird. Unter der gegenwärtig von Deutschland betriebenen Asylpolitik, die ich gar nicht bewerten möchte, hätte und hat es diese Erscheinungen auch ohne Legida/Pegida gegeben. Diese Erscheinungen sind in vielen Bundesländern oftmals noch wesentlich extremer als in Sachsen. Berichterstattungen werden dazu jedoch bewusst auf ein Minimum beschränkt. Das Ursachenspektrum gegenĂĽber den immer mehr zu Tage tretenden Zweifeln an der Asylpolitik Deutschland ist wesentlich umfassender. Legide/Pegida spielen dabei fast keine Rolle.
Eine Besonderheit darf man in Sachsen nicht ignorieren. Im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern hat Sachsen bei der Stärke der Polizei gewaltige Fehler gemacht, welche die “Die Linke” wesentlich mit zu verantworten hat. Durch die linksradikale Szene in Sachsen, besonder in Leipzig, wird oftmals eine Polizeistärke benötigt, die nicht annähernd vorhanden ist. Diese Polizisten fehlen dann an allen Ecken und Enden, was die BĂĽrgerinnen und BĂĽrger Sachsen täglich zu spĂĽren bekommen.
Ob meine wenigen Sätze Sie zum Nachdenken anregen werden bezwefle ich zwar, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.
WĂĽnsche einen angenehmen Tag.
Klaus, wie wäre es, wenn Sie Ihre offensichtlich persönlichen Differenzen mit Herrn Wolff auch persönlich bereinigen würden, statt in den Kommentarspalten bei jeder Erwähnung von Herrn Wolff Gift und Galle zu spucken? Das ist längst keine Diskussion mehr über das Thema.
Und so notwendig eine Finanzkontrolle von Kommunen und Ländern sein mag, Dank Ihnen wissen wir Leser von L-IZ und auch die Leser der LVZ das ja nun ganz genau, so nervig ist die Beschwörung dieser Finanzkontrolle aber auch in gefühlten 99% Ihrer Beiträge.
Wenn Herr Wolff von genau den Medien, die Ihre Finanzkontrollforderungen nicht täglich drucken/veröffentlichen wollen, einen offenen Meinungsaustausch erwartet, dann ist das sein gutes Recht. Die Medien sind Berichterstatter über politisches Geschehen und sind Podium für Meinungsaustausch und Diskussion. Mitunter maßen sie sich gar Meinungsmache an; sofern es politisch in den Kram passt lässt man sie leider auch gewähren.
Nur sollten Sie niemanden dafĂĽr verunglimpfen, dass er die versucht die Medien zu einer sachliche Diskussion ĂĽber aktuelle und brennende Themen aufzufordern.
“Da ist die vergiftete Saat von Pegida/Legida aufgegangen. Denn was sich dort abgespielt hat, ist unmittelbare Folge des unseligen Treibens montäglicher “Spaziergänger” und leider nur die Spitze des Eisberges eines ego- und volkszentrischen Pegida/Legida-Hasses.”
Ich will es gar nicht mehr betonen, dass ich weder mit Pegida/Legida, Fremdenfeinden, Hooligens, gewaltbereiten bzw. gewalttätigen Linksautonomen u.s,w. etwas zu tun habe.
Eins habe ich jedoch. Ich habe etwas gegen die mehr als fragwĂĽrdigen Darlegungen, eingeschlossen der Ursachenherleitung und der Schlussfolgerungen, des Herrn Wolff. Sicher wurmt es den Rentner Wolff, dass er in der LVZ keine Plattform mehr findet und auch die Kirchen nicht weiter seinen RĂĽcken streicheln.
Genauso wie Herr Wolff hier seine Meinung äußernd darf, was zu begrüßen ist, erlaube ich mir dazu klar und deutlich zu schreiben, dass das Niveau dieser Darlegungen (nach meiner Ansicht) mehr als bescheiden ist.
“Wer meint, mit ein paar Dialogveranstaltungen oder dem Empfang von Pegida-Delegationen in Ministerien oder Parteizentralen oder einem quasi Inkognitobesuch sei das rechte Pegida/Legida-Netzwerk aufzudröseln, der macht sich gefährliche Illusionen ĂĽber die tatsächlichen Absichten derer, die da montäglich in Dresden und anderswo spazieren gehen.”
Für mich sind das mehr als fragwürdige Gedanken. Je mehr Kommentare Herr Wolff, der kein Vertreter der Kirche mehr ist, hier zum besten gibt, desto mehr habe ich den Eindruck, dass es jemanden sehr gut tun würde, die Finger von den Tasten des Schreibgerätes zu lassen. Ich meine es gut.
Ich hatte übrigens in letzter Zeit ab und zu Gespräche mit Beamten der Polizei. Ich war auch bei verschieden Veranstaltung anwesend, wo es um die Protestbewegung in Sachsen ging. Ich vermeide bewusst die Worte Legida/Pegida. Überall war erkennbar, teilweise sehr deutlich, dass als das Hauptübel die Linksradikalen in Sachsen, speziell in Leipzig, gesehen werden. Nur deshalb sind beispielsweise in Leipzig erhebliche Polizeikräfte erforderlich. Bisher sind die Medien in Leipzig nicht gewillt, sich mit dieser Thematik sachlich auseinander zu setzten. Weshalb eigentlich?
“Verweigerung von offenem Meinungsaustausch und Aufbau einer Drohkulisse”.
Wenn ich die Worte offener Meinungsaustausch lese, dann läuft es mir kalt den Rücken herunter. Bis heute habe es die Medien nicht fertig gebracht darüber zu informieren , mit Ausnahme der L-IZ, dass es in Deutschland keine ordnungsgemäße Kontrolle der Steuergelder gibt, weil das politisch nicht gewollt ist. Und von diesen Medien erwartet der Herr Wolff einen offenen Meinungsaustausch. Kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr.