Sie nennen es Kurzmitteilung und so darf man den Hinweis auf der Legida-Facebookseite wohl auch auffassen. Nach der Auswertung der Umfrage am Mittwoch hatte Legida dem Ordnungsamt gemeldet, dass man nun am Montag, den 9. Februar einen „Spaziergang“ durchführen möchte. 68 Prozent der eigenen Anhänger hätten so gestimmt. Der Hinweis, wo man starten möchte, fehlte da noch. Es ist der Augustusplatz – der mittlerweile schwer umkämpfte. Und ein Gang über den Ring, der äußerst kurz ausfallen könnte.
Es gibt längst gute Gründe für die Zurückhaltung bei „Legida“, als ein Anhänger nachfragt, ob denn der Montag „überhaupt noch geht“. Die Antwort der Seitenadministratoren: „Der Bescheid vom Ordnungsamt und die Anwälte werden über alles letztendlich entscheiden, so wie immer und auch gesagt.“ Nun soll er also vorliegen, der erste Bescheid. Gleichzeitig versuchen nun bereits die ersten Pegida-Anhänger Leipziger „Spaziergänger“ nach Dresden zu locken. Da sei nun die „Bewegung“ zu stärken, beide Organisationen haben längst Angst vor einem weiteren Schwund bei den Teilnehmerzahlen. Denn in Dresden hat sich das Bündnis gespalten und niemand weiß, wie viele bereits am Sonntag zu Kathrin Oertels neuem Bündnis “Direkte Demokratie für Europa” (DDFE) erscheinen werden, eine weitere „Überdehnung“ der Veranstaltungen in der Landeshauptstadt droht.
Das neue Bündnis “rechts neben der CDU” könnte Löcher in die Dresdner Pegida-Veranstaltung am kommenden Montag reißen, auch die Leipziger, welche anfangs noch Pegida in Dresden unterstützten, könnten dann fehlen. Denn seit gestern Nachmittag ist nun klar, man möchte selbst in Leipzig demonstrieren und am liebsten wieder vom Augustusplatz startend, über den Leipziger Ring „spazieren“.
Doch allmählich wird „Legida“ jedoch selbst längst Opfer des eigenen Zick-Zack-Kurses, das Vertrauen jedenfalls schwindet auch bei den eigenen Anhängern. Und die abnehmenden Beteiligungszahlen sprechen eine klare Sprache: Am 12. Januar, an einem Montag am Zentralstadion mit angeblich 4.800 Teilnehmern (Polizeiangabe) oder eher 3.000 Waldstraßenspazierern gestartet, dann auf einem Mittwoch, den 21. Januar mit erstmaligen Gewaltvorwürfen bei 5.000 beim Lauf um einen Teil des Ringes zwischengelandet, fanden sich am Freitag, den 30. Januar noch maximal 2.000 Teilnehmer zur Kundgebung auf dem Augustusplatz ein.
Nun soll es also wieder der Montag, der 9. Februar und der Auftakt an der Oper Leipzig und danach nur noch im 14-tägigen Rhythmus sein. An diesem Ort demonstriert jedoch seit bereits zwei Wochen „Legida – Das Original“ und hat auch für den 9. Februar eine Anmeldung abgegeben. Was mittlerweile bei den sich anbahnenden Auflagenerteilungen durch das Ordnungsamt zu einigen Schleuderbewegungen führte. Am Dienstag hieß es seitens des Leiters der Veranstaltungsstelle im Ordnungsamt Peter Reinert, es lägen einige Anmeldungen für den Augustusplatz vor.
Mit „LEGIDA-Das Original“ hat man noch keinen Termin vereinbart, sondern heute mitgeteilt: „Im Ergebnis der Prüfung ist festzustellen, dass Sie nicht der Erstanmelder für den von Ihnen begehrten Versammlungsort am 09.02.2015 sind. Der entsprechende Auflagenbescheid wird erstellt und Ihnen spätesten bis Freitag, den 06.02.2015 übersandt.“
Wie diese Prüfung erfolgt ist und wie das Ordnungsamt die offenbar frühere Anmeldung seitens Legida belegen möchte, hat L-IZ.de heute nachgefragt. Zuletzt waren Zweifel an der Zuverlässigkeit solcher Informationen seitens Legida aufgekommen. Wiederholt hatte das Bündnis Anmeldungen zurückgezogen, Kundgebungsorte wie beispielsweise den Marktplatz und Umgebungsdemonstrationen bekanntgegeben, welche einer näheren Prüfung durch die Stadt Leipzig nicht standhielten, ausfielen oder verlegt wurden. Und zu teils gravierenden Umplanungen und Unsicherheiten bis hin zum regulären Fahrbetrieb der LVB führten.
Auch bei der aktuellen Meldung Legidas gab es wieder Unstimmigkeiten. Heute am Mittwoch um 9:30 Uhr sollte ein erstes Gespräch über den kommenden Montag mit Legida geführt werden. Wer zum Termin fehlte, war Veranstalter Silvio Rösler. Offenbar verkehrt man per E-Mail, die Einladung vom gestrigen späten Nachmittag will man bei Legida zu spät wahrgenommen haben. In seiner Abwesenheit wurden dennoch die ersten Details besprochen. Denn zu berücksichtigen ist bei dem Wunsch von Legida erneut über den Ring zu laufen, dass es vorab eine weitere Anmeldung gab. Ex-Thomaskirch-Pfarrer Christian Wolff und andere haben einen gemeinsamen Rundgang entlang der Leipziger Kirchen am Ring für den Montag, den 9. Februar angemeldet. Und so den Ring mit ihrer Veranstaltung zeit- und teilweise belegt. Auch diese Veranstaltungen hatten an den vergangenen Montagen im Anschluss an den Friedensgottesdienstes in der Nikolaikirche als “Lichterkette” Vorläufer gehabt.
Die seitens der Stadt bislang vorgeschlagene Route für Legida (Stand 5. Februar, 15 Uhr) lautet gemäß eines ersten Bescheides, den die Organisatoren heute im Netz veröffentlichten: Augustusplatz – über den Georgiring bis zum Willi-Brandt-Platz und auf der gleichen Strecke wieder zurück zum Augustusplatz. Gesamt vielleicht 1.000 Meter, die Polizei soll dennoch aus Sicherheitsgründen erneut eine stationäre Kundgebung für den 9. Februar empfohlen haben.
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