Unter dem Slogan "Für Heimat, Frieden und deutsche Leitkultur. Gegen religiösen Fanatismus, Islamisierung und Multikulti" ruft Legida seine Anhänger am heutigen Mittwoch zum zweiten Mal auf die Straßen Leipzigs. Parallel dazu werden tausende Leipziger auf insgesamt 19 angemeldeten Gegenversammlungen für eine weltoffene, tolerante Stadt eintreten. Über 4.000 Polizisten sollen verhindern, dass beide Lager aneinander geraten. L-IZ.de verfolgt das Geschehen vor Ort.
Am Nachmittag hatte das Leipziger Verwaltungsgericht die Auflage der Stadt Leipzig bestätigt, die Legida-Demo nur über einen Teil des Rings führen zu lassen. “Bei einer Route über den gesamten Innenstadtring ist laut Verwaltungsgericht von einer unmittelbaren Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung auszugehen. In der Begründung ist ausgeführt, dass die Durchführung der Versammlung über die verfügte Route vom Sächsischen Versammlungsgesetz (SächsVersG) gedeckt sei.”, teilte die Stadt in ihrer Presseinformation mit. Vorbehaltlich einer eventuellen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht, bleibt es somit bei der Streckenführung: Strecke Augustusplatz – Goethestraße – Georgiring – Roßplatz – Grünewaldstraße – Windmühlenstraße – Peterssteinweg – Roßplatz – Augustusplatz.
Auf dem Augustusplatz haben sich bisher mehrere Hundert Ligida-Anhänger versammelt. Der Zustrom erfolgt verzögert, da es an einem der wenigen Zugangspunkte an der Grimmaischen-/ Goethestraße zu Stauungen kommt. Dort haben sich am Rand ebenfalls einige hundert Gegendemonstranten eingefunden, die eng an eng stehen und das Durchkommen für Legida-Anhänger nicht gerade angenehm machen.
Vor der Oper hat Legida eine Bühne errichtet. Die Oper selbst hat sich mit einem großen Transparent positioniert, das die Worte: “Vielfalt, Toleranz, Offenheit” zeigt.
Rund 200 Menschen nehmen an der Kundgebung an der Moritzbastei teil. Dort nennt der Sprecher Legida “eine rassistische Bewegung” und spricht sich gegen eine Bagatellisierung dieser Bewegung aus. Zudem fordert er einen Abschiebestopp für Flüchtlinge sowie eine dezentrale Unterbringung für Asylbewerber in Leipzig und überall.
Eine Sprecherin des StuRa ruft die Zuhörer auf, “lautstark und unmissverständlich klar zu machen, dass Legida nicht willkommen ist”. Darüber hinaus forderte sie, in Deutschland eine Willkommenskultur für Asylsuchend zu etablieren. “Gleichberechtigung ist kein Privileg von Einzelnen”, sagte sie, man müsse ohne Angst verschieden sein können. “Jeder Mensch soll sich frei und sicher bewegen können”.
Auf dem Augustusplatz haben sich derweil um die 5.000 Legida-Anhänger eingefunden, die den Opernvorplatz nur etwa zur Hälfte ausfüllen. Neben Deutschlandfahnen schwenken sie Länderflaggen unter anderem aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein. “Wir sind das Volk!”-Rufe wurden angestimmt. Vor wenigen Minuten startete auf der Bühne der erste Redebeitrag.
Auch die Gegendemonstranten vor der Uni haben weiteren Zulauf bekommen. Zwar kam es zuweilen zu hitzigen Wortgefechten zwischen den Lagern, insgesamt blieb die Lage aber ruhig.
Nach Veranstaltungsbeginn vor der Oper
60.000 hatten die Organisatoren angemeldet. Was davon blieb waren kurz nach dem Start 19 Uhr maximal 6.000 in Leipzig. Später stieg die Zahl zwischenzeitlich leicht an auf max. 7.000. Der Platz ist von allen Seiten von Polizei und Gegendemonstranten umstellt.
Kurz vor 19 Uhr hat Legida-Versammlungsleiter Silvio Rösler nach Verlesen der Auflagen den Gastredner Jürgen Elsässer auf die Bühne gebeten. Während seiner populistischen Rede funktionieren die Reflexe bei der Anhängerschaft: Kommt die Rede auf Angela Merkel und die Politik schallen “Buh!”-Rufe und “Volksverräter!” durch den Abendhimmel. Und natürlich bekommt auch die “Lügenpresse!” ihr Fett weg.
In der Universitätsstraße ist es zu einem kleinen Zwischenfall gekommen. Von dort werden Steinwürfe vermeldet. Dem Vernehmen nach waren Legida-Anhänger die Werfer.
An der Kreuzung Querstraße/ Dörrienstraße haben sich rund 400 Gegendemonstranten auf der vorgesehenen Demo-Strecke niedergelassen. Noch sieht die Polizei diese Aktion gelassen.
Gegen 19:35 Uhr setzte sich der Zug der Legida-Demontstranten in Bewegung. Mit diversen Schlachtrufen und in eher aufgewühlter Stimmungslage ging es auf die Strecke – begleitet von reichlich Polizei und Pressevertretern. Am Wintergartenhochhaus wird der Tross von etwa 600, dort hinter Zäunen und Polizeiabsperrungen wartenden, Gegendemonstranten wenig freundliche Worte zu hören bekommen.
Am Wintergartenhochhaus hatten “Die Grünen” eine Gegenkundgebung angemeldet. Unter den 500 bis 600 Leuten vor Ort waren unter anderem auch Sören Pellmann (Die Linke), Norman Volger, Tim Elschner und Jürgen Kasek anzutreffen. Als Legida gegen 20:15 Uhr über die Goethestraße den Georgiring hinunter Richtung Augustusplatz lief, wurden sie auch dort mit “Haut ab!”, “Legida verpiss dich, keiner vermisst dich!” und “Nazis raus”-Rufen bedacht. Desweiteren wurde “Say it loud, say it clear, refugees are welcome here” skandiert.
An der Spitze des Legida-Zuges, der nun via Georgiering wieder in Richtung Augustusplatz unterwegs ist, hat sich ein Block aus zum Teil aggressiv auftretenden und vermummten jungen Männern gebildet. Es wurde beobachtet, wie sich einige von ihnen mit Steinen bevorrateten. Am Gewandhaus stehen für den Fall der Fälle zwei Wasserwerfer und ein Räumfahrzeug bereit.
Zwischenfall Höhe Gewandhaus: Ein älterer Mann mit einer “PACE”-Regenbogenfahne stellte sich dem Legida-Zug entgegen. Die Polizei griff ihn von der Straße. Einige gewaltorientierte Legida-Demonstranten wollten die Gelegenheit nutzen und dem Mann ebenfalls an die Wäsche. Doch dieses Vorhaben misslang.
An der Legida-Spitze geht es weiterhin aggressiv zu. Medienvertreter wurden sogar von als Ordnern gekennzeichneten Männern attackiert. Der Zug passiert den Leuschnerplatz, enorm viele Deutschlandfahnen werden geschwenkt. Nach Polizeiangaben sollen sich 8.000 bis 10.000 Menschen an dem Legida-Umzug beteiligen. Diese sind momentan auf dem Weg zurück zum Augustusplatz.
Inzwischen hat sich der Leuschnerplatz größtenteils geleert. Die dort versammelten Gegendemonstranten haben den Heimweg angetreten.
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