Am gestrigen Tag demonstrierten laut der Angaben der Polizei rund 4.800 Legida-Anhänger in Leipzig. Es sollte ein "ruhiger Spaziergang durch eines der schönsten Jugendstilviertel in Europa" werden. Schön ist das Waldstraßenviertel weiterhin. Ruhig war es am gestrigen Abend allerdings nicht. 30.000 Gegendemonstranten versammelten sich laut Angaben der Stadt Leipzig, um zu zeigen, was sie von LEGIDA halten.
Bunt ging es dort zu. Menschen in Elben- und Hobbitkostümen mit einem Schild, auf dem zu lesen war “Auch Orks sind Elben”. Dazu kam das Akronym HOGIDA (Hobbits gegen die Isengardisierung der Auenlandes). Auch andere kreative Abwandlungen des aus anderen Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildeten Kurzwortes LEGIDA waren zu sehen. Sehr ansprechend auch und prominent platziert: WAGINA (Wagenplätze gegen intolerante nationalistische Arschlöcher).
Den Zugang zum Veranstaltungsgelände der LEGIDA (Stadionvorplatz) blockierte gegen 18:30 Uhr eine große Ansammlung von Gegendemonstranten der Veranstaltung “Refugees Welcome”. Zeitweise war der Eingang zum Gelände dicht. An einigen Stellen gab es kleinere Zusammenstöße mit der Polizei und mit Menschen, die versuchten, zur LEGIDA-Kundgebung zu gelangen. Die Polizei hatte die zu Beginn unübersichtliche und angespannte Situation an der Lessingschule jedoch schnell wieder im Griff.
Auch Vertreter der Satire-Partei “Die Partei” blockierten den Eingang an der Grundschule. Mit Sprechchören wie “Die Mauer sind wir! Das Volk muss weg!” oder “Vorhaut ab!” trugen sie Belustigendes zum Protest bei. In einer Nebenstraße ertönte lautstark der Schlusschor von Beethovens neunter Sinfonie. Auch aus anderen Fenstern der Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße ertönte eben diese Musik. Am Waldplatz musizierte eine kleine Gruppe aus Blechbläsern, frisch nach dem Motto, so sieht die Kultur aus, die sich die Musiker vorstellen.
Mit 30.000 Gegendemonstranten ist Leipzig die Stadt, in der deutschlandweit die bisher größte Zahl von Menschen gegen die Ableger von PEGIDA auf die Straße gegangen sind. Ob das reicht, um die Ressentiments in den Köpfen und die Ängste einer Minderheit aufzubrechen, darf bezweifelt werden. Hier wird mehr von Nöten sein, als die zu würdigende kreative Widerstandskraft der Leipziger.
Bereits am nächsten Montag (19. Januar) wird LEGIDA wieder versuchen, erneut ihre Botschaften durch die Straßen Leipzig zu tragen. Der Großteil der Leipziger wird damit ein Problem haben. Protest ist also wieder vorprogrammiert.
Oscar Adlerhut befand sich während des gestrigen Abends maßgeblich bei den Gegenprotesten der Leipziger.
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