Erneut hatte ein ehemaliger Mitarbeiter der Leipziger Tafel Vorwürfe gegen den Chef Dr. Werner Wehmer erhoben. Andreas K. will gesehen haben, wie Mitarbeiter die bessere Ware unter sich aufgeteilt haben, während Bedürftige auch verdorbene Waren erhielten. Außerdem habe er seinen Führerschein aufs Spiel setzen müssen. Der Tafel-Chef bestreitet die Vorwürfe und wirft K. und seiner Partnerin N. seinerseits Fehlverhalten vor.
“Ich kann seit gestern nicht mehr schlafen. Da hab ich mich am 01.09.2014 für ein Bundesfreiwilligenjahr bei der Leipziger Tafel in der Jordanstr. 5a gemeldet und bin davon ausgegangen das ich den Meschen helfen kann den es nicht so gut geht wie mir”, so beginnt der Beitrag von Andreas K. auf der Facebook-Seite von LVZ Online (Fehler jeweils im Original/Anm. der Red.). Im Folgenden erhebt der mittlerweile gekündigte Mitarbeiter der Leipziger Tafel zahlreiche Vorwürfe gegenüber seinem ehemaligen Arbeitgeber. “Was ich dann erlebt habe mach mich immer noch fassungslos. ich wurde mehrfach Zeuge das verdorbene Lebensmittel an die Hilfsbedürftigen heraus gegeben wurde ,wenn man den Chef oder Chefin darauf ansprach wurde man angeschrien mit den Worten ich solle meine klappe halten, die können froh sein das se überhaupt was bekommen und wem es nicht passt solle doch nach Aldi gehen.”
Der 42-Jährige begann seinen Dienst laut eigener Aussage früh um 6:00 Uhr, sollte seinen Wagen mit leeren Kisten beladen und gegen 07:30 Uhr den Betrieb verlassen. “Als ich nach einiger Zeit merkte in was für einen desolaten Zustand diese Wagen sind (10 Jahre alten Reifen, die Bremsen funktionierten nicht richtig, Kuplung defekt und und und ) Sprach ich erneut meinen Chef darauf an, und wurde wieder angeschrien dann fahre halt vorsichtiger oder ich könne auch gehen”, so K. “Als Fahrer muss man dort unter sehr hohen Zeitdruck arbeiten setzt täglich seinen Führerschein auf’s Spiel Herrn und Frau Wehmer ( Die Chef’s) ist es egal. Zur Pause kommt man erst gar nicht und wehe man sagt was.” K. bekräftigte seine Vorwürfe unter anderem gegenüber Sat.1, erzählte dort auch folgende Episode, die auch auf Facebook zu lesen war: “Dann wurde ich sehr nachdenklich als ich mitbekam das gut erhaltene Lebensmittel unter den Mitarbeitern verteilt wird, so unter dem Motto für uns die guten was nicht so gut ist geht an die Bedürftigen. Ich war fassungslos, aber wenn man das hinterfragt werden diese Kollegen so fertig gemacht das sie selber kündigen oder bedroht werden, das sie sich nicht trauen damit an die Öffentlichkeit zu gehen.”
K. wurde schließlich gekündigt, obwohl er, wie er sagt, einen Krankenschein hatte. Nach Rücksprache mit dem Bundesfreiwilligendienst hieß es, er dürfe nicht gekündigt werden, nun wurde er doch zum 15.01.2014 aus dem Arbeitsverhältnis geschoben. Als Gründe soll das Bundesamt für Familie mitgeteilt haben, dass er den “Bulli” nicht selbst auslud, stattdessen daneben stünde und rauchte und keiner der Kollegen mit ihm fahren wolle.
Der Leipziger Tafel sind die “haltlosen Vorwürfe” von Andreas K. bekannt. “Sie haben große Empörung bei den Mitarbeitern unseres Vereins ausgelöst. Rechtliche Schritte wurden von unserem Rechtsbeistand bereits geprüft”, so Dr. Werner Wehmer. Der Vorsitzende des Vereins Leipziger Tafel e.V. wird nicht das erste Mal mit Anschuldigungen dieser Art konfrontiert. Schon im Jahr 2009 und 2010 gab es ähnlich lautende Vorwürfe gegen die Leipziger Tafel. Auch unter den 240 Kommentaren, die auf das Posting von Andreas K. folgen, finden sich ähnliche Wortmeldungen, aber auch Verteidigungen der Leipziger Tafel. Ein objektives Meinungsbild ist schwierig herauszulesen.
Gegenüber L-IZ.de hat Dr. Wehmer umfassend Stellung bezogen, demnach verfügt die Leipziger Tafel über sechs Transporter, alle hätten bis mindestens Mai 2015 TÜV, der mit Abstand älteste Wagen ist zwölf Jahre alt. “Zur Sicherheit unserer Fahrer besteht zwischen dem ausgewiesenen TÜV Zyklen unserer Fahrzeuge eine ständige Zwischenkontrolle nach 15.000 km Laufleistung in den kooperierenden Fachwerkstätten(FIAT und Mercedes-Benz), um beispielsweise einen stärkeren Verschleiß punktuell zu erfassen und abzustellen. Bei dem zu verwaltenden Wert der Fahrzeuge sind derartige Maßnahmen sicherlich für jeden nachvollziehbar”, erklärt Wehmer. Fahrer der Tafel müssten Supermärkte anfahren, dort Lebensmittel entgegennehmen, diese vor Ort sortieren, die Fahrzeuge beladen und die entsprechenden Ausgabestellen und die Zentrale beladen. Den Vorwurf, man stehe enorm unter Zeitdruck und müsse seinen Führerschein riskieren, wie K. kundtat, teilt der Vorstand der Leipziger Tafel e.V. keinesfalls. Man verweist hierbei auf die Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre. “Die Touren sind zeitlich so ausgewogen aufgeteilt, dass jedes Fahrzeug, wenn es um 6:00 morgens startet, die Abholung der entsprechenden Märkte bis ca. 14:30 absolviert hat. Ein verspäteter Arbeitsbeginn hat dann logischerweise eine zeitliche Verschiebung zur Folge. Die Fahrer fahren ca. 25-30 Supermärkte und Bäckereien an. Gelegentlich wurden auch Märkte ausgelassen, was regelmäßig mit Beschwerden der Spender einherging.”
Auch der Vorwurf, seine Mitarbeiter würden wie bei Aschenputtel eine Auslese treffen ist nicht zutreffend. . “In der Vergangenheit war es den Mitarbeitern gestattet, an ihrem “Tafeltag” Lebensmittel auszuwählen, die ihnen allein aufgrund ihres sozialen Status zustehen. Da unsere Helfer dem Verein ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, halten wir diese Regelung keineswegs für bedenklich”, so Wehmer, der anschließend zu einem umfassenden Gegenangriff gegen K. und seine Lebensgefährtin Frau N. übergeht. “Zu einer Änderung sahen wir uns bereits vor Monaten gezwungen, da bedauerlicherweise einige Helfer diese Regelung ausnutzten. So kam vermutlich auch die Warenmenge und der angegebene Wert in Höhe von 70,- – 80,- Euro im Beutel der Frau N,, der Lebensgefährtin des Herrn K., zustande.” Zwischenzeitlich würden die Körbchen der Mitarbeiter von einem Verantwortlichen gepackt. Es würde darauf geachtet, dass es zu keiner Unverhältnismäßigkeit und somit Benachteiligung unserer Tafelkunden käme. Auch zu dem Vorwurf von K., man müsse durch die Stadt jagen, um alles zu schaffen, hat Wehmer einen Schwank parat. Wieder soll K.s Lebensgefährtin Frau N. beteiligt gewesen sein.
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“Es gab unseres Wissens eine Situation, in der wir Herrn K. darauf hinweisen mussten, dass in unserer Einrichtung morgens kein Frühstück vor Arbeitsbeginn kredenzt wird. Da die Lebensgefährtin des Herrn K., Frau N., bei uns als Küchenkraft beschäftigt war, wurden durch sie am Morgen Brötchen aufgebacken und Kaffee gekocht. Selbst bei einem pünktlichen Eintreffen um 6:00 konnte so natürlich der Zeitplan nicht eingehalten werden. Unseren Fahrern ist es gestattet, vor dem Start Kaffee oder Tee zu trinken. Diesen stellt der Verein kostenlos zur Verfügung”, erklärt Wehmer, der sich selbst in einem “guten bis sehr guten Verhältnis” zu seinen Mitarbeitern stehen sieht. “Etwa gleichaltrige Kollegen duzen mich, das ist in einem Verein so üblich. Ein achtungsvoller und kameradschaftlicher Umgang ist mir ebenso wie allen anderen Vorstandsmitgliedern wichtig. Nur gemeinsam sind die Aufgaben in einem so großen Verein, der monatlich ca. 12.000 Kunden versorgt, zu lösen.”
Die Vorwürfe von K. verwundern Wehmer. “Schon deshalb, weil der Vorstand für jeden seiner an uns herangetragenen Wünsche ein offenes Ohr hatte. Dies betraf insbesondere monatliche Lohnvorauszahlungen, aber auch kurzfristig erwünschte Urlaubstage nach den wöchentlichen Heimspieltagen von RB Leipzig. Gleiche Freistellungen wurden auch seiner Partnerin gewährt”, so der Vorstandsvorsitzende, der zum Abschluss seiner Stellungnahme noch einmal unterstrich: “Angeschrien wird bei uns niemand, jedoch sind klare Ansagen in jedem Arbeitsprozess notwendig.” K. sieht das anders. “Herr und Frau Wehmer sind in ihrer eigenen Welt, wer nicht so mitmacht wie sie es wollen wird erbramungslos fertiggemacht und bedroht.”
Unterstützung erhält K. von der Leipziger Erwerbsloseninitiative. Die Vorsitzende Kathrin Rößler bestätigte Berichte K.s dahingehend, dass sie schon öfter von Ratsuchenden “die gleichen Berichte gehört habe.” Gemeint sind der Kauf von verdorbenen Waren. “Ich selbst bin vor knapp 4 Jahren zuletzt in der Jordanstraße gewesen und habe dann für mich beschlosssen, dies nicht mehr zu tun”, so Rößler, die an ihrem Ausgabetag, montags, nur “hartes Gemüse und das wirklich welke Gemüse und Obst, das übers Wochenende in den Geschäften gelagert hat”, bekommen haben will. “Es war viel Verfaultes und teilweise Schimmliges dabei. Für mich als Schimmelallergiker ein absolutes No-go.” Für einen Euro habe sie zudem Hackfleisch vom Freitag kaufen können. “Es sah auch so aus.”
Dr. Wehmer räumt ein, dass bei den Lebensmitteln nicht immer die beste Qualität verteilt wird, aber zumindest würde es versucht werden. “Bei der anfallenden Menge der Waren kann es auch mal passieren, dass z. B. bei einigen Obstsorten (Erdbeeren, Pfirsich, Birnen, Mangos, Kiwis) nicht alle Früchte eine A-Qualität aufweisen. Insbesondere müssen sog. Sozial “Stundenleister” und Praktikanten immer wieder auf unsere Qualitätsansprüche hingewiesen werden.” Die Waren bezieht die Leipziger Tafel von vielen bekannten Märkten und einigen Großmärkten.” Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Lebensmittel laufe zeitnah ab. Von seinem Team werden die gespendeten Lebensmittel “genauestens auf Qualität und Verwertbarkeit geprüft. In diesem Bereich arbeiten täglich ca. 12 Personen. Eine Endkontrolle gehört zum Aufgabenbereich der Teamleiterin.” Bei Frischware wie Wurst, Käse und Joghurt halte man sich an die vorgeschriebenen Fristen. “Abgelaufene Wurst- und Fleischwaren werden ebenso wie Waren mit Farbveränderungen, Waren in defekten Verpackungen o.ä. entsorgt.” Für die zertifizierte Entsorgung wende der Verein jährlich zwischen 23.000 bis 25.000 Euro auf.
K. hingegen sprach in seinem Statement davon, dass er bei Bedarf auch Zeugen benennen könne. Auf Anfrage von L-IZ.de verwies K. auf die Kommentarspalte unter seinem Beitrag. Namen wolle er nicht preisgeben, “solange nicht etwas festes von den Medien kommt.”
Der Beitrag von Andreas K. auf der Facebook-Seite von LVZ Online:
https://www.facebook.com/lvzonline/posts/882797725086696?notif_t=like
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