Seit Tagen wogt nun die Debatte um die teilweise gewaltsame Demonstration in Köln am 26. Oktober 2014. Verfassungsschützer warnen vor einer neuen Gefahr von Rechts, wie natürlich auch vor den Salafisten, Politiker fordern mehr Härte und die Polizei steht selbst aufgrund eines seltsamen Einsatzkonzeptes und der Anzahl der Beamten vor Ort in der Kritik. Von 4.500 bis 5.000 Hooligans ist die Rede, die sich vor etwa einer Woche auf den Weg gemacht haben sollen. Mindestens einer davon kam aus Leipzig. Über seine Motivation, nach Köln zu fahren, haben wir das Gespräch mit ihm gesucht.

Bei Demonstrationen bleiben immer zwei Dinge im Anschluss – Medienbilder und die Erlebnisse Einzelner. Oft genug passen diese für den Einzelnen nicht aufeinander, er kennt seinen Ausschnitt, die Medien zeigen zur Verdeutlichung oft andere. Beispielsweise rechtsradikaler Tendenzen, Szenen von Übergriffen, Parolen und die nachweislichen Teilnehmer rechtsextremer Organisationen. Seit den Ausschreitungen am 26. Oktober in Köln unter der Fahne von “Hooligans gegen Salafisten” stehen jedoch gleich mehrere Fragen im Raum.

Waren wirklich alle Teilnehmer Rechtsradikale oder gar Extremisten und wie weit reicht das Spektrum? Für Comedy- und Kabarettkünstler ebenso rasch entschieden, wie für manche Medien – Salafisten und Hooligans auf einer Stufe, beide dumm und gewalttätig. Hilft das, die Vorgänge in Köln abschließend zu erklären? Und wie viel haben auch manche Medien selbst seit dem 11. September 2001 kontinuierlich dazu beigetragen, dass mancher längst das Gefühl hat, im Kampf der Kulturen sozusagen stellvertretend für alle, die sich dies angeblich nicht trauen, gewaltsam eingreifen zu müssen?

Denn sehr oft war seitens der vorrangig aus Hooligans bestehenden Demonstranten im Nachgang zu vernehmen: “Wir tun wenigstens etwas.” Das Gefühl einer Stellvertreterverantwortung, in dem Eindruck, es würde in Deutschland nicht genug gegen radikalisierte Muslime getan. Auch die Hoffnung, sich dabei in einem Konsens mit denen zu befinden, die scheinbar nichts unternehmen.

70 Ermittlungen sind mittlerweile nach Köln anhängig, unseren Gesprächspartner betrifft keines davon und auch an den Ausschreitungen habe er sich nicht beteiligt. Er war dabei und eine gehörige Portion Kritik an der aktuellen Politik, der Medienwahrnehmung und den Begleitumständen der Demo am 26. Oktober hat der Leipziger ebenfalls vorzubringen.
Was war für Sie persönlich der Grund, nach Köln zu reisen und sich an den HoGeSa-Protesten zu beteiligen?

Ich habe mich an den Protesten beteiligt, weil ich der Meinung bin, dass die Regierung nichts unternimmt gegen die Salafisten (bei mir Terroristen). Ich frage mich, warum hat man diese noch nicht in Deutschland verboten.

Gab es für Sie einen politischen Hintergrund Ihrer Teilnahme oder wie kam es dazu, dass Sie nach Köln gefahren sind?

Ich habe diesen Aufruf von HoGeSa auf Facebook und in den Medien verfolgt und finde diese Sache gut, weil das Volk sich auflehnt, was die Politik nicht gebacken bekommt, auch wenn alle Medien nur von Nazi oder Rechtsradikalen sprechen. Das stimmt auf keinen Fall. Ich zum Beispiel bin SPD Stammwähler und Ex-Hooligan. Die Kutte liegt seit 1990 verstaubt in der Ecke und nun fing es wieder an zu kribbeln.

Wenn sich, was nie vorstellbar war, die Hooligans verschiedener Clubs vereinigen für ein Ziel, ist das eine sehr starke Gemeinschaft. Ich kann nur sagen das natürlich auch vom Rechten Rand Leute dabei waren aber zu 80 Prozent besorgte Bürger die einfach die Schnauze voll haben, was zur Zeit von der Politik kommt zu dem Thema.

Was glauben Sie, auch angesichts der Medienreaktionen vor allem auf die gewaltsamen Ausschreitungen, hat die Demonstration in Köln beim Anliegen gegen radikalen Salafismus zu sein, gebracht?

Die Reaktionen der Presse habe ich mit Entsetzen zur Kenntnis genommen, weil kein Medium es dargestellt hat, wie es wirklich war. Angegriffen wurde die Demo durch einige Leute (wie ich später erfahren habe), die aus Fenstern mit Bengalos auf die Masse geschossen haben. Ebenfalls wurde die Demo von der Antifa aus Nebengassen heraus provoziert und auch angegriffen. Hat man das in der Presse berichtet? Nein.

Als dann am Schluss die Demo durch die Polizei aufgelöst wurde, sagte man durch Lautsprecher “Wir sollen den Platz verlassen”. Im gleichen Atemzug sperrt aber diese Polizei den Platz ab und es kam keiner mehr raus. Für mich ist das eine bewusste Provokation gewesen, so dass die Lage dann eskalierte.

Vorab haben Sie sich vor allem über die Reaktionen der Medien auf die Vorgänge in Köln aufgeregt. Was genau fanden oder finden Sie daran falsch?

Kein Medium hat die Wahrheit berichtet. Mir geht es darum, dass alle Medien nur von Rechtsradikalen und Nazis gesprochen haben, egal ob Funk oder Fernsehen oder Printmedien. Es waren Familien, Kinder, ältere Leute anwesend, denen es nur um diese Sache ging. Man kann nicht ausschließen, dass sich andere darunter mischen. Und was uns Hooligans angeht, waren und sind wir unpolitisch. Man sollte es nicht mit der ULTRA Bewegung verwechseln.

Die Ultra-Bewegung ist meistens politisch in irgendeiner Ecke angesiedelt. Schlimm, wenn es dazu Sendungen wie Maybrit Illner oder sonst was gibt, wo die Tatsachen dermaßen verdreht werden, dass es zum Himmel stinkt. Das Volk hat langsam die Faxen dicke und lässt sich nicht mehr alles gefallen, was die Politik versaubeutelt oder nicht handelt. Zirka 6.000 Demonstranten sprechen da eine geballte Sprache und es werden das nächste Mal bestimmt nicht weniger sein.

Desweiteren kritisiere ich jetzt fernab der HoGeSa Bewegung, dass alles gleich rechtsradikal oder jemand ein Nazi ist, der die Flüchtlingspolitik oder eine andere Meinung zu Israel hat als die Regierung.
Haben Sie selbst an Ausschreitungen in Köln teilgenommen?

Nein!

Was sagen Sie dazu, dass nun derzeit rechtsradikale Parteien wie “Die Rechte” oder auch klar rechtsradikale Kreise im Netz für den 15. November zur Teilnahme an der nächsten Demonstration in Hannover aufrufen?

Das hat mit HoGeSa nichts zu tun und denen würde ich auch nicht folgen als Ex Hooligan, da ich mit Rechten (als SPD Stammwähler) NICHTS am Hut habe.

Was würden Sie sagen, wofür es sich in Deutschland/Europa lohnt, auf die Straße zu gehen?

Gegen alle Lobbyisten und korrupten Politiker in diesem Land, die das eigene Volk vergessen. Wir haben in unserem Land genug zu tun, um die Armut von UNSEREN Mitbürgern zu bekämpfen. Das sollte an erster Stelle stehen. Ich dachte immer, die Politiker sind Volksvertreter und vom Volk gewählt. Meiner Meinung nach treten sie das eigene Volk zurzeit in den Hintern.

Einige Fußballclubs haben begonnen, den HoGeSa-Schriftzug im Stadion nicht zu dulden, es wird bereits von ersten Stadionverboten berichtet. Was halten Sie davon und sind Sie selbst tiefer bei HoGeSa beteiligt?

HoGeSa als Symbole in Stadien zu verbieten, ist Sache der Clubs und legitim. Aber da die Bewegung nichts mit Fußball zu tun hat, außer dass es Hooligans sind, finde ich es kleinlich. Es gibt andere Probleme. Selbst verfolge ich das Thema ständig und freue mich auf die nächsten, hoffentlich friedlichen Demonstrationen vom Volk. Es wird aber leider wieder die Rechte Keule von den Medien geschwungen werden, auch wenn es nicht so sein sollte.

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