Allein schon die Bauarbeiten um die künftige Kiwara-Kopje sorgen im Zoo derzeit für ein paar Umwege für die Besucher. "Zwei Wochen vielleicht noch, dann ist das geschafft", sagt Zoodirektor Dr. Jörg Junhold. Dann sind die wichtigsten Hauptwege wieder frei. Bis auf einen: Die eigentliche Hauptachse, über die man bisher in einer Baumallee in den Zoo marschierte - rechts das Zoorestaurant, links die Flamingos und das Aquarium. Aber da wird sich einiges ändern bis Frühjahr 2015.

Aber das gibt’s heute mal zum Schluss.

Denn direkt neben der neu entstehenden Kiwara-Kopje befindet sich eine andere Großbaustelle, auf die sich besonders die Kinder schon freuen dürfen: Die 1929 erbaute Bärenburg, aus der längst alle Bären ausgezogen sind, weil diese Art Unterbringung schon lange nicht mehr tiergerecht war, wird ein großer Spielplatz mit einem zwölf Meter hohen Feuerdrachen in der Mitte.

Die denkmalgeschützte Anlage wird in einen Abenteuerspielplatz umgebaut und mit Serviceeinrichtungen wie dem Bärenburg-Café, Sanitärräumen und einem Zooshop ergänzt. Der große feuerspeiende Klettergerüst-Drachen bildet künftig den Mittelpunkt des Komplexes, der ebenfalls im Frühjahr 2015 in Betrieb gehen soll. Derzeit werden auf der Baustelle die Altbausubstanz konserviert und die neuen Gebäude errichtet. Jörg Junhold ergänzt dazu: “Die wichtigsten Arbeiten zur Bauwerksicherung sind erledigt.” Dabei war auch hier sichtbar geworden, wie desolat das über 80 Jahre alte Bauwerk tatsächlich schon war.Die traditionelle Ziegelverblendung bleibt erhalten. Die Bärenburg selber wird direkt in den Spielplatz integriert und in fünf Themenbereiche aufgeteilt, in denen die Kinder die verschiedenen Tierklassen kennenlernen sollen – Lurche, Amphibien, Fische, Vögel, Säugetiere. Wobei die Spielbereiche für verschiedene Altersklassen gestaltet sind, so dass die kleinen Rabauken mit den kleinen Rabauken spielen und die großen mit den großen. Auch der Kletterdrache wird nicht ohne, denn einige Kletterröhren laden auch zum Abtauchen in die Tiefe ein.

Ein zusätzliches Spannungselement wird ein Abenteuerpfad, der direkt hinter den einstigen Gehegen des Bärenzwingers entsteht. Hier können mutige Kinder auf Entdeckungstour gehen und lernen dabei auch eine der alten “Bärenhöhlen” kennen, in denen die Bären jahrzehntelang gehaust haben. “Und damit lernen sie auch die Lebensbedingungen kennen, die die Tiere hier hatten – und die heute keinem Tier mehr zugemutet werden”, so Junhold.

Der Holzbauer wartet natürlich nicht, bis die Spielplatzarchitektur im Frühjahr fertig ist – er hat die Spielgeräte aus Holz schon parallel produziert. Eltern, die mit ihren Kindern öfter auf Achse sind in den sächsischen Tobe-Landschaften, kennen seine Arbeiten schon: der Holzbildhauer Jürgen Bergmann hat seine Werkstatt in Görlitz und hat auch die Abenteuerlandschaft auf der Kulturinsel Einsiedel geschaffen. Mit dem Zoo Leipzig kooperiert er ebenfalls schon seit Jahren.Bis zur Schließung der Bärenburg war das Gelände ein halboffenes Forum. Auch das wird sich ändern. Es wird jetzt im Ostteil durch zwei halbrunde Gebäude ergänzt, die das Oval praktisch – bis auf die breiten Durchgänge – schließen. In einem dieser halbrunden Gebäude entsteht bis zum Frühjahr das neue Teichcafé. Das alte Teichcafé ist längst zu klein, um den Besucheransturm abzufangen. Es soll künftig zu einem Aussichtspunkt über die neu entstehende asiatische Wasserlandschaft umgestaltet werden. Der Teich wird dafür um ein großes Stück nach Westen verlängert und reicht dann dort bis fast an den Dammweg, so dass man vom neuen Teichcafé über diesen Besucherweg hinweg wieder über den großen Teich schauen kann. Das freilich ist noch ein bisschen Zukunftsmusik.

Im ersten Schritt bekommt das Teichcafé erst einmal eine Terrasse in Richtung Spielplatz in der Bärenburg. Da können die Knirpse dann toben und die Eltern können bei Eis, Kaffee oder Radler ein bisschen verschnaufen. Kostenpunkt für das ganze Projekt Bärenburg: 3,1 Millionen Euro.Tieraffenhaus & Affeninseln: Der Gründer-Garten wird umgestaltet

Die dritte aktuelle Großbaustelle befindet sich im Gründer-Garten des Zoos, die den gesamten Bereich zwischen Aquarium, Kongresshalle und Tieraffenhaus umfasst. Die alte Flamingoanlage (Junhold: “Die war völlig verschlissen.”) ist längst abgebaut. Dabei kamen unter dem Hügel noch die Schuttmassen früherer Zoo-Bauwerke zum Vorschein. An deren Stelle sind schon die Unterkünfte für die Affen entstanden, die sich hier künftig quasi als Begrüßungskomitee für die Zoobesucher platzieren werden: Brüllaffen, Kaiser-Schnurrbarttamarine und Goldgelbe Löwenäffchen. Die künstliche Felswand mit den Zugängen zu ihren Schlafquartieren ist schon fertig.

Jetzt muss noch der Wassergraben gebaut werden, der die Affen von den Zoobesuchern abgrenzt. Außerdem sollen zwei kleine Inseln Aufenthaltsplatz der kleinen Affenarten werden.Aber auch die alte Hauptallee ist derzeit nur ein Schlammweg. Was hier passieren soll, sehen Zoobesucher schon vorm Haupteingang, wo derzeit die letzten Quadratmeter mit historischem Pflaster gefüllt werden. Danach wechseln die Pflasterklopfer auf die Innenseite des Eingangsbereichs und pflastern auch die Hauptallee mit den historischen Steinen. Die Allee selbst, die derzeit noch auf ein langweiliges Rondell mit Litfaßsäule zuführt, hat ab dem Frühjahr einen Springbrunnen mit Fontäne als markantes Ende. Links sieht man dann die Affen (wenn Platz ist an der Reling bei all den Neugierigen), rechts wird der neue Restaurantgarten entstehen.

Auch hier waren es die alten Fundamente, die die Bauleute vor besondere Herausforderungen stellten und für einen Teil der Kostensteigerung verantwortlich sind, die jetzt mit 3 Millionen zu Buche schlagen. Die Kongresshalle wird statt 34 nun 37 Millionen Euro kosten. “Aber die Sache haben wir trotzdem gut in Griff bekommen”, sagt Junhold. “Wir liegen auch genau im Zeitplan, was bei einer so komplizierten Baustelle tatsächlich etwas Besonderes ist.”

Zentraler Raum für das neue Zoorestaurant wird der neu gebaute Palmensaal, der den alten Wagnersaal als Restaurant ablöst. Der Weiße Saal wird Übergang zum vorwiegend für Kongresse vorgesehenen Teil des Kongresshallen-Komplexes. “Und die Buchungen gehen jetzt schon weit ins Jahr 2016”, sagt Junhold.

Das Restaurant soll – genauso wie die vorgelagerte Terrasse – bis Frühjahr fertig sein. Eröffnet werden soll die umgebaute Kongresshalle am 29. Mai 2015.

Was bleibt? – Ein Gebäude, über das sich Junholds Planungsstab jahrelang die Köpfe zerbrach: das aus der Gründerzeit stammende Tieraffenhaus. In den Ursprungsvisionen zum “Zoo der Zukunft” sollte es mal ein Insektenhaus werden. Aber dazu hätte es deutlich vergrößert werden müssen. Seit zwei Jahren hat man nun nach einer neuen Lösung gesucht für das denkmalgeschützte, aber eben doch recht kleine Gebäude.

Das erfährt jetzt eine inhaltliche Neuausrichtung. Zeitgleich mit den Bauvorbereitungen läuft die Konzeptentwicklung. Wo einst Meerkatzen und Kattas lebten, sollen künftig – und das war die Überraschung, die Jörg Junhold am Montag für die Journalisten bereit hielt – Koalas einziehen. Eine Idee, die auch im Europäischen Halterprogramm auf positive Resonanz stieß, denn bislang halten acht Zoos in Europa Koala-Bären. Das sollen etwas mehr werden. Als erster Zoo wird jetzt Budapest mit einer Koala-Zucht nachziehen. Danach steht Leipzig in den Wartelisten. Junhold rechnet für 2016 mit den ersten beiden Koalas, die in das umgestaltete Tieraffenhaus einziehen können. “Womit wir dann auch einen Kontinent vertreten haben, der bislang in unserem Masterplan noch nicht vertreten war”, sagt Junhold, “das ist Australien”.

Kleiner Schwierigkeitsgrad: Koalas ernähren sich zumeist von den Blättern des Eukalyptusbaumes. Aber auch da sieht Junhold kein Problem: “Die Eukalyptusbäume werden wir selbst anbauen.”

Die Arbeiten an dem Gebäude mit historischer Altbausubstanz sollen im nächsten Jahr beginnen, so dass 2016 alles zum Einzug der Koalas bereit ist.

www.zoo-leipzig.de

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