Udo Reiter ist tot. Der langjährige Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks wurde am Vormittag leblos auf der Terrasse seines Hauses in Gottscheina aufgefunden. Offenbar schied der 70-Jährige freiwillig aus dem Leben. Die Polizei geht von einem Suizid aus.

Mit tiefer Bestürzung reagierte der MDR auf die Nachricht vom Tod seines Gründungsintendanten. “Die deutsche Medienlandschaft, wie wir sie heute kennen, verliert mit Udo Reiter einen ihrer Gründungsväter, der MDR einen Kollegen und väterlichen Freund”, sagte Intendantin Karola Wille in Leipzig. Gerade in diesen Tagen mache der Tod von Udo Reiter besonders betroffen.

Reiter sei in den Tagen nach der friedlichen Revolution “einer der großen Gestalter” einer neuen demokratischen Mediengesellschaft im wiedervereinigten Deutschland gewesen, findet seine Nachfolgerin. “Ein Visionär, der mit Kraft, Überzeugung und politischem Geschick den gerade erst formierten neuen politischen Strukturen in den neuen Bundesländern eine publizistische Stimme gegeben hat.”

Udo Reiter wurde am 28. März 1944 in Lindau am Bodensee geboren. Nach dem Abitur 1963 studierte er Germanistik, Geschichte und Politische Wissenschaften in München und Berlin und schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr. phil. ab. 1970 begann er ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk. Dort war er anschließend in verschiedenen Funktionen journalistisch tätig, von 1986 an als Hörfunkdirektor.

Im Juli 1991 wurde Udo Reiter, der seit einem Unfall im Jahr 1966 im Rollstuhl saß, zum Intendanten des neu gegründeten MDR gewählt und in den Jahren 1996, 2002 und 2008 jeweils in diesem Amt bestätigt bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst Ende 2011. Udo Reiter übte innerhalb der ARD zahlreiche Funktionen aus, 1997 und 1998 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. Daneben fungierte er von 1999 an auch als Filmintendant innerhalb der ARD und hatte den Aufsichtsratsvorsitz der Filmeinkaufsgesellschaft Degeto Film GmbH inne. Die letzten Jahre seiner Intendanz waren von diversen Skandalen geprägt, etwa um den früheren Unterhaltungschef Udo Foht.

Nach dem Krebstod seiner ersten Frau Ursula im Jahr 2011 galt Reiter als Befürworter von Sterbehilfe und selbstbestimmten Sterben. “Ich möchte bei mir zu Hause, wo ich gelebt habe und glücklich war, einen Cocktail einnehmen, der gut schmeckt und mich dann sanft einschlafen lässt”, schrieb der Medienmacher im Januar 2014 in einem Gastbeitrag für die “Süddeutsche Zeitung”. Ich sitze seit 47 Jahren im Rollstuhl und habe trotzdem ein schönes und selbstbestimmtes Leben geführt. Irgendwann wird es zu Ende gehen. Aber wie?” Öffentlich warb Reiter zuletzt am 2. Oktober in dem Polit-Talk “Maybrit Illner” für das Recht auf Selbsttötung.

Udo Reiters Gastbeitrag in der “Süddeutschen Zeitung”:
www.sueddeutsche.de/leben/selbstbestimmtes-sterben-mein-tod-gehoert-mir-1.1856111

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