Zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution bekommt das Leipziger Lichtfest am 9. Oktober auch eine entsprechende Größe verpasst. Wurde 2009 noch der halbe Innenstadtring mit Kunstprojekten bespielt, ist es diesmal der ganze - 3,6 Kilometer lang und auch noch das Herzstück des Leipziger Verkehrs. Da fährt dann am Abend des 9. Oktober nichts mehr.
Zumindest nicht mehr um den Ring. Denn wenn wirklich die erwarteten 100.000 bis 150.000 Besucher kommen, wäre eh kein Durchkommen. So wie im Herbst 1989 auch. Was damals eine der eindrucksvollsten Erfahrungen war: Wie 100.000 Menschen durch ihre bloße Anwesenheit den Verkehr der ganzen Stadt zu Stillstand bringen können. Die Straßenbahnen der LVB standen an den Haltestellen und kamen nicht weiter, weil sich davor, dahinter, daneben die Menge der Demonstrierenden bewegte.
Ganz so soll es 2014 nicht sein. Deswegen wird der Promenadenring schon frühzeitig gesperrt – für den Individualverkehr genauso wie den ÖPNV. Entsprechende Umleitungen werden ausgewiesen. Für den Kraftfahrzeugverkehr beginnt das Fest praktisch schon um 16 Uhr: Ab da ist der komplette Innenstadtbereich für den Kraftverkehr gesperrt. Und dazu gehört auch der komplette Ringbereich. Bis 19 Uhr wird es an speziellen, kontrollierten Schleusen noch die Möglichkeit geben, mit dem Fahrzeug den Innenstadtbereich zu verlassen. Diese Schleusen befinden sich dann Am Hallischen Tor, am Thomaskirchhof und an der Universitätsstraße.
Von 19 Uhr bis 1 Uhr ist der Innenstadtbereich dann komplett gesperrt für den Verkehr, dann gehören Straßen, Plätze und Ring allein den Besuchern des Licht und den 16 Kunstprojekten, die an diesem Tag die Friedliche Revolution auf ihre Weise illustrieren und thematisieren. Wobei sich Jürgen Meier, der künstlerische Leiter, bei der Konzeption für die Jubiläumsveranstaltung mal wieder ein bisschen mehr gedacht hat als die offizielle Politik. Für ihn ist das Projekt Lichtfest auch immer eine Auseinandersetzung mit den Werten und Zielen, die im Herbst 1989 zur Debatte standen – und bis heute stehen.
Deswegen wird den Festbesucher so Manches, was die alten Machtapparate der DDR thematisiert, auch frappierend an einige staatliche Auswüchse der Gegenwart erinnern. Etwa das !Bitnik-Projekt “CCTV – A Trail of Images”, bei dem Bilder von Überwachungskameras an die Front des “Victor’s Residence Hotel” projiziert werden – aber eben keine Bilder aus Überwachungskameras des MfS, sondern von 16 Kameras, die heute ganz offiziell am Leipziger Ring betrieben werden. Jürgen Meier hat den Ring in fiktive Räume aufgeteilt. Das !Bitnik-Projekt ist einer von zwei “Beobachtungsräumen” (der andere ist das benachbarte Projekt “Friedas Winter” am LWB-Wohnblock Georgiring). Der Bahnhof wird (mit dem Ballett-Projekt “PAX 2014”) zum “Transitraum”, es folgen Hoffnungsräume, Entscheidungsräume, Freiräume, Wahl- und Glücksräume.
Straßenbahnen fahren zwar am Abend noch, aber nicht mehr über den Ring.
Zwischen 16:30 und 1 Uhr gilt ein Sonderfahrplan der LVB. Alle Straßenbahnlinien sowie die Buslinien 72/73 verkehren von 16:30 Uhr bis 0:30 Uhr im 15-Minuten-Takt. Die Sammelanschlüsse am Hauptbahnhof entfallen. Anschließend verkehren die Nachtbusse wie gewohnt um 1:11 Uhr, 2:22 Uhr und 3:33 Uhr in der normalen Linienführung.
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Dabei haben praktisch alle Straßenbahnlinien eine veränderte Streckenführung und fahren im Prinzip sternförmig auf das Stadtzentrum zu, um dort entweder umzukehren oder als andere Liniennummer wieder weiterzufahren. Die LVB haben den Streckenplan für den Abend schon einmal online gestellt.
Die Umleitungen für den Kfz-Verkehr verlaufen im Wesentlichen über das Tangentenviereck.
Aber für Besucher der Innenstadt gibt es ja seit Dezember ein recht komfortables Transportmittel, das sie direkt in der Innenstadt abliefert – den City-Tunnel. Wobei das eher für Anreisende aus der Region ein Tipp ist. Denn den Test, binnen kürzester Zeit Zehntausende Menschen in die Leipziger City zu bringen – und auch wieder abzutransportieren – hat die Mitteldeutsche S-Bahn ja noch nicht bestehen müssen. Das wird also eine kleine Premiere.
Bis 23 Uhr gehört der Innenstadtring dann komplett den Fußgängern. Danach wird es wohl trotzdem noch eine Weile dauern, bis sich die Menge zerstreut.
Ab 1 Uhr sollen dann die Schleusen für den Kfz-Verkehr wieder geöffnet werden, um Fahrzeugen aus der Innenstadt das Verlassen des Sperrbereichs zu ermöglichen. Und ab 4 Uhr, so rechnen die Veranstalter, soll dann der Innenstadtring wieder komplett für Individualverkehr und ÖPNV zur Verfügung stehen. Dann sind auch alle Spuren des Festes beseitigt.
www.lichtfest.leipziger-freiheit.de
www.lvb.de/lichtfest
Der Linienplan der LVB für den 9. Oktober als PDF zum download.
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