Vor einer auf uns zurollenden "Lawine der Altersarmut" warnt der Paritätische Gesamtverband und prognostiziert, dass sich bereits in zehn Jahren die derzeit noch moderate Altersarmutsquote vervierfachen werde, sofern konsequente Reformen ausbleiben. In einer aktuellen Expertise kritisiert der Verband die von der Bundesregierung geplante "solidarische Lebensleistungsrente" als armutspolitisch wirkungslos.

Als Alternative präsentiert der Verband in Berlin unter dem Titel “Sicherheit statt Altersarmut” ein eigenes Konzept für eine durchgreifende Reform der Altersgrundsicherung.

“Ab Mitte des nächsten Jahrzehnts droht ein Heer von ehemals Langzeit- und Mehrfacharbeitslosen sukzessive und unaufhaltsam in die Altersarmut zu fallen”, warnt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. “Selbst bei vorsichtiger Schätzung wird sich die Zahl der Grundsicherungsbezieher auf eine Million erhöhen und werden die Quoten dann zweistellig werden.” Die Rentenpolitik der letzten Jahre beschleunige und verstärke diese Entwicklung. Schon 2013 lag der durchschnittliche Zahlbetrag von Altersrenten im Rentenzugang in den alten Bundesländern bei nur noch 714 Euro und damit unter der Grundsicherungsschwelle.

Auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte “Solidarische Lebensleistungsrente” werde das Problem nicht lösen. Die Hürden für die Inanspruchnahme seien zu hoch und die geplante Rente zu niedrig, um vor Armut im Alter zu schützen, so die Analyse des Verbandes. “Sollte die solidarische Lebensleistungsrente Wirklichkeit werden, dürfte sie wahrscheinlich die bürokratischste, komplizierteste, intransparenteste und zugleich am wenigstens wirkungsvolle Sozialtransferleistung dieser Republik werden”, so Schneider. “Man kann die Bundesregierung nur davor warnen, diesen Passus aus dem Koalitionsvertrag tatsächlich umsetzen zu wollen.”Der Hauptgrund für die drastisch sinkenden Renten ist nicht die gern beschworene Überalterung der Gesellschaft, sondern die Erosion der Einkommen. Wer dauerhaft arbeitslos ist oder mehrere Unterbrechungen in seinem Berufsleben hat, rutscht schnell in einen Rentenbereich, der nicht mehr existenzsichernd ist.

“Nach allem, was wir wissen, wird sich diese Entwicklung nicht nur fortsetzen, sondern sogar noch an Dynamik gewinnen. Spätestens ab Mitte der 2020er Jahre werden sich die Verwerfungen, die seit Anfang / Mitte der 1990er Jahre auf dem Arbeitsmarkt auftreten, auch in der gesetzlichen Rentenversicherung abbilden. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen übersprang 1994 erstmalig die 1-Million-Grenze. Sie stieg in den Folgejahren auf bis zu 1,7 Millionen und liegt derzeit immer noch bei über 1 Million”, heißt es im Vorschlagspapier des Paritätischen Gesamtverbands. “Hinzu kommen die statistisch nur schwer fassbare Mehrfacharbeitslosigkeit (mehrfach unterbrochene Erwerbsverläufe), die sich parallel zur Langzeitarbeitslosigkeit entwickelt hat, der Rückgang und der Wandel sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse und die steigende Bedeutung prekärer Beschäftigungsverhältnisse.”

Um künftiger Altersarmut vorbeugen und bestehende Altersarmut zu beseitigen, schlägt der Paritätische deshalb eine Reform der Altersgrundsicherung vor, die künftig über die Rentenversicherungsträger verwaltet und in einem stark vereinfachten Antragsverfahren organisiert werden soll. Erforderlich sei eine bedarfsgerechte Erhöhung der Regelsätze in der Altersgrundsicherung – inklusive altersspezifischem Mehrbedarf – auf 457 Euro. Stromkosten seien künftig wie Heiz- und Mietkosten in voller Höhe zu übernehmen und einmalige Leistungen für größere Anschaffungen zu gewähren. Schließlich fordert der Verband großzügige Freibeträge auf Vorsorgeleistungen und Rentenansprüche. “Allen älteren Menschen bliebe der Gang aufs Sozialamt erspart. Vorsorge würde sich wieder lohnen. Jeder wäre im Alter vor Armut geschützt, nicht nur der künftige Rentner mit 40 Beitragsjahren. Und alle hätten mehr, ob in München oder Moordorf”, so Schneider.

Die Expertise ‘Altersarmut in Deutschland? sowie das Konzept ‘Sicherheit statt Altersarmut’: www.der-paritaetische.de/pressebereich/artikel/news/paritaetischer-warnt-vor-lawine-der-altersarmut-und-fordert-eine-durchgreifende-reform-der-alt/

Das Reformkonzept: www.der-paritaetische.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1409239491&hash=d963b3ceee49fb6faa1a82fe360c18f791f0be17&file=uploads/media/140820_Altersarmut_Konzept.pdf

www.paritaet.org

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