Ob mit oder ohne Gott, der Katholikentag sei für alle wichtig. Am 25. Juli 2014 erschien eine Stellungnahme des Leipziger Oberbürgermeisters Burkhard Jung, welche diese Grundhaltung verkündet. Darin wirbt Jung für Toleranz gegenüber dem Katholikentag, betont dessen Bedeutung für die Stadt und vergleicht die anstehenden kommunalen Zuschusszahlungen in Höhe von einer Million Euro, welche am 17. September 2014 im Leipziger Stadtrat beraten werden sollen, mit den nicht näher benannten Zuschüssen zum Deutschen Turnfest und zu den Worldskills 2013. Nun sei von den Leipzigern Großmut gefragt, wenn es um die Unterstützung des Katholikentages 2016 gehe.

Zur Situation. Der katholische Kirchentag hat insgesamt 4,5 Millionen Euro an Steuergeldern bei Bund, Land und Stadt Leipzig beantragt und wartet nun auf die Bestätigung des Zuschusses durch den Leipziger Stadtrat in Höhe von einer Million Euro. Am 16. Juli vertagten die Stadträte die Entscheidung aufgrund von “Informationsdefiziten” seitens der Verwaltung. So jedenfalls begründeten es die CDU und die Grünen am 16. Juli, die anderen Fraktionen trugen die Vertagung weitgehend mit. Hinter den Kulissen war im Nachgang einiges über die Informationspolitik des Oberbürgermeisters in dieser Sache zu hören, viele Stadträte fühlten sich nicht genügend eingebunden in die bisherigen Verhandlungen zum Katholikentag.

Ein weiterer Antrag der Grünen-Fraktion den Zuschus auf 300.000 Euro zu senken, wanderte also ebenfalls auf den 17. September 2014.

Der Leipziger Oberbürgermeister steht nach Aussagen des Sprechers des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Theodor Bolzenius zudem irgendwie schon im Wort bei ZdK und dem gastgebenden Bistum Dresden-Meißen. “Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Veranstalter und das gastgebende Bistum Dresden-Meißen wollen den Katholikentag in jedem Fall in Leipzig durchführen.” Beide gingen davon aus, ” … dass sie dafür die notwendige Unterstützung erhalten.”

Weiter führte Bolzenius am 21. Juli gegenüber L-IZ.de aus: “Zur Vorbereitung der Einladung des 100. Katholikentags durch den Bischof der Diözese Dresden-Meißen, Dr. Heiner Koch, nach Leipzig haben sowohl Gespräche mit dem sächsischen Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich, als auch mit dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung stattgefunden. Beide haben eine Einladung für den Jubiläumskatholikentag nach Leipzig sehr begrüßt und ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung zugesagt.”

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Damit verbunden ganz offenkundig auch die ersten Gespräche über die Höhe der Unterstützung, denn am 26. Februar wurde ein Trägerverein gegründet. Die Mitglieder sind unter anderem der Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Leipzig, Dr. Harald Langenfeld, Dieter Althaus (CDU), Ministerpräsident a.D., Christine Ursula Clauß (CDU), Sächsische Staatsminister in für Soziales und Verbraucherschutz, Michael Czupalla (CDU), Landrat des Landkreises Nordsachsen, Bernhard Kaltefleiter von 1995 bis Ende 2000 Referent im Sächsischen Wirtschaftsministerium heute Verbundnetz Gas AG, Leiter Unternehmenskommunikation und die Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla (CDU).

Am 19. März 2014 folgte der Antrag auf den Zuschuss in Höhe von einer Million Euro an die Stadt. L-IZ – Nachfragen dazu an den Oberbürgermeister zum grundlegenden Sinn der Bezuschussung, den genaueren Berechnungen der Zahlungen sowie Steuerrückflüsse und die Frage nach dem Gebot der Trennung von Kirche und Staat und weitere Anfragen liegen der Stadt seit dem 15. Juli vor.

Noch stehen die Antworten aus.

Am 25. Juli veröffentlichte Burkhard Jung einen Text zum Thema Katholikentag in Leipzig, welchen wir gern im originalen Wortlaut wiedergeben.”Der 100. Deutsche Katholikentag, der 2016 in Leipzig gastieren möchte, hat bei den Leipzigerinnen und Leipzigern eine breite Diskussion losgetreten. Damit hat diese Veranstaltung schon jetzt, zwei Jahre zuvor, eine ihrer wichtigsten Aufgaben erfüllt: Ins Gespräch kommen, Fragen ansprechen, Standpunkte austauschen. Und auch: Vorurteile abbauen.

Der Deutsche Katholikentag ist eine Veranstaltung der katholischen Laien. Im Zentrum stehen Fragen des Glaubens, des Zusammenlebens, der Toleranz und der Ethik. Fragen, die über Konfessionsgrenzen hinaus von Bedeutung sind – und eben auch für Menschen anderen Glaubens, Kirchenferne und Atheisten. Fragen über Gerechtigkeit, das Zusammenleben der Kulturen, über Wohlstand und Armut oder auch Umweltfragen stellen sich Katholiken ebenso wie Protestanten, Muslime oder Konfessionslose.

Ein Katholikentag spricht Hunderttausende in ganz Deutschland an, die von Leipzig aus neue Ideen und Impulse mit nach Hause nehmen.

Eine solche Veranstaltung verdient die Unterstützung der Stadt. So wie wir ganz selbstverständlich auch Sport- oder Kulturgroßveranstaltungen fördern, so wollen wir uns auch um zentrale Fragen des Glaubens und des Lebens kümmern. Auch zum Beispiel ein Deutsches Turnfest oder die Worldskills wurden mit Steuergeldern unterstützt.

Toleranz fängt hier an – die Toleranz gegenüber einer Konfession, die in Leipzig klar in der Minderheit ist.

Nur 4,4 Prozent der Leipziger Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben. Und dies darf eben kein Grund sein, einen Katholikentag nicht zu fördern. Es wäre die falsche Botschaft, wenn wir einer religiösen Minderheit gegenüber treten und ihr unsere Unterstützung versagen würden. Nicht Übermut hat hier seinen Platz, Großmut ist gefragt.

Ein Katholikentag kann eine große Chance für Leipzig sein.

Gerade eben weil das Gros der Menschen bei uns keiner Konfession angehört. Den Organisatoren des Treffens kann ich auch einen gewissen Mut, vielleicht sogar Verwegenheit, nicht absprechen: Wie viel einfacher wäre es für sie, ihren 100. Katholikentag in einer Hochburg zu veranstalten, im Rheinland oder in Bayern. Dass sie dies nicht tun, beweist, dass sie sich den drängenden Fragen stellen wollen.

Wo könnten sie das besser tun, als in Leipzig – im Kernland der Reformation.

Ihr Burkhard Jung”

Quelle: leipzig.de

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