"So einen Preis habt ihr garantiert noch nicht gewonnen. Noch bis 16. Juni 2014, 22:00 Uhr den Weltmeister tippen!" So stehts auf der offiziellen Facebookseite der Polizei Sachsen unter HInweis auf ein "verdächtig gutes Gewinnspiel" zu lesen. Und dann heißt es für den richtigen Tipp hoch aufn Bock und ab geht's im blauen Wagen. Eine lustige kleine Rundfahrt auf dem Gelände der Leipziger Bereitschaftspolizei mit einem polizeilichen Gerät, welches in Sachsen gern mal eingesetzt wird, um bei Minusgraden Anti-Nazi-Demonstranten in Dresden vorsorglich "nass zu machen". Und sich sicher auch das eine oder andere Mal aktuell bei den fleißigen Kollegen in Brasilien bewährt hat. Wenn Beamte hipp werden wollen und sich im "Augenzwinkern" üben.

So ganz schief läuft die gesamte Nachwuchs-Kampagne der sächsischen Polizei ja letztlich nicht. Aufmerksamkeit erhält sie immer wieder. Sie ist einerseits derart realitätsfern, dass man darüber berichten sollte. Und nun wird sie auch noch “augenzwinkernd” mächtig gewaltig Egon bei einer Verlosungsaktion auf Facebook. Wer auch immer sich den “Preis” für den richtigen Tipp der Weltmeister 2014 ausgedacht hat – er scheint jedenfalls lange nicht mehr vor einem Wasserwerfer in Aktion gestanden zu haben. Statt Freude über den tollen Preis gibt’s seit Stunden Saures für die Beamten. Denn die Leser der Gewinnspielbotschaften haben irgendwie so ganz andere Assoziationen als die fröhliche Polizei.

Von “Wann kommt der Schnupperkurs “Pfefferspray”?” bis zu “Natürlich wird der Gewinner auf seine Kosten kommen, er ist schließlich der Steuerzahler.” und “Angesichts der Proteste in Brasilien, finde ich es ehrlich gesagt makaber. Widerlich!” reicht die Bandbreite der User-Meinungen.

Und irgendwie finden die Anbieter des Gewinnspiels es diskussionswürdig, bleiben aber bei ihrer für sie scheinbar coolen Idee: “Deinen Einwand können wir sehr gut nachvollziehen, denn die Gewalt, die gegen die brasilianischen Demonstranten eingesetzt wird, erschreckt uns zutiefst. Dennoch haben wir als Polizei Sachsen entschieden unsere Technik in den Mittelpunkt zu rücken, mit dem Wissen, dass die Art der Auseinandersetzung, wie in Brasilien bei uns zum Glück nicht vorkommt. Der ausgelobte Preis soll eher mit Augenzwinkern zu sehen sein, da wir nicht 3 Tassen und ein Schlüsselband verlosen wollten.”

Nun, wenn man schon Steuergelder verschleudert, indem man eine hippe Nachwuchsrekrutierungskampagne starten möchte – warum dann nicht gleich mal ein Probeeinsatz am lustigen Spritzgerät? Demonstrationen gibt es doch genug und ein User fragt schon mal nach, ob er denn dann eine Naziveranstaltung damit attackieren dürfe. Dass es noch keine gewaltsamen Polizeieinsätze in Deutschland gegeben haben soll, goutieren einige User nur noch mit Fassungslosigkeit und posten unter anderem Bilder und Videos von Stuttgart 21 und den Demonstrationen in Dresden.

Das Facebook-Team von der “Polizei Sachsen”-Seite gerät zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Immer wieder auf die Verbindung zwischen den Polizeieinsätzen in Brasilien, der Gewalt dort und diesem kuriosen Gewinnspiel angesprochen, verteidigen sich die Macher nochmals: “Uns ist bewusst, dass ein Einsatzmittel wie der Wasserwerfer, sei es aufgrund eigener Erfahrung oder aktueller Presseberichte aus Brasilien, bei dem ein oder anderen negative Emotionen auslösen kann. Wir möchten klarstellen, dass uns die Geschehnisse dort, so wie es vielen anderen Menschen in Deutschland auch gehen wird, betroffen machen.”

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Die Reaktionen lassen nichts Gutes an solchen Argumenten. Aber auf die Straße darf der (vermutlich männliche) Glückliche dann doch nicht, wie die eifrig mitdiskutierenden Facebook-Polizisten schreiben.

“Wir haben als Polizei Sachsen die Idee gehabt unserer Community ein Gewinnspiel anzubieten, bei dem man nicht zum hundertsten Mal eine Tasse und ein Schlüsselband gewinnen kann. Um eine Präsentation unserer Technik auf der Seite fortzusetzen (siehe Berichte neuer Funkwagen, …), haben wir uns als Gewinn für den Wasserwerfer entschieden. Der Gewinner wird einen Einblick bekommen in die Wartungsarbeiten der Technik und in die Funktionsmöglichkeiten. Diese Präsentation wird nicht im öffentlichen Straßenverkehr stattfinden, sondern auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Leipzig.”

Verkürzt: Jaja, immer diese Gewalt überall, wissen wir, gibt’s hier nicht – aber hey, wer will ne Runde mitfahren? Einer Userin bleibt da nur noch lakonisch festzustellen: “Liebe Polizei, die Aktion zeigt, dass ihr sowieso keine Tassen im Schrank habt, da könnt ihr natürlich keine verlosen.” Ein Hinweis auch darauf, dass man sich mit der Idee wohl auch keinen Gefallen getan hat, wenn es um den Bildungsstand bei Bewerbern um eine Karriere bei der Polizei geht.

Zur Polizei Sachsen auf Facebook

https://www.facebook.com/polizeisachsen.karriere

Eines der Videos von einem Wasserwerfereinsatz bei Minusgraden ohne vorherigen “Angriff” oder Attacken der flüchtenden Gegendemonstranten am 19. 02. 2011 in Dresden.

www.youtube.com/watch?v=z0ZFwJMFgc4

Ein weiterer Beitrag, während die Aktion noch lief auf dem Satire-Mag “Faulloch” Jena

Gewinne für Lothar und Tim eine Fahrt auf dem Wasserwerfer!

Die Betreuer der Facebookseite der Polizei Sachsen scheinen nach unzähligen Einträgen zur Aktion vor wenigen Minuten ein Einsehen gehabt zu haben. Der neueste Eintrag lautet nun: “Liebe Community, wir haben uns dazu entschlossen, unser Gewinnspiel vorzeitig zu beenden. Offensichtlich fanden viele User daran keinen Gefallen und sind nun verärgert. Das war nicht unsere Absicht und tut uns leid. Wir wollten euch lediglich eine Möglichkeit bieten, einen Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit zu werfen. Alle Gewinnspielteilnehmer, die mit ihrem Weltmeister-Tipp richtig lagen, werden dennoch an einer Verlosung teilnehmen. Für den Gewinner werden wir uns einen anderen Preis überlegen. Euer Karriere-Team”

Vielleicht gibt es also doch noch Tassen bei der Sächsischen Polizei.

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