Nicht alle Leipziger sind im WM-Fieber. Während die deutsche Elf die Auswahl Portugals am Montag mit 4:0 deklassierte, demonstrierten nach Polizeiangaben 80 Menschen am Connewitzer Kreuz gegen das sportliche Großereignis. "Ist es noch zeitgemäß eine so teure WM durchzuführen?", fragte Anmelderin Juliane Nagel (Linke).

Die Stadträtin wies gestern auch auf die sozialen Missstände im Gastgeberland Brasilien hin. Zudem würden Phasen nationaler Hochstimmung ein rassistisches Klima begünstigen. Am 4. Juli 1998 ermordeten Neonazis in Leipzig den portugiesischen Gastarbeiter Nuno Lourenço. Unmittelbar vor der Tat war die deutsche Nationalelf bei der Weltmeisterschaft im Viertelfinale ausgeschieden.
Einige Besucher der Gaststätte “Südbrause”, die das Spiel live übertragen hatte, nahmen gestern mit Verwunderung von der Gegenveranstaltung Kenntnis. “Wir schalten ab, wenn wir dem Spiel zuschauen”, meinte eine junge Frau. “Die Linken mahnen immer zur Toleranz, aber lassen den Leuten nicht mal den Fußball”, meckerte ein Gast über die Demonstration. Nachhaltig beeindruckt zeigte sich der schwarz-rot-gold geschminkte Gast jedenfalls nicht, eher verärgert.

Die Kundgebung verlief friedlich. Die Polizei beobachtete das Treiben und suchte von Beginn an einen gemäßigten Umgang. “Wir gehen die Lage ruhig an, aber sind auf Eventualitäten vorbereitet”, so der Einsatzleiter zu L-IZ.de. Diese “Eventualitäten” blieben jedoch aus.
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