Es war ein schwieriges Kran-Manöver, aber am Ende ging alles gut: Leipzigs größter Kirchenneubau nach dem Zweiten Weltkrieg, wenngleich noch ein gerade fertiggestellter Rohbau, trägt seit Sonnabend, 5. April, ein gut sieben Meter hohes Kreuz aus Edelstahl. Die Mitglieder der Leipziger Propsteigemeinde und mit ihnen zahlreiche Gäste begingen dieses Ereignis mit einer feierlichen Andacht.

Lothar Vierhock, der Propst der Gemeinde, segnete das Kreuz und überließ es dann dem Kran und den Bauarbeitern, die es schließlich in fast 50 Metern Höhe fest montierten.

“Zwar ist das Gotteshaus noch längst nicht fertig”, sagte Vierhock, “aber durch das weithin sichtbare Zeichen des Glaubens sieht es immerhin schon wie eine Kirche aus. Hätte uns jemand vor 30 Jahren vorhergesagt, dass unsere Gemeinde im Frühjahr 2014 direkt am Martin-Luther-Ring, unmittelbar gegenüber dem Neuen Rathaus ein Kreuz auf ihre neue, große Kirche heben würde, hätten wir ihn für einen Träumer gehalten.”
Aber nicht nur die Lage der neuen Kirche ist bemerkenswert. Das Bauwerk weist eine ganze Reihe von Besonderheiten auf:

Es wurde auf Nachhaltigkeit geachtet, indem durch eine dicke Fassadendämmung die Heizkosten verringert werden, indem mit insgesamt 610 Quadratmetern Photovoltaik auf dem Kirchdach eigener Strom erzeugt wird, indem über Erdsonden Heizung und Kühlung erfolgen und indem ein 30-Liter-Wassertank im Turm untergebracht wurde, worin Brauchwasser gesammelt wird.
Eine ingenieurtechnische Meisterleistung gibt es auf der dem Neuen Rathaus zugewandten Seite zu bestaunen. Dort ragt der Bau auf einer Länge von 22 Metern freitragend um 6,30 Meter über den Gehweg. Dieser Teil bildet im Innern der Kirche die Empore, auf der die Orgel und der Chor untergebracht werden.

Von außen wird unter diesem Überstand auf der vollen Länge von 22 Metern der Leipziger Künstler Falk Haberkorn zum Martin-Luther-Ring hin ein Fenster gestalten, auf dem, je nach Lichteinstellung, das vollständige Alte Testament oder das vollständige Neue Testament zu lesen sein wird – eine künstlerische Meisterleistung.

Die auffälligste Besonderheit jedoch wird erst nach Fertigstellung des gesamten Bauwerks und nach Entfernung der Gerüste erkennbar werden: Kirche, Gemeindezentrum und Turm werden durchgängig eine Fassade aus Rochlitzer Porphyr darbieten, einem in Sachsen und vor allem in Leipzig traditionell häufig verwendeten, uralten Naturstein. Mehr als 1.500 Tonnen Porphyr und etwa 50 Tonnen Granit für den Sockelbereich werden am Ende verbaut sein.

“Wenn man jetzt, nachdem die Deckenstützen vollständig entfernt sind, das große Kirchenschiff betritt, bekommt man Herzklopfen angesichts der Höhe und Breite des Raumes, an dessen Rückwand das Licht von oben durch das Dach hereinfällt und den Kirchenraum von vorn in ein angenehmes, warmes Licht taucht”, sagt der Propst. “Bisher kannten wir Pläne. Jetzt spüren wir, dass es funktioniert.” Gemeindemitglieder, Gäste und etliche interessierte Leipziger hatten bis zum Abend Gelegenheit, sich an diesem ersten “Tag der offenen Baustelle” ein eigenes Bild zu machen. Ab sofort können Gruppen die Baustelle geführt besichtigen. Die Gemeinde bittet um rechtzeitige Voranmeldung (Kontakt s. unten).

Die Baustelle in Zahlen:
42.300 Meter Elektro-Kabel wurden verlegt. 4.500 Kubikmeter Beton wurden gebraucht, mit einem Gewicht von 11.500 Tonnen inklusive Bewehrung. Die Höhe der langen Fensterfront zum Martin-Luther-Ring beträgt exakt 3,06 Meter. Das Kirchenschiff innen hat eine Höhe von 14,28 Metern. In der Kirche werden 670 Menschen Platz finden (für 4.600 Gemeindemitglieder). Von den bisher mitwirkenden 7 Firmen kamen 6 aus Sachsen (85 Prozent), von den derzeit beauftragten 26 Firmen sind 20 aus Sachsen (77 Prozent). Und der endgültige Fertigstellungstermin? Er wird nach dem Osterfest 2015 sein, geplant ist der 7. Mai 2015.

Zur Propsteikirche im Netz
www.propstei-leipzig.de

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