Am Mittwoch, 5. Februar, gibt es zum Abschluss des jetzigen Vorlesungszyklus im Studium universale ein ganz besonderes Streitgespräch: Ein Lobbyist der deutschen Rüstungsindustrie wagt die Debatte mit einem streitbaren Leipziger Pfarrer im Ruhestand. Letzterer heißt Christian Wolff, war bis 2013 Pfarrer der Thomaskirche, und hat gar nicht vor, Ruhe zu geben. Im Gegenteil: Jetzt hat er eine Website aufgemacht, auf der er auch seine Thesen für die Debatte am 5. Februar präsentiert.
Stoff gibt es genug. Der ganze Vorlesungszyklus im Studium universale stand unter dem Thema “Krieg & Frieden”. Ein Thema, das im Jahr 2014 noch immer oder schon wieder hochaktuell ist. Die Bundesrepublik ist nach den USA und Russland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Deutsche Panzer, Gewehre, Präzisionswaffen werden in praktisch alle Krisengebiete der Welt exportiert. Offiziell natürlich nicht. Da spielt die Bundesrepublik gern den Saubermann. Aber selbst in Diktatoren Nordafrikas tauchten nach den diversen Revolutionen immer wieder Waffen aus deutschen Rüstungsschmieden auf. Die Bundesrepublik verdient am Morden in aller Welt kräftig mit. Nur eine echte Friedenspolitik ist nicht sichtbar.
Da werden sich also am 5. Februar ab 19:00 Uhr in der Volkshochschule Leipzig (Löhrstraße 3-7) zwei gegenüber sitzen, die sich was zu sagen haben: der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), Georg Wilhelm Adamowitsch, und der evangelische Theologe und Pfarrer i.R. der Thomaskirche, Christian Wolff.
Und wenn es nach Wolff geht, geht es ans Eingemachte. Dann muss auch Georg Wilhelm Adamowitsch Flagge zeigen, wie seine Branche über Krieg und Frieden denkt oder ob die deutschen Rüstungskonzerne einfach verkaufen, was gefragt ist. So wie weiland Krupp in Essen, der deutsche wie französische Truppen mit neuesten Kanonen belieferte, als es 1871 in den Deutsch-Französischen Krieg ging.
Hier sind die fünf Thesen, die Christian Wolff schon mal aufgestellt hat für den Disput am 5. Februar:
1
Deutschland ist 2012 drittgrößter Waffenexporteur der Welt. Zunehmend werden Waffen in sogenannte Drittländer (also außerhalb der NATO und EU) exportiert (weit über 50 Prozent). Damit trägt Deutschland zur Instabilität auf der Welt bei und desavouiert durch seine Rüstungsexportpolitik die eigene Außenpolitik, die darauf angelegt ist, bewaffnete Auseinandersetzungen zu vermeiden.
2
Voraussetzung für Waffenexporte ist die Waffenproduktion. Waffen aber werden hergestellt, damit sie auch angewandt, also verbraucht werden. Insofern bedeutet die Produktion von Waffen, ursächlich an der Förderung kriegerischer Auseinandersetzung beteiligt, ja, interessiert zu sein. Waffenproduktion ist Voraussetzung und eine der Ursachen für Krieg.
3
Waffenexporte tragen langfristig weder etwas zur Sicherung der Binnenwirtschaft in den Ländern bei, in denen Waffen hergestellt werden, noch vermögen sie die politischen Verhältnisse in den Ländern zu stabilisieren, in die sie geliefert werden. Damit sind sie in doppelter Hinsicht zerstörerisch: Waffen töten, wenn sie angewandt werden, und sie dienen der Absicherung ungerechter Herrschaftsstrukturen. Das Beispiel Saudi-Arabien zeigt, wie gefährlich Waffenexporte sind. Im Übrigen widersprechen die tatsächlichen Abläufe von Waffenentwicklung, -produktion und -handel allen marktwirtschaftlichen Grundsätzen.
4
2014 – was kommt: Ein Thomaspfarrer nimmt Abschied
22 Jahre gehörte Thomaspfarrer …
Frieden statt Krieg: Pfarrer Christian Wolff plädiert für Freiheitsdenkmal als Pendant des Völkerschlachtdenkmals
Die Motette in der Thomaskirche …
Osterweiterung: Christian Wolff über 20 streitbare Jahre als Thomaspfarrer in Leipzig
Vielleicht ist es gar keine so gute Idee …
Nach der jüdisch-christlichen Glaubenstradition ist der Pazifismus die den biblischen Maßstäben angemessene Lebensstrategie, um Frieden und Gerechtigkeit zu fördern. Daraus ergibt sich eine klare Option für eine Gewalt vermindernde Friedens- und Gerechtigkeitspolitik. Pazifismus bedeutet nicht willenlose Hinnahme von Gewalt und Ungerechtigkeit, sondern ihre aktive Bekämpfung, ohne sich auf die Ebene der Gewalt und der Ungerechtigkeit zwingen zu lassen.
5
Sowohl die Grundwerte unserer Demokratie, die wesentlich geprägt sind durch die Wertvorstellungen der jüdisch-christlichen Glaubenstradition, wie auch wirtschaftliche Vernunft müssen dazu führen, Waffenproduktion und Waffenhandel auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Dazu ist als erster Schritt erforderlich, dass Waffenentwicklung, -produktion und -handel der öffentlichen, parlamentarischen Kontrolle unterworfen werden. Geheimhaltung dient nur der Förderung des mörderischen Geschäfts mit Waffen.
Zum Studium universale:
www.uni-leipzig.de/studiumuniversale
Zur streitbaren Website von Christian Wolff:
http://wolff-christian.de
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