Viele Menschen in Leipzig freuen sich nicht auf ein Weihnachtsfest mit Geschenken im warmen Zuhause. Sie freuen sich auf eine warme Mahlzeit, Gespräch und Zuwendung im Restaurant des Herzens - und es sind mehr, als man vermutet. "Es kommen weniger Menschen als im letzten Jahr", bestätigt Leiterin Sabine Glinkowski. "Aber das liegt nur an den vielen Angeboten in der Stadt. Die Menschen wissen genau, wo sie hingehen können."

Bis zu 180 Personen können in einer Schicht im Restaurant bedient werden. Am Spitzentag kamen 300 Menschen. “Man merkt genau, wann das Geld zur Neige geht”, weiß Sabine Glinkowski. Die Bedürftigkeit insgesamt habe nicht abgenommen, und vor allem treffe es die Kinder in den Familien: “Es kommen täglich mehr als 40 Kinder zu uns.”Grund genug für die Leipziger Kinderstiftung, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen und die Not ein wenig zu lindern. “Wir helfen nicht nur während der Öffnungszeiten im Restaurant des Herzens, sondern das ganze Jahr hindurch mit Sachspenden”, berichtet Alexander Malios, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. “Wenn etwas für Familien und Kinder gebraucht wird, reicht ein Anruf, und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden.” Das geht im Einzelfall bis zur Unterstützung für Opfer häuslicher Gewalt, wenn Mutter und Kind schnell eine neue Unterkunft brauchen. Auch die Kinderspielecke im Restaurant wurde aus Mitteln der Kinderstiftung angeschafft. In diesem Jahr konnten mit einer Spende über 1.000 Euro neue Küchenutensilien angeschafft werden.
Ein fester Termin für die Leipziger Kinderstiftung ist die Bewirtung an einem Tag im Restaurant des Herzens. Dieses Jahr wurden die fünf Mitstreiter unterstützt von Mitgliedern des Lionsclub Leipzig-Cosmopolitan und jungen Handballern des SC DHfK Leipzig. Alexander Malios: “Wenn die Jungs mal als Sportler erfolgreich sind, sollen sie wissen, dass es auch eine andere Seite des Lebens gibt.” Franz Semper, Handballer in der A-Jugend, bringt es auf den Punkt: “Ich habe Zeit, und ich will helfen.” Auch der Künstler und Kunstlehrer Prof. Rainer Schade bringt Teller an die Tische und räumt das Geschirr ab. Er sagt zu seiner Motivation: “Es ist unbegreiflich, dass es bei so viel Überfluss in unserer Gesellschaft so viel Bedürftigkeit gibt. Wenn bei mir etwas im Kleiderschrank fehlt, das merke ich doch gar nicht.”
Sabine Glinkowski weist in ihrer resolut-liebenswürdigen Art die neuen Helfer ein: “Zucker gibt es nicht, der verschwindet dann in den Taschen. Gewürze gibt es auch nicht, danach fragen meistens die Alkoholiker ohne Geschmacksnerven. Und es gibt feste Plätze: Hier die Alten, da die Jungen, und da vorne die Vielesser.” Serviert wird ein Getränk, danach Linseneintopf mit Würstchen und ein Dessert. Nachschlag, auch doppelt, gibt es erst, wenn alle versorgt sind. Die Stimmung ist entspannt. Man kennt sich, man tratscht, und an zwei Tischen wird nach dem Essen Karten gespielt. Eine Besucherin bringt einen Sack mit Kleidung vorbei und drückt Sabine Glinkowski noch 20 Euro in die Hand. “Ich will nichts in den Sammelcontainer werfen”, sagt sie, “und hier kommt es direkt an.”

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