Ein stolzer Blick in die Kamera, ein langes Transparent "Leipzig 2015", das so aussieht, als wolle sich Leipzig gleich mal wieder furios für die nächsten Olympischen Spiele bewerben. Am Freitag, 15. November, traf sich im Neuen Rathaus der Leipzig 2015 e. V. - das übernächste Jubiläum kündigt sich schon mächtig gewaltig an. Das nächste ist 2014: 25 Jahre Friedliche Revolution. An dem von 2015 ist Thietmar von Merseburg schuld.
In seiner Chronik erwähnte er den Tod des Meißner Bischofs Eid in “urbe libzi” am 20. Dezember 1015. So tauchte der Name Leipzigs erstmals in der Geschichtsschreibung auf. Im siebten Buch seiner Chronik für das Jahr 1015 heißt es: “Dann erkrankte der wackere Bischof Eid, der eben mit großen Geschenken aus Polen zurückgekehrt war, und gab am 20. Dezember in der Burg Leipzig Christus seine treue Seele zurück.” Die von ihm erwähnte Burg (“in urbe Libzi”) muss westlich der heutigen Großen Fleischergasse auf dem Hügel des damaligen Matthäikirchhofes gelegen haben. Eid war von 992 bis 1015 Bischof von Meißen – mit Thietmars Bericht über dessen Tod ist die früheste Nennung Leipzigs überliefert.
Dabei sind sich Historiker hinsichtlich der Verlässlichkeit des Berichts einig: “Die Chronik ist neben Widukinds ?Sachsengeschichte? eine der wichtigsten Quellen für die Ereignisse des 10. und 11. Jahrhunderts”, bestätigt Dr. Volker Rodekamp, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Außerdem fügt er an: “Einige werden sich vielleicht noch an die 800-Jahr-Feier Leipzigs 1965 erinnern und wundern sich nun. Damals nahmen die Stadtväter eine Urkunde zu den städtischen Rechten Leipzigs zum Anlass, die zwischen 1156 und 1170 verliehen wurde. Dieses Jubiläum orientierte sich folglich an der Stadtwerdung Leipzigs und nicht an der Ersterwähnung des Ortes.”
Aus Anlass der Ersterwähnung gestaltet die Stadt 2015 ein Festjahr, das die Vielfalt Leipzigs zeigen soll: Wirtschaft und Handel, Kultur und Sport, Wissenschaft und Recht.
“Dieses besondere Jubiläum bietet die Chance, die Geschichte unserer Stadt und vor allem das Engagement ihrer Bewohner noch stärker in das Bewusstsein der Leipzigerinnen und Leipziger zu rücken. Aus dem Stolz für das Geleistete soll sich der Bogen zu den Potenzialen spannen, mit denen wir die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft anpacken. Leipzig präsentiert sich als die Stadt, in der man gerne lebt und sich als Gast zu Hause fühlt”, umreißt Torsten Bonew, Bürgermeister und Beigeordneter für Finanzen der Stadt Leipzig, das Anliegen. Als “Leipzig 2015”-Beauftragter steht Torsten Bonew dem Festkomitee vor, das die Ausgestaltung des Jubiläumsjahres koordiniert.
Die Schirmherrschaft für 1.000 Jahre Leipzig hat Bundespräsident Joachim Gauck übernommen.
Ein Jahrtausend Leipzig – das seien aber auch 1.000 Jahre freiheitliches Denken und bürgerschaftliches Engagement. Um der langen Tradition der Bürgerstadt Ausdruck zu verleihen, hat sich im Juli 2013 der Verein Leipzig 2015 gegründet. Er trägt dafür Sorge, der Stimme der Leipziger bei den Vorbereitungen für das Festjahr Gewicht zu verleihen. Er fungiert als Bindeglied zwischen Verwaltung, Partnern und Bürgerschaft.
“Als Vereinsmitglied hat jeder Interessierte die Möglichkeit, das Jubiläumsmotto ?Wir sind die Stadt? mit Leben zu füllen”, erläutert Dirk Thärichen, Geschäftsführer des Leipzig 2015 e. V., das Ziel. “Hier kann jeder Leipziger Ideen entwickeln, Vorschläge diskutieren und diese auf den Weg bringen.”
Der Verein Leipzig 2015 e. V. koordiniert federführend operativ alle Aufgaben im Rahmen des Jubiläums. Er ist für die Entwicklung und Umsetzung einzelner Projekte verantwortlich, trägt für die Nachhaltigkeit des Festjahres Sorge und stärkt dadurch das Image der Stadt. Das Ladenlokal “EINtausend” am Martin-Luther-Ring 5 bietet darüber hinaus eine persönliche Anlaufstelle. Am 21. November soll es eröffnet werden.Leipzig ist gerade in den letzten Jahren recht reich an bedeutsamen Jubiläen. Wieso ist 2015 dennoch herausragend?
1.000 Jahre Ersterwähnung einer so bedeutenden Stadt feiert man nicht jeden Tag. Die in den vergangen Jahren begangenen Jubiläen wie 800 Jahre Thomanerchor, 100 Jahre Weihe des Völkerschlachtdenkmals oder das anstehende Gedenken an 25 Jahre Friedliche Revolution wären ohne die Ersterwähnung Leipzigs so nicht möglich gewesen. 2015 besteht die große Chance, die gesamte spannende Geschichte in Verbindung mit den Herausforderungen der Gegenwart und Potenzialen der Zukunft den Leipzigern und ihren Gästen zu präsentieren.
Der Leipzig 2015 e. V. nimmt ab sofort seine Arbeit auf – was sind seine primären Aufgaben und welche Ziele verfolgt er bis Ende 2015?
Primäres Ziel des Vereins ist es, allen Interessenten, denen das Jubiläumsjahr am Herzen liegt, einen Rahmen zu geben, in dem ihre Ideen und der Wunsch nach aktivem Gestalten zusammenfinden. Der Verein soll helfen, die Vorstellungen, die die Stadt für das Festjahr hat, umzusetzen. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Leipzigerinnen und Leipziger. Wichtig ist mir, dass die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt mit ihren Vorstellungen von ihrem Festjahr zum Zuge kommen.
Beschreiben Sie bitte kurz die Struktur des Vereins und inwiefern jeder Leipziger Bürger und jede Bürgerin aktiv werden können.
Im Verein kann jeder Leipziger und Freund der Stadt Mitglied werden. Die einmalige Aufnahmegebühr beträgt 20,15 Euro, von engagierten Firmen und Institutionen wünschen wir uns einen Betrag von 2015 Euro. Der Verein soll die laufenden Geschäfte für die Vorbereitung des Festjahres koordinieren, sozusagen als Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung und Bürgerschaft. Am 21. November des Jahres werden wir das Ladenlokal eröffnen, dann ist der Verein auch im Stadtzentrum sichtbar.
Was ist Ihre Vorstellung von “Wir sind die Stadt”?
Der gewählte Claim für das Festjahr drückt nach meiner Meinung hervorragend aus, was Leipzig in seiner Geschichte groß gemacht und nach Rückschlägen immer wieder auf den Weg nach vorn geführt hat. Eine engagierte Bürgerschaft, die sich über die Jahrhunderte dem solidarischen Gedanken verschrieben hat und von innen heraus notwendige Veränderungen, die nicht an den Stadtmauern Halt machten, vorantrieb. Ein positives Selbstbewusstsein der Einwohner unserer Stadt ist die entscheidende Grundlage für das künftige Werden und Wachsen Leipzigs, ein unschätzbarer Trumpf im Wettbewerb der Kommunen.
Wer sich engagieren möchte, kann dem Verein für einen einmaligen Beitrag von 20,15 Euro beitreten.
Weitere Informationen und der Mitgliedsantrag: www.leipzig2015.de
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