Am Donnerstag, 31. Oktober, ist Reformationstag, der auch in Leipzig gefeiert wird. Mancher schläft einfach länger. Mancher holt sich frische Reformationsbrötchen. Mancher holt sich seine Luther-Bibel aus dem Schrank und genießt Luthers Sprachgewalt. Fast vergisst man dabei, dass Leipzig vor 500 Jahren noch eine streng katholische Stadt war und ein Leipziger Dominikanermönch mit Ablasszetteln durch die Lande zog.
Johannes Tetzel hieß der Mann. Seit 1502 hielt er Ablasspredigten in Leipzig. Luthers 95 Thesen, die er möglicherweise niemals wirklich an die Wittenberger Kirchentüren schlug, beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Ablasshandel und mit der Frage, ob sich ein Gläubiger von seinen Sünden freikaufen könne. Von Luther gab es dazu ein klares Nein. Was Folgen hatte, denn wenn es keine irdische Instanz ist, bei der man sich ein gutes Gewissen erkaufen konnte, gab es nur noch eine richtende Instanz – Gott natürlich. Seit Luther steht der Gläubige seinem Gott (wieder) von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Und damit auch sich selbst und seiner Mitwelt. Sich mit einer honorigen Spende freikaufen, das zählt nicht mehr.
Aber was passiert, wenn der Mensch (wieder) in die Verantwortung für sein eigenes Tun eingesetzt ist? – Naja. Die Weltgeschichte sagt: Es verändert sich eine Menge. Da rollen auch Köpfe, denn so ganz nebenbei hat Luther auch die göttliche Gnade des Fürstentums abgesägt. Begriffen hat es zu seinen Lebzeiten zumindest einer: Thomas Müntzer. Der dann bei Frankenhausen mit seinem Leben dafür bezahlte, dass er glaubte, es würde auch an den Machtverhältnissen im Land was ändern.
Trotzdem war die Reformation ein wichtiger Zünder für die wirtschaftliche und intellektuelle Modernisierung Europas. Ab Luther sagt man “Neuzeit”.
Ein paar Tipps, was man rund um den Reformationstag in Leipzig alles erleben kann:
Vortrag über die Reformation in Leipzig
Am Reformationstag, 31. Oktober, lädt der Verein für das Luther-Melanchthon-Denkmal zum Vortrag “Die Reformation in Leipzig” ein. Die Veranstaltung im Gemeindesaal der Nikolaikirche, Ritterstr. 5, beginnt 19 Uhr. Es spricht Prof. Dr. Armin Kohnle. Der Verein möchte den Termin zugleich nutzen, um auf den Stand des Vorhabens zur Errichtung des Luther-Melanchthon-Denkmals hinzuweisen und Unterstützer zu gewinnen. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Tagung zum Spannungsfeld Religion – Politik – Toleranz
Mit religiöser Toleranz im Reformationsjahrhundert sowie dem Spannungsfeld zwischen Religion, Politik und Toleranz beschäftigt sich am 1. November eine Tagung der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Anlässlich der Themenjahre 2013 und 2014 der Lutherdekade, die diesem Problemkreis gewidmet sind, treffen sich Vertreter aus Politik, Kirche, Sozialwissenschaft und Theologie am Martin-Luther-Ring 3. Die Tagung ist öffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
“Die Themenkomplexe Reformation und Toleranz sowie Reformation und Politik sind sowohl in ihrer historischen Bedeutung als auch in ihrer großen Aktualität für gegenwärtige Diskurse sehr brisant”, sagt Prof. Dr. Rochus Leonhardt vom Institut für Systematische Theologie, der die Konferenz zusammen mit dem Religionssoziologen Prof. Dr. Gert Pickel veranstaltet. Die enge Verbindung von Reformation und Politik lasse sich in der sächsischen Landesgeschichte wie auch in den Nachbarterritorien bis weit in die Moderne hinein verfolgen.
“Wie eng die Verbindung von Reformation und Toleranz ist, darüber wird bis in die Gegenwart kontrovers debattiert”, berichtet Leonhardt und verweist auf die drei Themenkomplexe der Tagung: Religion und Politik, Religion und Toleranz sowie Politik und Toleranz. Alle enden jeweils mit einer Diskussion, in denen unter anderem über die Rolle von Religion und Politik bei der Durchsetzung des modernen Toleranzgedankens debattiert wird. Mit dabei sind unter anderem CDU-Politiker Dr. Thomas Feist, Bodo Ramelow von der Partei Die Linke und FDP-Politiker Dr. Stefan Ruppert.
www.systema.theol.uni-leipzig.de/aktuelles/
Konzert für Orgel und Trompete
Traditionell am Reformationstag wird zu einem Konzert für Orgel und Trompete in die Kirche Panitzsch eingeladen. So auch in diesem Jahr am 31. Oktober um 15 Uhr – 20 Jahre nach der Wiedereinweihung der restaurierten Flemmingorgel.
Es spielt das Leipziger Duo Alexander Pfeifer (Trompete) und Bernhard Vit (Orgel). (www.Trompete-Orgel.com) Ihr Programm trägt den Titel “Geburtstagsständchen – Erinnerungen”. Mit Werken der musikalischen Jubilare dieses Jahres, Wagner und Krebs, soll an deren Schaffen erinnert werden. Außerdem wird Musik von Bach, Loeillet und Liszt erklingen. Der Eintritt ist frei, um großzügige Spenden wird gebeten.
Das Konzert ist Teil der Panitzscher Festwoche. Diese endet am Sonntag, 3. November, 15 Uhr, mit einem Konzert der Dixieland-Band “The Hotmakers”. Die Leitung hat Jochen Sakel. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.
Ausstellungseröffnung in Heilig-Kreuz
Am Donnerstag, 31. Oktober, wird in der Heilig-Kreuz-Kirche auf dem Neustädter Markt um 10.30 Uhr eine Ausstellung mit Grafiken von Kurt-Uwe Wesenberg eröffnet. Die zumeist in den 1980er Jahren entstandenen Werke zeigen Stadtlandschaften, wie zum Beispiel das Antennenmeer über den Dächern des damaligen Rabets und Szenen eines damaligen Out-Law-Treffs im Mockauer Jugendkeller der Stephanusgemeinde in Mockau. Bleistift und Linoldruck sind die eingesetzten Stilmittel, die zu dichten und kontrastreichen Einblicken führen. Die Ausstellung ist weiterhin zu den Büro-und Öffnungszeiten der Kirche zu sehen.
Kirchweihfest in Leipzig-Grünau – Festwoche vom 31. Oktober bis zum 12. November
Die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Grünau feiert mit der Festwoche gleich drei Jubiläen: 35 Jahre Pauluskirchgemeinde, 30 Jahre Pauluskirche und 555 Jahre Kirche Schönau. Die Gemeinde lädt herzlich ein zu Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und Begegnungen.
Mit einem Festgottesdienst am Reformationstag, 31. Oktober, um 10 Uhr in der Kirche Schönau (Schönauer Str. 245) beginnen die Festtage. Gefeiert wird zunächst das 555-jährige Jubiläum der ehemaligen Dorfkirche Schönau. Ihre Ursprünge reichen bis in die Gotik zurück. Seit dem 31. Oktober 1993 ist die sehenswerte Kirche nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten wieder für Gottesdienste und Konzerte geöffnet.
Konzert “Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen” am Sonnabend, 2. November, 16 Uhr, in der Pauluskirche (Alte Salzstr. 185). Unter Leitung von Kantorin Elke Bestehorn und Hartmut Brückner, Leiter des Bläserchores, singen und musizieren Chor, Bläser und Instrumentalisten der Gemeinde. Anschließend wird zum Kirchweih-Café eingeladen.
Am Sonntag, 3. November, wird 10 Uhr in der Pauluskirche ein Festgottesdienst zum 30. Kirchweihfest gefeiert. Die Predigt hält Superintendent i.R. Ekkehard Vollbach. Chor, Bläser und Instrumentalisten unter Leitung von Elke Bestehorn und Hartmut Brückner bringen von Ch. Gounod “Missa brevis Nr. 7 in C” zur Aufführung. Anschließend findet ein Sektempfang mit Ausstellungseröffnung statt.
Gast beim Seniorennachmittag am Montag, 4. November, ist der Leipziger Autor und Herausgeber Gottfried Hänisch. Er wird 14 Uhr in der Pauluskirche aus seinem Buch “Die Entführung des Rebellen: Aus dem Leben Martin Luthers” lesen.
Ein Familiennachmittag mit der Kita St. Martin beginnt am Mittwoch, 6. November, 15 Uhr, in der Pauluskirche. 17 Uhr heißt es dann “Damals war’s”. Dieter Völkel und Ullrich Böttger erzählen Geschichten und zeigen Fotos aus der Geschichte der Pauluskirche und -gemeinde.
Bereits seit 15 Jahren gibt es die Veranstaltungsreihe “Klang-Stille-Raum”. Am Freitag, 8. November, wird dazu 19 Uhr in die Kirche Schönau eingeladen. Das Streichquartett Stefan Wunnenburger und Elke Bestehorn an der Orgel spielen u. a. Werke von G. F. Händel, J. S. Bach und W. A. Mozart. Texte zur Besinnung trägt Michael Schilling vor.
Dialogcafé “Zusammenleben in Grünau Heute und Morgen” am Dienstag, 12. November, ab 17 Uhr in der Pauluskirche. Zu diesem Diskussionsabend mit Fachleuten sind alle Grünauer Bürger und Bürgerinnen eingeladen. Er wird veranstaltet von der Pauluskirchgemeinde, dem Quartiersmanagement Grünau, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der Stadt Leipzig und dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung.
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