Ein ereignisreiches Jubiläumsjahr steht vor seinem großen Finale. Anfang Oktober - rund um die Feierlichkeiten zum Tag der Friedlichen Revolution, der sich in diesem Jahr mit der Rolle der damaligen Tschechoslowakei beschäftigt - können sich die Leipzigerinnen und Leipziger noch einmal auf interessante Veranstaltungen zum 40-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum mit Brünn freuen. Dahinter steckt auch noch ein anderes kleines Jubiläum: 45 Jahre Prager Frühling.
Was dann am 9. Oktober zum Lichtfest auf dem Augustusplatz eine Rolle spielt: Diesmal kommen die Künstler, die das Fest zum 9. Oktober ausgestalten, aus Tschechien, womit nach Polen und Ungarn das dritte Nachbarland in Aktion tritt, das im Reigen der Revolten vor dem 9. Oktober 1989 eine wichtige – für die Leipziger sogar motivierende – Rolle spielte.
Im Oktober nun kommt auch eine Delegation hochrangiger Vertreter aus Brünn unter Leitung von Oberbürgermeister Roman Onderka, der auch die Kulturbürgermeisterin, Jana Bohunovská, der Leiter des Referates Internationale Beziehungen, Mojmír Jerábek, der Rektor und der Prorektor der Masaryk-Universität, Mikulá? Bek und Jirí Nemec, sowie mehrere Stadträte angehören, nach Leipzig. Vom 9. bis 11. Oktober wollen sie die Partnerstadt besuchen und an den offiziellen Feierlichkeiten zum 9. Oktober teilnehmen. Außerdem ist Leipzig in diesem Zeitraum Reiseziel gleich mehrerer künstlerischer Ensembles aus der mährischen Metropole, wie zum Beispiel des Philharmonischen Chors und des Experimentaltheaters “Divadlo Husa na provázku”.
Mit dem Brünner Philharmonischen Chor “Beseda brnenská” kommt der älteste Chor Böhmens nach Leipzig. Gegründet 1860 von dem Komponisten und Chormeister P. Pavel Krí?kovský und für zwölf Jahre auch Wirkungsort von Leo? Janácek ist das Ensemble heute von vielen Tourneen in ganz Europa bekannt. Seit 2001 steht es unter der Leitung von Petr Kolár, Professor am Brünner Konservatorium und Chorleiter der St. Peter- und Paul Kathedrale Brünn, und pflegt zahlreiche Kooperationen mit befreundeten Chören aus Kanada, Deutschland und England.
Zu erleben sind die Sängerinnen und Sänger am 9. Oktober in Leipzig mit Werken von Bortnianský, Tschaikowski und Cernohorský zum Friedensgebet, 17 Uhr, sowie gemeinsam in einem Konzert mit dem Festivalorchester Leipzig um 22 Uhr in der Nikolaikirche. Mit den Solisten Andrea ?iroká (Sopran), Richard Novák (Bariton), Marie Pospíchalová, Enkelin des Komponisten (Violine), Petr Kolár (Orgel) kommen unter Leitung von Dirigent Jürgen Wolf in deutscher Erstaufführung Kompositionen von Miroslav Príhoda – die Feuerfanfare (Ohnivá fanfára), Ave Maria, Orgelimprovisation und die Altslawische Messe – zur Aufführung. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei, um eine Spende für die Kirchenmusik an der Nikolaikirche wird gebeten.
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Am 10. Oktober wird die Brünner Delegation gemeinsam mit der Leipziger Stadtspitze zu Gast in der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy” sein. Nach kurzen Ansprachen beider Stadtoberhäupter zum 40-jährigen Jubiläum der Partnerschaft werden Werke Leo? Janáceks erklingen. Als Höhepunkt werden Oberbürgermeister Jung und sein Amtskollege Onderka eine Geburtstagstorte anschneiden. Im Anschluss ist ein Rundgang auf den Spuren Leo? Janáceks in Leipzig geplant, der von Professor Werner Schneider, Vorstandsvorsitzender des Notenspur-Förderverein e.V., geführt wird.
Im Anker (Renftstraße 1) wird am Abend des 10. Oktober, 20 Uhr, ein musikalisches Theaterstück der ganz besonderen Art aufgeführt: “LEO? ANEB TVÁ NEJVERNEJ?Í – Leo? oder Deine Treueste”. Das Stück über das wundersame Leben und das faszinierende Werk des genialen mährischen Komponisten Leo? Janácek aus der Feder Milan Uhdes wurde direkt für das “Divadlo Husa na provázku” geschrieben, entstand in Zusammenarbeit mit dem Komponisten, Musikwissenschaftler und begeistertem Kenner Janáceks Milo? ?tedron, der 2011 für die musikalische Inszenierung des “Leo?” mit dem Alfréd-Radok-Preis für die beste szenische Musik ausgezeichnet wurde.
Die beiden Partnerstädte Brünn und Leipzig weisen sehr viele Parallelen auf. Beide Städte haben als Messe- und Universitätsstandorte eine herausragende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung und sind einflussreiche Zentren kulturellen Schaffens. Stand in den Anfangsjahren der Partnerschaft vor allem der Austausch auf offizieller Ebene im Vordergrund, sind seit Ende der 90iger Jahre die gegenseitigen Beziehungen vielfältiger geworden. Regelmäßige Austausche der Stadtverwaltungen, der Tourismus-Institutionen, Bürgerkontakte sowie gemeinsame Projekte im kulturellen und sozialen Bereich sind Ausdruck des aktiven Miteinanders.
Insbesondere der 2006 gegründete Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Leipzig-Brno e.V. hat hier seine Verdienste. Für die Stadtverwaltungen liegen die Schwerpunkte heute v. a. auf den Themen Stadterneuerung und -entwicklung, Verkehrspolitik, Bildung oder Kulturförderung.
Für das 40. Jahr ihrer Partnerschaft hatten beide Städte ein umfangreiches Programm gestrickt. Bereits im Januar reiste anlässlich der Messe REGIONTOUR eine Delegation um Andreas Müller, Erster Bürgermeister, aus Leipzig nach Brünn. Die Taufe der Städtepartnerschafts-Straßenbahn der Brünner Verkehrsbetriebe, die gemeinsam von der Stadt Brünn sowie der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) gestaltet wurde und bis Ende des Jahres im neuen Design in Brünn unterwegs ist, war ein erster Höhepunkt des Jubiläumsjahres. Zum Programm der Delegation aus Mähren im März in Leipzig gehörten unter anderem ein Besuch der Leipziger Buchmesse und Gespräche mit Vertretern der Leipziger Kreativwirtschaft, um sich Anregungen und Unterstützung für in Brünn geplante Projekte zu holen. Seit dem Besuch einer zweiten Leipziger Delegation im Juni wächst in Brünn eine Städtepartnerschafts-Linde an der Leipziger Straße, gesponsert von der Brünner Firma Martin Minks.
www.leipzig.de/international
www.brno.cz
www.leipzig-bruenn.org
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