Studenten haben heute den Raum 110 im Seminargebäude der Universität besetzt. Die Aktion ist als Solidarisierung mit Frankfurter Studenten gemeint. Diese wurden nämlich gestern mit Polizeigewalt aus einem Veranstaltungsraum entfernt. Der Raum wird IvI genannt, kurz für "Institut für vergleichende Irrelevanz" und ist ein selbstverwalteter Raum, den Studenten für Tutorien, Leskreise und Partys nutzen konnten.
Der Hintergrund: Die Universität Frankfurt hatte das Gebäude, in dem auch das IvI liegt, bereits im Februar 2012 an die Immobilienfirma Franconofurt AG verkauft. Und diese veranlasste vorgestern die Räumung durch die Polizei. Auf einer Solidaritätsdemo mit 1.500 Anhängern kam es ebenfalls zu Ausschreitungen und zehntausenden Euro Schäden, wie die Frankfurter Rundschau berichtete.
Die Protestler in Leipzig wollen auch auf die Situation an der Leipziger Universität aufmerksam machen. Und auf die bürokratischen Hürden, mit denen Studenten, die selbst anpacken und ihr Lernumfeld gestalten wollen, nur schwerlich überwinden können. “Ähnlich wie in Frankfurt wollen wir uns einen selbstverwalteten Raum zum unabhängigen Lernen und kritischen Denken erkämpfen”, erklärt Melanie Faust, die unter den Besetzern ist.
“Um den bürokratischen und einschränkenden Richtlinien, der Raumbeschaffung an der Universität zu entgehen, sind Besetzungen momentan der einzige Weg. Das Rektorat der Uni Leipzig hätte nach dem Neubau am Campus-Augustusplatz die Möglichkeit gehabt, solch einen Raum zur Verfügung zu stellen. Stattdessen wurde sich für einen Merchandise-Shop entschieden, der neben der Sparkasse bereits das zweite private und kommerzielle Unternehmen innerhalb des Campus darstellt.” Die Protestler sagen, sie nehmen die Räumung des IvI zum Anlass, richten ihre Kritik aber vor allem gegen die Kürzungsmaßnahmen der Universität Leipzig und die Kommerzialisierung ihrer Räume. Stattdessen fordern sie “Räume, fern von Verwertungslogik, elitären Hierarchien und Leistungszwang”, so Melanie Faust.
Seit fünf Uhr nachmittags wird der Raum besetzt. Einen ersten kritischen Punkt erreicht der Protest heute Abend um 21 Uhr, denn dann wird das Seminargebäude in der Universitätsstraße für die Nacht abgeschlossen. Unterdessen laden die Protestler alle ein, die sich solidarisieren wollen, zu ihnen ins Seminargebäude zu kommen.
Keine Kommentare bisher