Mit einer Gesprächsreihe "Polen: Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik" will die Leipziger Filiale des Polnischen Instituts Berlin neue Akzente setzen. Beim Start Mitte März geht es um die polnische Energiepolitik. Also auch um die Nutzung der Kernenergie und der heimischen Steinkohle. Am gewohnt üppigen Kulturangebot gibt es keine Abstriche.

Die Buslinie 89 ist in Leipzig äußerst symbolbeladen. Stadträumlich passt die Liniennummer nicht so ganz in die Systematik der Leipziger Verkehrsbetriebe. Doch die 89 steht für das Jahr zum Ende des kurzen 20. Jahrhunderts, in dem Leipziger in die Speichen der Weltgeschichte griffen. Und deshalb soll der 89er Bus weiter durch die City fahren: im Schatten der Nikolaikirche und vorbei am Zeitgeschichtlichen Forum.

Auch das rollende Material der Citylinie markiert eine Zeitenwende. Der “Solaris Urbino” ist polnische Wertarbeit. Das Unternehmen aus Bolechowo bei Poznan hat sich schon lange vom Status eines Lizenznehmers emanzipiert. Mit der Eigenmarke Solaris überzeugten die Westpolen auch verschiedene deutsche Nahverkehrsunternehmen, wie eben die hiesige LVB.

Und wer eine Star-Tankstelle anfährt, tankt sein Automobil bei der polnischen Mineralölgesellschaft Orlen auf. Nur zwei Beispiele dafür, wie erfolgreich polnische Unternehmen auf dem deutschen und europäischen Markt agieren. Darüber hinaus ist in Leipzig seit zwei Jahren ein polnisch-deutscher Unternehmerstammtisch rührig unterwegs.

Diese neuen Zeiten führen auch beim Polnischen Institut in Leipzig zu Akzentverschiebungen. Genauer gesagt: bei der Filiale Leipzig des Polnischen Instituts Berlins, wie die hiesige traditionsreiche Einrichtung in dem Haus Markt 10 seit den letzten Strukturveränderungen bei den polnischen Auslandsvertretungen heißt.

Mit der neuen Gesprächsreihe “Polen: Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik” will die Leipziger Mannschaft um den polnischen Diplomaten Wojciech Wieckowski das Themenspektrum des Hauses erweitern.
Den Auftakt bildet am 19. März 2013 die Diskussionsveranstaltung zu den Herausforderungen der polnischen Energiepolitik. Mit Katarzyna Kacperczyk, Direktorin der Abteilung für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Außenministerium, und Malgorzata Szymanska, Abteilungsdirektorin für Erdöl und Gas im Wirtschaftsministerium, werden gleich zwei Spitzenbeamte der Warschauer Regierung Rede und Antwort stehen.

Auch in Polen rückten immer mehr Frauen in Führungspositionen auf, betonte Wojciech Wieckowski beim Pressegespräch am Mittwoch. Das sei im Übrigen auch bei dem inhabergeführten Unternehmen Solaris so.

Doch für deutsche Ohren von Interesse dürfen eher die Inhalte der Energiediskussion sein. Polen setzt auf den Einstieg in die Kernenergie und hält gleichfalls an Abbau und Verstromung der heimischen Steinkohle fest. Deutschland geht hier bekanntermaßen den entgegengesetzten Weg.

Drei Tage zuvor, am 16. März 2013, lädt das Institut zum 20. Leipziger Europaforum. Inwieweit Europa Gestaltungsmacht sein und die EU den globalen Entwicklungen Stand halten kann, darüber diskutieren Experten aus Frankreich, Irland, Polen, den USA und Deutschland.

Die von vielen Leipzigern nachgefragte “soft power” des Instituts, also Jazz und klassische Musik, Film und Literatur, kommt dabei auch künftig nicht zu kurz. Bereits an diesem Freitag, 1. Februar 2013, bietet das Lutoslawski Quartet auf Einladung des Instituts im MDR-Kubus am Augustusplatz Werke des bedeutenden polnischen Komponisten Witold Lutoslawski. Beginn ist 20 Uhr.

Auch zur Leipziger Buchmesse im März wird man wieder mit verschiedenen Veranstaltungen präsent sein. Im Vorjahr standen der Arzt, Kinderbuchautor, Pädagoge und Vorkämpfer für Kinderrechte Janusz Korczak (1878-1942) sowie der Schriftsteller, Literaturkritiker, Grafiker und Zeichner Bruno Schulz (1892-1942) im Mittelpunkt. In diesem Jahr hingegen werden lebende Autoren im Vordergrund stehen: “allen voran der auch in Deutschland bekannte und permanent nobelpreisverdächtige Adam Zagajewski”, wie Rainer Mende vom polnischen Institut sagt.

Mit dem Veranstaltungsformat “tranzyt” will man zur Buchmesse wiederum Werken der belorussischen, ukrainischen und polnischen Gegenwartsliteratur ein Podium bieten.

Als Polnisches Institut sehe man sich eben als “Fenster nach Osten”, also zu den mittelosteuropäischen Nachbarn Polens, wie Wojciech Wieckowski unterstrich. Gleichermaßen wolle man weiter Brücken zwischen Deutschen und Polen schlagen.

http://leipzig.polnischekultur.de
www.polnischekultur.de
www.solarisbus.pl

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar