Seit 1996 steht der 27. Januar als nationaler Gedenktag ganz im Zeichen des Erinnerns und Mahnens an die Opfer des Nationalsozialismus. 1945 hatte die Rote Armee am 27. Januar Auschwitz befreit. Die Stadt Leipzig bittet auch in diesem Jahr alle interessierten Bürgerinnen und Bürger am 27. Januar an die Gedenkstätte Abtnaundorf (Theklaer Straße/Höhe Heiterblickstraße).
Am 18. April 1945 war an dieser Stelle von Gestapo und SS eine Baracke des ehemaligen Außenkommandos des KZ Buchenwald mit 300 eingeschlossenen Häftlingen in Brand geschossen worden. Mehr als 80 von ihnen kamen dabei um oder starben später an ihren schweren Verletzungen. Seit 1958 erinnert ein steinerner Obelisk an diese Gräueltat, die als “Massaker von Abtnaundorf” in die Dokumente des Nürnberger Militärtribunals einging.
Hier beginnt 10:30 Uhr eine Veranstaltung mit Ansprache des Ersten Bürgermeisters Andreas Müller und der ukrainischen Honorarkonsulin, Jelena Hoffmann. Nach Gebeten für die Opfer des Holocaust durch Friedrich Magirius, Stadtpräsident a. D., und Janine Wagner, Theologische Fakultät, werden Kränze niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten. Musikalisch umrahmt wird die Feier vom Gewandhauskinderchor.
Für die Fahrt nach Abtnaundorf und zurück zum Neuen Rathaus stellt die Stadt kostenlos Busse bereit, die 10 Uhr am Haupteingang des Neuen Rathauses starten.
Zurück im Neuen Rathaus spricht Andreas Müller, Erster Bürgermeister, an der Gedenktafel für die ermordeten Stadtverordneten in der Oberen Wandelhalle Worte der Erinnerung und legt Blumen nieder. Anschließend – gegen 11:30 Uhr – wird in der Unteren Wandelhalle eine über die gesamte Dauer der Gedenkveranstaltung laufende Videointervention vorgestellt werden. Diese arbeitet mit einem Live-Bild von der Gedenkstätte Abtnaundorf und setzt sich mit Formen des Gedenkens sowie Fragen der Sichtbarkeit von Gedenkorten auseinander. Die Künstlergruppe – beteiligt sind Jakob Wierzba, Jakob Argauer, Melody Panosian und Danny Degner – wird ihr Projekt präsentieren und steht für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Die Installation ist Teil des Projekts “Orte, die man kennen sollte. Spuren der nationalsozialistischen Vergangenheit in Leipzig.” der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig unter Leitung von Prof. Dieter Daniels und Prof. Torsten Hattenkerl.
Im Kunstverein Leipzig, Kolonnadenstraße 6, öffnet zeitgleich die Ausstellung zum Projekt “Orte, die man kennen sollte. Spuren der nationalsozialistischen Vergangenheit in Leipzig.”. Auf 270 Fotografien stellt die Dokumentation sowohl Orte der Verfolgung als auch Orte der Täter vor. Neben bekannten Gedenkstätten werden viele nicht markierte Orte gezeigt, deren Bezug zum Dritten Reich in der Öffentlichkeit bisher wenig präsent war. Ebenfalls thematisiert wird die Veränderung in der Erinnerungskultur nach 1990: Veränderungen von antifaschistischen Erinnerungsorten der DDR werden ebenso gezeigt wie neue Gedenkorte, die nach 1990 teils auf Initiative von Leipziger Bürgerinnen und Bürgern entstanden sind. Die Auswahl zielt nicht auf Vollständigkeit, sondern vielmehr auf die Unterschiedlichkeit der Orte und der möglichen Bilder. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die 70 Fotografien von Orten in Leipzig und Umgebung zeigt und historisch einordnet.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 27. Januar, um 11 Uhr im Kunstverein Leipzig (Kolonnadenstr. 6) eröffnet. Um 13 Uhr gibt es eine Führung.
Auch die Ausstellung “Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit”, die am 21. Januar eröffnet und vom Kulturring Berlin e. V. erarbeitet wurde, kann am 27. Januar in der Unteren Wandelhalle besucht werden. Sie gibt einen Überblick über die nationalsozialistische Homosexuellenpolitik und Einblicke in die Schicksale verfolgter Homosexueller.
Filmvorführung “Klänge des Verschweigens” in Anwesenheit des Regisseurs in der Leipziger Cinemathéque
Vom 27. Januar bis zum 30. Januar zeigt die Cinemathéque (Karl-Liebknecht-Str. 48) den neuen Dokumentarfilm “Klänge des Verschweigens” des Potsdamer Dokumentar-filmers Klaus Stanjek. Er zeichnet das Leben und die Verfolgungsgeschichte seines Onkels, des Musikers Willy Heckmann nach, der wegen seiner Homosexualität mehrere Jahre im KZ Mauthausen verbrachte. Mit detektivischer Konsequenz untersucht der Dokumentarfilm das, was jahrzehntelang verschwiegen wurde. Insgesamt 10 Jahre dauerten die Recherchen und die Herstellung dieses Films. Bis heute existieren nur sehr wenige Filme über die Verfolgung der Homosexuellen in Deutschland.
Begleitend dazu wird es am 27. Januar nach der Vorführung ein Filmgespräch mit dem Regisseur Klaus Stanjek und Rosa von Zehnle vom “Rosa Archiv Leipzig” geben, die das Thema Homosexuellenverfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus diskutieren werden.
Radio Blau beginnt mit Ausstrahlung der “Hörstolpersteine”
Ähnlich den Stolpersteinen auf der Straße tauchen die jetzt von Sprecher eingelesenen “Hörstolpersteine” unerwartet im Programm von Radio Blau auf und sollen aufmerksam machen und die Namen und Geschichten der Opfer bewahren. Im Rahmen des Projekts werden bis zum 9. November 2013, dem 75. Gedenktag der Reichspogromnacht, zu möglichst allen Stolpersteinen in Leipzig die dazugehörigen “Hörstolpersteine” erstellt und gesendet.
Nun sind die ersten 11 Hörstolpersteine fertig und werden ab den 27. Januar im Programm von Radio Blau sporadisch gesendet. Denn am 27. Januar 2013 jährt sich die Befreiung des “Konzentrationslagers” Auschwitz durch die Rote Armee zum 68. Mal. Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden. Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum internationalen Holocaust-Gedenktag. Der 27. Januar ist kein Feiertag im üblichen Sinne. Er ist ein “DenkTag”: Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft.
Dieses Projekt ist auch mit einigen Kosten für Technik und Sendezeit verbunden. Der Verein kann diese Kosten von 25 Euro pro Hörstolperstein nicht aus eigener Kraft tragen. Wir möchten Sie hiermit um eine Spende für einen oder auch gern für mehrere Hörstolpersteine und somit zur Unterstützung des Projektes bitten. Als Dankeschön werden wir Sie sehr gern als Spender des Hörstolpersteins auf unserer Webseite namentlich erwähnen.
Empfänger: Radio Blau e.V., Konto: 110 076 3984, BLZ: 860 555 92, Bank: Sparkasse Leipzig, Verwendungszweck: Hörstolpersteine
Auch Markranstädt und Markkleeberg gedenken der Opfer
In Abstimmung mit allen Fraktionen des Stadtrates der Stadt Markranstädt möchte die Stadt Markranstädt zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag, 27. Januar, um 15.00 Uhr auf den Friedhof Markranstädt, VdN-Denkmal, recht herzlich einladen. Pfarrerin Ines Schmidt wird eine Andacht zur Gedenkstunde halten.
Die Gedenkveranstaltung in Markkleeberg mit anschließender Kranzniederlegung am Denkmal im Equipagenweg ist am Sonntag, 27. Januar, geplant. Los geht es um 14:30 Uhr mit einem Film im Kleinen Lindensaal des Rathauses.
Umleitung Buslinien in Thekla wegen Kranzniederlegung am 27. Januar
Am Sonntag, 27. Januar, findet am Denkmal der Opfer des Nationalsozialismus in Abtnaundorf eine Kranzniederlegung statt. Aus diesem Grund muss die Theklaer Straße zwischen Stöhrerstraße und Braunstraße in der Zeit von 10:15 Uhr bis 11:15 Uhr für den Kfz-Verkehr in beiden Richtungen gesperrt werden. Für die Buslinien 70 und 79 ist in dieser Zeit eine Umleitung notwendig. Dabei können die Haltestellen Abtnaundorf und Heiterblickstraße von den beiden Buslinien leider nicht bedient werden.
Zum Film “Klänge des Verschweigens”:
www.klaenge-des-verschweigens.de
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