Erstmals wurde ein Deutscher an die Spitze der "Weltorganisation für psychische Gesundheit im Kindesalter" gewählt. Bis zum Amtsantritt ist es freilich noch ein wenig hin. Der Leipziger Universitätsprofessor Kai von Klitzing wird sein Amt 2016 antreten, teilt die Universität Leipzig mit.
Im Rahmen ihres 13. Weltkongresses im südafrikanischen Kapstadt hat die “World Association For Infant Mental Health” (WAIMH) den Leipziger Prof. Kai von Klitzing (57) als ersten Deutschen zum designierten Präsidenten bestimmt.
Der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik wird von 2016 bis 2020 das Präsidentenamt inne haben, bis dahin hat er den Status “president elect”. Zur Förderung des psychischen Wohlergehens und der körperlichen Entwicklung von Kleinkindern sind über 1.000 Ärzte, Psychologen, Pädagogen, Pflegefachkräfte und Hebammen aus mehr als 30 Ländern und allen Kontinenten in der Vereinigung vernetzt. Durch ihr besonderes Engagement in Afrika, Asien und Lateinamerika wurde in den letzten Jahren der Fokus zunehmend auf die Situation von Kleinkindern im Zusammenhang mit entwicklungsdefizitärer Armut, politischer Unterdrückung und Krieg gelenkt.
Prof. von Klitzing möchte seine Amtszeit dazu nutzen, dass Forschungsergebnisse zu psychologischen, sozialen und biologischen Bedingungen der frühkindlichen Entwicklung stärker in die Praxis therapeutischen und sozialpolitischen Handelns umgesetzt werden. Die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet hat in den letzten Jahrzehnten kräftig zugelegt. Die großen Unterschiede sozialer, kultureller und regionaler Art, unter denen Kleinkinder aufwachsen, benötigen dabei größere Beachtung, meint der Experte, der seit 2006 an der Leipziger Hochschule tätig ist.
2010 hatte er den Weltkongress bereits nach Leipzig holen und die hiesige Forschung vor einem breiten Fachpublikum eindrucksvoll darstellen können. Seine Wahl in die führende Position der Weltorganisation, sieht von Klitzing nun als Gesamtanerkennung für die sowohl an der Universität Leipzig als auch in den Leipziger Max-Planck-Instituten geleisteten interdisziplinären Forschungsarbeiten zur frühkindlichen Entwicklung, ihrer Auswirkungen auf die gesamte Lebensspanne sowie therapeutische Anwendungen.
“Wenn wir uns mit für unsere Gesellschaft wichtigen sozialen Problemen wie Kriminalität, psychische Krankheiten und subjektiven Leiden wie beispielsweise individuelle Vereinsamung beschäftigen, müssen wir uns den Entwicklungsbedingungen in der frühen Kindheit inklusive der Schwangerschaft zuwenden. Denn die meisten Probleme entstehen in dieser Phase. Deshalb müssen Prävention und gezielte Intervention auch schon hier ansetzen. In Sachsen und speziell in Leipzig haben wir dazu in den letzten Jahren schon viel geleistet. Aber wir dürfen nicht ruhen, die Vielzahl überzeugender wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Bedeutung der Lebensbedingungen für kleine Kinder in praktisches und politisches Handeln umzusetzen”, so von Klitzing in seiner Reaktion auf die Wahl.
www.uni-leipzig.de
www.waimh.org
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