Nicht jedes Tierchen im Leipziger Gondwanaland hat seinen abgesteckten Lebensraum. Eine kleine Gruppe schlägt sich regelmäßig durch die Bäume am Wegesrand oder kreist am Hallendach. Für den Zoo ganz normal, für die Besucher ein mitgekaufter Überraschungseffekt - oder kennen Sie sich mit Krontauben aus?
Und plötzlich sagt Zoo-Tierärztin Dr. Sandra Langguth: “Das ist hier eben wie ein echter Dschungel.” Und meint das Gondwanaland. Eine Warnung an die Besucher? Nein, eher eine Einladung, Pfeifgänse, Echsen und Krontauben naher als nah zu beobachten.
Schon Monate bevor die Halle eröffnet wurde, gab es hier die ersten freilaufenden Tiere. Sie kamen mit den angepflanzten Bäumen. Von Anfang an dabei sind beispielsweise die Anolis, baumbewohnende Echsen, die sich seitdem im Gondwanaland herumtreiben. “Die sind ganz lieb und fressen zahlreiche Insekten”, so Dr. Langguth, die nicht wirklich einschätzen kann, wie viele es von ihnen gibt. Sie sind einfach permanent unterwegs, überqueren gern auch mal die Wege. Aber: Man muss schon die Augen auf scharf stellen, um im Gondwana-Dickicht einen Anoli zu erspähen.Einfacher ist es da bei den Pfeifgänsen. Dr. Langguth kennt die Lieblingsecken der Entenvögel, die sich auch diesmal an einem künstlichen Baum zusammen mit den Kubafinken über die ausgelegten Körner hermachen. Die Tierärztin lächelt: “Für die Tiere ist es hier wie im Paradies: Dschungelatmosphäre, mit weniger Gefahren, das Futter wird hingestellt …”
Die Pfeifgänse sind auf vier Kontinenten der Erde beheimatet, haben also mit dem Klima in der Halle überhaupt keine Probleme. Ihren Namen haben sie wegen der hohen Stimmlage bekommen. Die meiste Zeit stromern sie auf dem Wasserkanal umher, geleiten förmlich die Schiffe über den eng verschlungenen Gamanil.
Gefährlich wird es für sie und die anderen freilaufenden Tiere nur, wenn sie sich mal ins falsche Gehege verirren und beim hungrigen Komodowaran landen. “Unter den Tieren spricht es sich nicht herum, wo man nicht hinfliegen sollte, aber wenn die Angstschreie immer aus derselben Richtung kommen, werden sie merken, dass dort etwas falsch ist”, so Langguth.
Nicht weit weg vom Napf beobachtet eine Krontaube die Szenerie, fast 80 Zentimeter groß, das Federkleid festlich herausgeputzt. “Unsere Krontaube ist etwas fehlgeprägt, sie treibt sich immer in der Nähe der Straußwachteln herum” und die sind auch gerade Essen fassen. Wie die Pfeifgänse ist die Krontaube nicht zufällig hier, der Zoo hat das Tier, dessen Art die größten Tauben der Welt hervorbringt, planmäßig ausgesetzt. Unter der Tropenhalle soll eben auch echte Tropenatmosphäre aufkommen. Dass die acht ausgesetzten Kubafinken dazu beitragen, ist fraglich.
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Mit den Korallenfinger-Laubfröschen sind sie als die Herren der Fliegen eher im Stillen tätig. Laut Dr. Langguth erfüllen sie ihre Aufgabe herausragend. “Ohne diese Tiere hätten wir enorm viele Fliegen im Gondwanaland. Jeder, der einen Garten hat, kann sich vorstellen, wie viele sonst in einer Halle wie dieser wären.” Zwar könnte der Zoo theoretisch auch die Bäume spritzen, aber “das kommt für uns nicht in Frage. Wir wollen das notwendige Gleichgewicht auf natürliche Art und Weise herstellen.” Dazu gehört auch, dass die Spinnen, die die Anolis leben lassen, mit den Wollläusen ein Tänzchen wagen. Sie gehören zu den größten Schädlingen in der Halle, zerfressen die Blätter zahlreicher Bäume.
Doch all diese Tiere sind größtenteils am Boden oder in den Bäumen aktiv, demnächst wird es einen Neuzugang für die Luft geben. “Wir wollen jedes Drittel besetzen und deshalb soll auch bald ein Riesenflughund seine Runden durch die Halle drehen.” Bleibt nur zu hoffen, dass die aus Versehen in die Halle geflogenen Spatz und Rotschwanz mit dem Riesenflughund nicht ins “Gehege” kommen.
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