Wenn sich ein Tier im Gondwanaland heftig am Arm schleckt, dann hat das nichts damit zu tun, dass es einsam oder selbstverliebt ist. Es könnte sich vielmehr um das Zwergplumplori Mercedes handeln, die auf dem Arm ihr Gift breitleckt. Aber sonst es ist eine ganz Süße.
Es gibt wenige Säugetiere, die giftig sind, der Zwergplumplori gehört dazu. Also aufgepasst, wenn Mercedes aus dem Gondwanaland in ihrem Gehege sitzt und wie wild an ihrem Arm schleckt, dann ist für Sie subjektiv Gefahr in Verzug. An ihrem Arm leckt sie ein Sekret breit, dass aus einer Drüse kommt. Beißt sie jemanden, kann es theoretisch bei einem menschlichen Opfer zu einer heftigen allergischen Reaktion kommen, ansonsten hält das Gift auch so Feinde fern.
Die gute Nachricht: Mercedes ist eine ganz Liebe und eigentlich auch viel zu faul, um andere zu beißen. Nur, wenn ein Fressfeind ihr die Beute streitig machen will oder jemand hinter ihrem Pelz her ist, wird sie rietzig. Aber im Gondwanaland hat sie ein “Einzelzimmer”. Ansonsten bewegt sie sich so plump wie ein Faultier, daher wahrscheinlich auch der Name Zwergplumplori. Die Loris sind Primaten, also Affen, ein Zwergplumplori ist entsprechend klein, wird kaum schwerer als ein Fußball und selten länger als 20 Zentimeter. “Sie sind nachtaktiv, in unserem Vulkanstollen sind die Tageszeiten aber gedreht, sodass Besucher das Zwergplumplori in Aktion sehen können”, so Gondwanaland-Leiter Michael Ernst.Aber erwarten Sie nicht zuviel und vor allem denken Sie nicht, hier würde jemand eine Zeitlupe zeigen: Diese Tiere bewegen sich wirklich so langsam. “Die können gar nicht schnell. Sie wollen sich so tarnen”, erklärt Ernst. Bewegten sie sich schnell, würden sie für Rascheln im Regenwald sorgen, Feinde kämen ihnen auf die Spur – und davon gibt es bei diesen Körpermaßen genug: Schlangen, Greifvögel, Raubtiere und der Mensch selbst.
“In ihrem Herkunftsgebiet Südostasien werden die Zwergplumploris gejagt. In Laos, Vietnam oder Burma sind die Leute arm und es hat sich noch immer etwas gefunden hat, was man aus Tieren machen kann.” Zur Not heuchelt ein Pharmakonzern vor, dass Medikamente auf Grundlage von Zwergplumplori-Sekreten besonders gut Schmerzen lindern können. Kommt ihnen niemand auf die Schliche, können diese Tiere 10 bis 15 Jahre alt werden und so manche Herzen brechen.
Ihr Blick hat das Potenzial dazu, nur leider bekommen ihn die Besucher des Gondwanalands nur selten zugeworfen, wie Michael Ernst weiß. “Diese Tiere verkriechen sich oft in Höhlen, bei uns in Bambusröhren, meist guckt da immer nur das Hinterteil von Mercedes raus.”
Als Mercedes kam, war sie stark übergewichtig, wog 780 Gramm statt der üblichen 300 bis 500. Nun hat sie fast ein Idealgewicht von 410 Gramm, ernährt sich im Wesentlichen von Insekten wie Heuschrecken. Hat sie Durst, leckt sie die Bäume in ihrem Gehege an, in der Hoffnung, dort hat jemand wieder Naturgummi breit geschmiert. Selten ist das nicht.
“In der Natur knabbern Zwergplumploris an der Baumrinde und trinken den Baumsaft, wir geben ihnen dazu auch im Zoo die Möglichkeit”, so Michael Ernst, der auch davon berichten kann, dass ein Zwergplumplori durchaus einen festen “Händedruck” hat. “Ist ja auch kein Wunder, sie klettern viel auf Bäumen umher und schlafen auch nachts dort.” Das ist übrigens die Lieblingsbeschäftigung des Zwergplumploris – neben dem Fressen. Ansonsten gilt: Nur nichts überstürzen!
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