So ein Leben möchte mancher Mensch gern haben. Das Zweifinger-Faultier verlässt nur ein- bis zweimal die Woche seinen Baum, klinkt sich ansonsten an einem Ast ein und harrt der Dinge, die da kommen. Selbst "menschliche" Dinge geschehen auf dem Baum.
Im Leipziger Gondwanaland ging es erst in den Winterferien wieder etwas hektischer zu, der Besuchermagnet hat noch nichts von seiner Anziehungskraft verloren, die Tiere in der Tropenhalle werden von allen Seiten begafft – wenn sie denn gefunden werden. Jeder, der sich Hoffnungen macht, ein Zweifinger-Faultier zu sehen, sollte vor allem den Kopf nach oben nehmen, denn Faulinchen und Leander aus dem Gondwanaland baumeln den ganzen Tag am Baum.
“Sie verlassen den Baum nur ein- bis zweimal die Woche, nämlich um auf Toilette zu gehen. Dafür gehen sie etwas weiter weg und klettern dann wieder hoch”, erzählt Gondwanaland-Leiter Michael Ernst, der die Tiere selbst für die tägliche 11-Uhr-Fütterung nicht dafür begeistern kann, von ihrem “Thron” hinabzusteigen. “Die Tiere haben einen langsamen Stoffwechsel, bewegen sich deshalb auch sehr wenig, weswegen die Menschen ihnen den Namen Faultier verpasst haben.”Wenn Ernst und sein Trupp in die Gehege von Faulinchen, die aus Stuttgart kam und ursprünglich Mercedes hieß, und Leander, eigentlich Magdeburger, kommen, haben sie meist Salat dabei. “Sie ernähren sich zu 98 Prozent von Blättern, in der freien Wildbahn nehmen sie sich auch mal eine Frucht vor”, doch das ist eher selten und das ist logisch. Denn ehe sie ausgeschlafen haben, ist der Regenwald leer gefressen, sie müssen nehmen, was übrig geblieben ist. Zucker ist zudem in zu großer Menge giftig. Im Zoo haben sie es so gesehen etwas besser, denn hier gibt es auch mal ein Ei oder gekochtes Hühnerfleisch. “Das nimmt ihnen hier keiner weg und sie stürzen sich auch immer zuerst drauf.”
Noch leben Faulinchen und Leander getrennt, sobald Faulinchen allerdings eine annehmbare Größe erreicht hat, soll sich das ändern. “Sie ist sehr zierlich, er ein ziemlicher Brocken, wir konnten sie so nicht zusammenstecken.”
Wenn sie sich irgendwann mal einen Ast oder einen Baum teilen und die tierischen Prozesse ihren Lauf nehmen, fände die Fortpflanzung ebenfalls hängend am Ast statt. Selbst das ist für ein Faultier kein Grund, sich im Vorfeld zuviel zu bewegen. “Sie haben natürlich auch beste anatomische Voraussetzungen dafür, ihr Fell ist am Bauch gescheitelt, sodass das Regenwasser ablaufen kann. Außerdem sind ihre Krallen wie Kleiderhaken. Sie hängen sich an den Ast und brauchen ganz wenig Energie, um dort hängen zu bleiben.”
Aber wer fragt eigentlich die Bäume im Gondwanaland?
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