Eben war noch Sommer, ein kurzer Herbst, ein paar Frosttage. Jüngst waren die Weihnachtssüßigkeiten noch hinten im Supermarkt versteckt - für alle, die es einfach nicht aushalten, bis der Totensonntag vorbei ist und die Adventszeit beginnt. Andere müssen früher loslegen, weil sie es sonst nicht schaffen - zum Beispiel 200 Buden aufzubauen mitten in Leipzigs Innenstadt. Am 22. ist es so weit.

Dann öffnet der Leipziger Weihnachtsmarkt 2011. Um 17 Uhr blasen die Posaunisten vom Balkon des Alten Rathauses, der Baum wird feierlich erleuchtet und Oberbürgermeister Burkhard Jung eröffnet den Markt, den vielleicht wieder zwei Millionen Menschen aus nah und fern besuchen werden. Zählen kann man sie ja nicht. “Es gibt nur Schätzungen”, sagt Marktamtsleiter Herbert Unglaub. Gut geeignet sind die Zahlen, die die Hauptbahnhof Promenaden jedes Jahr mit eigenen Passantenzählern ermitteln lässt.Man kann auch die Busse zählen, die mittlerweile Teil eines deutschlandweiten Weihnachtsmarkttourismus sind. Man kann auch versuchen, das Gewimmel zu taxieren, das sich an den Wochenenden in der Leipziger Innenstadt entfaltet. Weil überall Buden stehen – in der Grimmaischen, im Salzgässchen, in der Petersstraße, auf Naschmarkt und Nikolaikirchhof – und weil sich nicht alles auf den Markt konzentriert, ist das Gewimmel entsprechend groß. Und dicht. Und eng. So eng, dass auch die Karrenschieber der Stadtreinigung oft nicht mehr durchkommen.

Dafür entschuldigt sich Herbert Unglaub sogar. Und die mobile Müllentsorgung, die im letzten Jahr eingeführt wurde, hat sich ja bewährt. Es gibt keine Müllecken mehr im Markttreiben, in denen die Container überquellen. Zu regelmäßigen Zeiten holt die Stadtreinigung die Abfälle aller Händler ab. “Das hat sich bestens eingespielt”, sagt Unglaub.

Genauso, wie es sich bewährt hat, die Zahl der Buden mit Speise- und Getränkeangebot zu begrenzen. Etwas über 50 sind es, knapp jede fünfte. Soll ja kein zweites Oktoberfest sein, so der Marktamtsleiter, so wie andernorts. Wo genau, sagt er nicht. Weihnachtsmarkttouristen werden’s wissen. Denn mancher kommt weit herum in der dunklen Weihnachtszeit. “Die Städte sind mit ihren Weihnachtsmärkten alle in stärkster Konkurrenz miteinander”, sagt Unglaub. Am Montag, 14. November, hat er der Presse wieder erzählt, was dieses Jahr auf die Weihnachtsmarktgäste zukommt. Und was nicht. Zum Beispiel: keine Rekord-Weihnachtspyramide. “Das passt einfach nicht zu Weihnachten”, sagt Unglaub.Und kann sich dabei auf eine offizielle Befragung der Weihnachtsmarktbesucher durch die Stadt berufen. Die den Markt, so wie er ist, gut finden. Gute Noten gab’s dabei für die Mischung der Angebote, für Atmosphäre und freundliche Händler. Die meisten antworteten auf die Frage, was fehle: nichts. Störendes gibt es immer. Manchem sind die rund 250 Verkaufsbuden sogar zu viel. Der fühlt sich erschlagen. Wenige fanden die Angebote zu teuer. Immerhin kostet die Bratwurst auch in diesem Jahr 2 Euro, den Glühwein gibt es ab 2 Euro. Die Tasse gibt’s für einen Pfand von 2,50 Euro. Wer sie leer getrunken hat, hat die Wahl: Zurückbringen und Pfand wiederkriegen – oder mitnehmen. Ist ja eines der schönen Souvenirs. Und Sammler gibt’s längst.

50 Euro sollen – so Unglaub – schon für eine Leipziger Weihnachtsmarkttasse geboten worden sein. Immerhin: Praktisch jedes Jahr gibt’s neue Motive. Im letzten Jahr tauchten erstmals die schlankeren Becher auf mit der Ansicht eines historischen Leipziger Weihnachtsmarktes – die Dächer schneebemützt. Auch für den diesjährigen Markt wurden neue Becher bestellt – 23.000 ohne Jahreszahl, 10.000 mit.Seit einer Woche wurden die Buden auf dem Marktplatz aufgebaut. “Den Vorlauf brauchen wir schon, sonst ist das einfach nicht zu schaffen”, sagt Unglaub. “Wir müssen ja auch dafür sorgen, dass die Innenstadt durch den Aufbau nicht verstopft wird.” 192 Hütten stehen auf dem Markt. Die ersten werden schon mit Ware bestückt. Am Wochenende wird geschmückt. Dann kommen auch die 40 Hütten in der Grimmaischen Straße dran. Ab Donnerstag rollen auch die Händler ein, die eigene Hütten mitbringen. Zum Beispiel die vom mittelalterlichen Markt, der auch diesmal auf dem Naschmarkt zu finden sein wird. Die Weihnachtspyramide und der Feuerzangenbowle-Stand kommen wieder auf den Nikolaikirchhof, die Finnen bauen ihre Zelte wieder auf dem Augustusplatz auf.

Wer sich vorher informieren will, findet die Faltblätter mit den Übersichtskarten jetzt bei den Händlern der Innenstadt. Der Märchenwald steht wieder auf der Thomaswiese, der große Adventskalender im Böttchergässchen. Diesmal bespielen ihn auch Schulen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt – denn diesmal feiert hier der MDR seinen 20. Geburtstag. Und die Modelleisenbahner bauen wieder ihr Zelt auf den Augustusplatz – sie finden einfach keine leer stehenden Räume mehr in der City, wo sie ihre große Anlage aufbauen können.

Wer fehlt? – Herr Weihnachtsmann natürlich. Er reist am Freitag, 26. November, auf dem Hauptbahnhof Gleis 23 an, wird mit Blasmusik empfangen und mit der Kutsche zur Arbeit geschafft. Denn sein Arbeitsplatz ist natürlich bis zum 22. Dezember wieder seine Bude auf dem Weihnachtsmarkt, wo er Sprechstunde hält – jeden Wochentag um 16 Uhr. Motto: “Kommet zuhauf”.Was sich der Marktamtsleiter wünscht? – Dass er 2012 seinen Marktplatz wiederbekommt. Zumindest sieht es so aus, dass dann die Citytunnel-Haltestelle Markt fertig ist und die Bauleute den nördlichen und südlichen Eingang freiräumen können. Noch engen die Baugitter das Markttreiben ein. “Aber die Firma Züblin, die da unten jetzt baut, hat versprochen, dass zumindest alle Transporte bis 10 Uhr abgewickelt sind”, so Unglaub. Denn: Um 10 Uhr heißt es täglich – “Macht hoch die Tür”. Täglich ist bis 21 Uhr jede Bude geöffnet, jedes Lied zu spielen. Und weil das Warenangebot schön gemixt ist, werden Viele Vieles finden. Kleine Zahl zur Wirtschaftslage: 70 Prozent der Händler kommen mittlerweile aus Ostdeutschland. 17 sind in diesem Jahr neu. Ein Leipziger Anbieter mit Kartoffelspezialitäten zum Beispiel – zu finden auf dem Nikolaikirchhof. Oder eine Anbieterin mit Blechspielzeug aus Dresden, in der Petersstraße zu finden.

Die Lichtergirlanden, die die Abteilung Stadtbeleuchtung verantwortet, hängen auch schon alle. Vielleicht in dieser Form zum letzten Mal, denn vom 25. bis 28. November findet in Leipzig ein Licht-Workshop statt, zu dem fünf Büros eingeladen sind, um das Ist zu untersuchen und Ideen für künftige Adventsbeleuchtungen zu entwickeln. Es sind nicht die einzigen Spezialisten, die zu Forschungszwecken unterwegs sind. Aus Nürnberg zum Beispiel erwartet Unglaub Kollegenbesuch vom dortigen Christkindlsmarkt. Man will ja voneinander lernen. Weihnachten soll schön sein.

Die Besucherzahlen sprechen dafür, dass der Leipziger Weihnachtsmarkt schön ist. Mehr muss man eigentlich vorab gar nicht sagen. Wichtig nur für all jene Besucher, denen die angereisten Diebe Börsen und Taschen und schöne Stimmung gemaust haben werden – die mobile Polizeistation ist in diesem Jahr an der Ecke Markt / Katharinenstraße direkt vor “Burger King” zu finden.

Der Rest steht hier: www.leipzig.de/weihnachtsmarkt

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar